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Argumente haben gesiegt Wie der Tummelplatz für Pinguine geschützt wird

In gut einem Jahr wird die größte Meeresschutzzone der Welt in der Antarktis Wirklichkeit. Warum, was wird geschützt, wer überwacht?

Von Von Christiane Oelrich, dpa 28.10.2016, 12:26

Hobart (dpa) - Am Ende haben die Argumente der Umweltschützer gesiegt: 24 Länder und die EU haben sich am Freitag auf die größte Meeresschutzzone der Welt in der Antarktis geeinigt. Was bedeutet das?

Immer diese Superlative. Hat nicht US-Präsident Barack Obama gerade erst die größte Meeresschutzzone ausgerufen?

Stimmt, Obama hat die Gewässer rund um Hawaii im Pazifik im August zum Schutzgebiet erklärt. Es war tatsächlich die größte marine Schutzzone der Welt. Bis jetzt. Das Schutzgebiet in der Antarktis ist 1,55 Millionen Quadratkilometer groß, 50 000 Quadratkilometer - ein bisschen mehr als Niedersachsen - größer als das von Obama.

Welche Tiere leben dort?

Ein Drittel der nur in der Antarktis vorkommenden Adelie-Pinguine, ein Viertel der Kaiserpinguine, ein Drittel der Sturmvögel, die Hälfte der südpazifischen Weddel-Robben, sagt die Umweltstiftung WWF. Dazu kommen Schwertwale und Zwergwale sowie Dutzende Fischarten.

Kann man dann bald dort hinfahren und die Tiere beobachten?

Schwierig. Das Schutzgebiet liegt mehr als 3500 Kilometer südlich von Neuseeland in einer sehr unwirtlichen und gefährlichen Meeresregion, dem Rossmeer. Man wäre einige Tage mit dem Schiff unterwegs. Forschungsschiffe bleiben dort immer mal im Eis stecken.

Wenn das so abgelegen ist, sind dort bestimmt auch nicht viele Fischfangflotten unterwegs. Warum muss das geschützt werden?

Die Region ist genau wegen ihrer Lage eine der wenigen noch ziemlich intakten Ökosysteme der Welt. Dieses muss nach Überzeugung der Wissenschaftler unbedingt erhalten bleiben - auch, um die Auswirkungen des Klimawandels ohne andere Einflüsse zu untersuchen.

Also wird dort gefischt oder nicht?

Russische Fischer machen dort zum Beispiel Jagd auf schwarze Seehechte. Die Befürchtung ist: wenn die Meerestemperaturen steigen, werden mehr Fische in die kälteren Antarktisgewässer ziehen, und die Fischer würden folgen. Hinzu kommt: in der Region gibt es Krill, kleine Krebstiere, die Nahrung für viele Meereslebewesen sind und am Anfang vieler Nahrungsketten stehen. Wenn das Ökosystem gestört wird und Krill zurückgeht, hungern etwa Fische, Wale und Pinguine.

Aber zu wissenschaftlichen Zwecken darf dort noch gefischt werden. Eine ähnliche Bestimmung nutzen die Japaner aus, um trotz weltweiten Walfangverbots Wale zu fangen. Ist das nicht ein Schlupfloch?

Die Umweltschützer sagen nein, das sei in der Vereinbarung ziemlich klar umrissen: Gefischt werden dürften nur kleine Mengen, etwa, um die Größe und Gesundheit der Fisch-Populationen zu untersuchen.

Wenn das Gebiet mehr als viermal so groß ist wie Deutschland, wie soll das überwacht werden?

Gute Frage. Andrew Wright, der Vorsitzende der Kommission, die die Zone beschlossen hat, sagt, das Kleingedruckte müsse noch ausgearbeitet werden.

Sind die Wale in der Zone vor der japanischen Harpunen sicher?

Japan ist Mitglied der Kommission, es ist schwer vorstellbar, dass die Japaner zugestimmt hätten, wenn sie sich damit das Walfangen selbst verbieten würden. Das ist eine Frage des Kleingedruckten.

Wurde nicht gerade bei der Tagung der Walfangkommission in Slowenien ein Wal-Schutzgebiet verhindert?

Die Einrichtung dieser Schutzzone für Wale ist tatsächlich gescheitert. Sie hätte aber ganz woanders gelegen, im Atlantik, zwischen Südamerika und Westafrika.

Die Antarktis, das war eines der wenigen noch verbliebenen Touristenabenteuer. Sind Kreuzfahrten jetzt verboten?

Dort, wo die Schutzzone entsteht, gibt es keinen Tourismus. Kreuzfahrtschiffe wären von Neuseeland aus mehrere Tage unterwegs. Die Antarktis-Kreuzfahrten starten meist in Argentinien und Chile, auf der anderen Seite. Die sind nicht betroffen.