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Eklat bei TV-Duell Trump streut weiter Zweifel über Haltung zu Wahlergebnis

Donald Trump bleibt sich treu: Seine vielfach kritisierte Haltung, er werde das Wahlergebnis am 8. November nicht ohne weiteres anerkennen, stößt auf Kritik. Er macht dennoch weiter.

20.10.2016, 18:57

Las Vegas (dpa) - Nach seiner Weigerung während des TV-Duells in Las Vegas hat Donald Trump auch eine Anerkennung des Abstimmungsergebnisses bei der Präsidentschaftswahl am 8. November offen gelassen.

Ich werde das Ergebnis dieser großen und historischen Wahl vollkommen anerkennen - wenn ich gewinne, sagte er bei einer Kundgebung in Delaware (Ohio).

Ich werde ein deutliches Wahlergebnis akzeptieren, fuhr er fort. Ich würde mir aber das Recht vorbehalten, im Falle eines fragwürdigen Resultats dieses anzufechten oder juristisch dagegen vorzugehen.

Am Vortag hatte sich der Republikaner in der dritten und letzten TV-Debatte mit Hillary Clinton geweigert zu sagen, dass er das Wahlergebnis am 8. November anerkennen werde. Das hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Heute wiederholte Trump seine Theorie massiven Wählerbetrugs, mit dem er von seinem Sieg abgehalten werde.

Führende Mitglieder seiner eigenen Partei bezeichneten die Haltung Trumps als falsch. Ich mochte das Ergebnis von 2008 nicht. Aber ich hatte die Pflicht, es anzuerkennen, und ich habe es ohne Zögern getan, sagte Senator John McCain, der 2008 als Kandidat der Republikaner gegen Barack Obama verloren hatte. Eine solche Anerkennung ist nicht so etwas wie ein Gnadenakt. Zuvor hatten bereits weitere Republikaner zum Teil entsetzt auf Trumps Haltung reagiert.

Nie zuvor hatte ein Präsidentenkandidat vor der Wahl die Anerkennung des späteren Wahlausgangs verweigert. Die Parteiführung der Republikaner beeilte sich nach dem Duell zuzusichern, sie werde das Ergebnis auf jeden Fall akzeptieren. Auch aus Trumps Lager gab es mehrere solcher Stimmen.

Das dritte Rededuell zwischen Trump (70) und Hillary Clinton (68) in Las Vegas entschied die Kandidatin der Demokraten nach ersten Umfragen für sich - ebenso wie zuvor die beiden anderen.

Nach mehreren Trump-Skandalen lag Clinton bereits vor der Debatte - 20 Tage vor der Wahl - in Führung. Trump verpasste aus Sicht von US-Kommentatoren seine Chance, mit einem überzeugenden Auftritt das Ruder herumzureißen. Erneut ging es im Duell hart zur Sache - auch inhaltlich bei Themen wie Einwanderung, Abtreibung, Waffengesetze oder Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf.

Auf die Frage des Moderators Chris Wallace vom Sender Fox News, ob er den Wahlausgang akzeptieren werde, sagte Trump: Ich werde es mir dann anschauen. Es seien Millionen von Menschen unberechtigt als Wähler registriert, außerdem habe Clinton ein schweres Verbrechen begangen und hätte daher gar nicht antreten dürfen. Ich halte euch weiter in Atem, okay, fügte Trump nahezu kokett hinzu. Diese Haltung sei entsetzlich, erwiderte Clinton, und Wallace wies auf die Tradition der friedlichen Machtübergabe in den USA hin.

Die Aussage erregte über Parteigrenzen hinweg Unmut. US-Kommentatoren urteilten, dies sei beispiellos in bisherigen Wahlkämpfen. Er steht da völlig alleine, sagte der US-Botschafter in Deutschland, John B. Emerson, im Morgenmagazin der ARD. Eine solche Aussage habe es noch nie gegeben.

Trumps Wahlkampf-Team reagierte umgehend auf den Sturm der Entrüstung. Managerin Kellyanne Conway sagte dem Nachrichtensender CNN, der Kandidat werde das Resultat anerkennen, denn er werde gewinnen.

Trump hatte in den vergangenen Tagen mehrmals mit Verschwörungstheorien aufgewartet und den Eindruck erweckt, die Wahl werde unter Beteiligung des Clinton-Lagers manipuliert. Beweise oder Indizien dafür lieferte er jedoch nicht. Eine solche flächendeckende Manipulation ist unter anderem wegen des dezentralen Wahlsystems in den USA kaum denkbar - da sind sich Experten beider großen Lager einig. Befürchtet wird, dass Trumps Gerede über Wahlmanipulation im Falle einer Niederlage in Gewalt seiner Anhänger umschlagen könnte.

Der Ton des Duells war erneut rau. Weder zu Beginn noch am Ende gaben sich die beiden Kontrahenten die Hand. Als Clinton andeutete, Trump zahle möglicherweise keine Sozialabgaben, fuhr er dazwischen: So eine garstige Frau. An einer anderen Stelle sagte Trump, der russische Präsident Wladimir Putin habe keinen Respekt für Clinton. Weil er lieber eine Marionette hat, erwiderte Clinton in Anspielung auf die Wertschätzung ihres politischen Gegners für Putin. Du bist die Marionette, schoss Trump zurück.

Auch die in dieser Woche begonnene Offensive IS-Hochburg Mossul im Irak kam zur Sprache. Trump, der während der 90-minütigen Debatte sechs Minuten weniger Redezeit hatte als Clinton, erklärte, die US-Regierung habe den Angriff aus wahltaktischen Gründen zugunsten Clintons eingeleitet: Sie wollen gut aussehen.

Auch Deutschland kam in der Debatte vor. Reiche Verbündete wie Japan, Südkorea, Saudi-Arabien und eben Deutschland müssten mehr für militärischen Schutz durch die USA zahlen, forderte Trump. Wir werden von allen auf der Welt abgezockt.

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