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Im Westen raus, im Osten rein Fünf-Stunden-Blitzumzug im Weißen Haus

Es muss schnell gehen: Am Morgen soll sich Barack Obama im Weißen Haus noch wohlfühlen. Am Nachmittag wird es die Heimat von Donald Trump sein. Maloche für die Hausangestellten in der Machtzentrale.

Von Michael Donhauser, dpa 20.01.2017, 09:09

Washington (dpa) - Nach 18 Monaten des Hauens und Stechens wird es feierlich in Washington: Donald Trump wird am Freitag mittag auf dem sanft geschwungenen Capitol Hill seine rechte Hand heben und seinen Amtseid ablegen.

Doch während Trump die vielfach eingeübte Formel spricht und sich die Augen der Welt auf die Bühne vor dem Kapitol richten, geht im Weißen Haus die Post ab. Nicht viel mehr als fünf Stunden haben die Umzugsleute unter der Leitung der in München ausgebildeten Chefdienerin Angella Reid, um die Wohnräume des Amtssitzes vom Haushalt Obama zum Haushalt Trump umzupolen. Irgendwann zwischen 15.30 und 17.00 Uhr wird es für Trump heißen: "Willkommen im neuen Zuhause."

Wenn die Obamas um 10.00 Uhr Ortszeit die Trumps zum Tee empfangen, wird das Weiße Haus noch aussehen wie zuvor. "Wir wollen, dass der Präsident sich solange zu Hause fühlt, bis der neue seine Hand hebt", sagt Stephen Rochon, der den Umzug von Barack Obama und den Auszug von George W. Bush begleitet hatte, der "Washington Post". Um 10.30 Uhr, wenn der neue Präsident und sein Vorgänger einschließlich ihrer Vizes samt Ehefrauen zum Kapitol aufbrechen, heißt es im Weißen Haus: An die Arbeit!

Obamas Umzugswagen fahren am Westflügel des South Porticos vor. Die von Trump am Ostende. Den eigentlichen Umzug machen die Angestellten des Weißen Hauses, Außenstehende werden nicht an die persönlichen Gegenstände der Präsidenten gelassen. "Keiner will, dass etwas Persönliches plötzlich auf eBay auftaucht", sagt Rochon. Mitmachen müssen alle, außer den Köchen. Die können schon mal Trumps Frühstück üben: Er mag Eier mit Speck, sagte er einmal. Den Speck nur halb durch, die Spiegeleier dafür ein bisschen härter.

Wenn Trump am Nachmittag nach der Präsidentenparade zurückkommt, wird er an der Pennsylvania Avenue Nummer 1600 zu Hause sein. Seine Zahnbürste wird dort liegen, wo sie immer liegt, seine Lieblingszahnpasta wird bereitliegen, Anzüge und Krawatten hängen im Schrank und der Kühlschrank ist bestückt. Kein Karton wird unausgepackt stehen bleiben. Trump gilt als Gewohnheitstier. In der Vergangenheit wurde meist auch die Bowlingbahn mit neuen Schuhen bestückt und das hauseigene Kino mit neuen Film.

Nicht öffentlich bekannt ist, welches Mobiliar Trump möglicherweise behalten will. Wertvolles Interieur, das der neue Präsident nicht haben will, kommt in ein eigens für das Weiße Haus vorgehaltenes Lagerhaus im benachbarten Bundesstaat Maryland. Dort kann sich Trump auch ein paar Antiquitäten aussuchen - wenn er will. Allzu viel wird sich nicht ändern: "Das Weiße Haus ist ein spezieller Ort. Das Weiße Haus wird bleiben, wie es ist."

Die Umzugsleute machen in den fünf Stunden, die ihnen bleiben, was sie können. Alles schaffen sie nicht. Macht auch nichts. Melania, die extravagant auftretende Ehefrau Donald Trumps zieht erst einmal nicht mit ein. Sie wird in New York bleiben und Vollzeitmutter für Sohn Barron (10) sein, um dann erst zum nächsten Schuljahr umzuziehen. Größere Umbauten sollen nach und nach erfolgen.

Das gilt nicht für das Oval Office, das Amtszimmer des Präsidenten im Westflügel. Es wird von der ersten Minute nach dem Amtseid an regierungsfähig sein. Barack Obama hatte bei seinem Amtsantritt eine Büste des nicht ganz unumstrittenen britischen Premierminister Winston Churchill durch die die amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. ersetzt. Trump hatte durchblicken lassen, er wolle dies rückgängig machen.

Informationen zu Chief Usher Angella Reid