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Alpe Cermis: Monsterberg hat seinen Schrecken verloren

Das Tour-de-Ski-Finale hat es in sich. Nach kräftezehrenden sieben Langlauf-Etappen wartet zum Schluss noch die Alpe Cermis. Vor zehn Jahren gehasst, hat der Aufstieg mittlerweile Kultstatus erreicht.

Von Gerald Fritsche, dpa 08.01.2016, 13:30

Val di Fiemme (dpa) - Wie eine weiße Schlange in einer dunklen Umgebung blitzt der alpine Abfahrtshang der Alpe Cermis schon bei der Fahrt nach Cavalese immer wieder einmal hervor. Für die Langläufer der Tour de Ski wirkt er wie eine Drohung.

Schließlich müssen sie am letzten Tour-Tag diesen Berg bezwingen - und zwar aufsteigend. Doch was vor zehn Jahren bei der ersten Tour einen Aufschrei der Entrüstung auslöste und Tour-Erfinder Jürg Capol bitterböse Kommentare einbrachte, ist mittlerweile das Symbol der Tour de Ski. Der Monsterberg hat seinen Schrecken verloren, wenngleich er immer noch polarisiert. Für die meisten Athleten verbindet sich mit der Alpe Cermis eine Hassliebe. Man will nicht hinauf, aber man hat auch den unbändigen Willen, den Berg zu bezwingen.

Capols Traum, ein Alp d`Huez für Langläufer zu schaffen, blieb bis kurz vor der Premieren-Tour ein kleines Geheimnis. Das habe ich nie richtig erklärt, auch nie vorher selbst getestet. Erst während der ersten Tour ist das dann wirklich durchgesickert. Und es gab einen Sturm der Entrüstung. Aber wir konnten ja nicht mehr zurück. Das erste Mal hoch zur Alpe Cermis - das war für mich der spannendste Tag in den zehn Jahren, resümiert der Tour-Vater.

Nur vier Kilometer ist der Anstieg lang, doch die haben es in sich. Teilweise müssen 26 Prozent Steigung erklommen werden. Und eben nicht im gemütlichen Wanderschritt, sondern mit Langlaufski unter den Füßen. Ästhetik sieht anders aus. Genau das bringen die Kritiker immer wieder an, doch beim Weltverband FIS erreicht sie damit nur ein müdes Lächeln. Denn von Sportlerseite ist das Klagen verstummt.

Dieser Wettkampf ist faszinierend, weil er sich von allen anderen Langlauf-Konkurrenzen abhebt, meint beispielsweise Norwegens Starläufer Petter Northug. Und dabei müsste gerade er darüber schimpfen, denn schon mehrfach hat er den Tour-Gesamtsieg auf den letzten Kilometern verloren. Mein Problem ist mein Gewicht. Ich bin zu groß und zu schwer für diesen Anstieg. Ich sehe das so, dass nur besonders leichte Athleten dort gute Zeiten erreichen können, meint Northug.

Damit könnte er richtig liegen. Die Schnellsten im Anstieg sind zumeist körperlich kleine, besonders zähe Läufer. Die freuen sich diebisch auf den Monsterberg. So auch Sandra Ringwald, die am Sonntag erstmals die Alpe Cermis bezwingen möchte. Eigentlich wollte ich zum Sprint-Weltcup nächste Woche nach Planica. Aber es ist für mich auch an der Zeit, endlich mal dort hinaufzulaufen. Das gehört mittlerweile dazu, wenn man ein vollkommener Langläufer sein will. Der beste Deutsche im Feld, Andreas Katz, sieht es locker. Ich habe so viel am Berg trainiert, der ssoll mir mal kommen, sagt er augenzwinkernd.

Tour de Ski auf der Alpe Cermis

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