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Wirtschaft hält sich zurück China-Geschäft läuft schlecht

Viele deutsche Unternehmen in China fühlen sich weniger willkommen. Die Probleme nehmen zu, die Gewinne gehen zurück. Da zögert die Wirtschaft mit neuen Investitionen. Gibt es Aussicht auf Besserung?

Von Andreas Landwehr, dpa 29.11.2016, 11:10

Peking (dpa) - Deutsche Unternehmen zeigen spürbare Zurückhaltung beim Ausbau ihres China-Geschäfts. Aktuell rechnet jedes vierte Unternehmen mit Gewinnrückgängen. Besonders betroffen ist der deutsche Maschinenbau.

Die wirtschaftliche Situation im Reich der Mitte wird als "eine der schwierigsten innerhalb der letzten Jahre" bewertet, wie der Präsident der deutschen Handelskammer (AHK) in China, Lothar Herrmann, in Peking bei der Vorlage der jährlichen Umfrage zum Geschäftsklima sagte.

Für das kommende Jahr sei man gleichwohl wieder etwas optimistischer.

Die deutschen Investitionsabsichten in China sind laut der Umfrage auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gesunken. Der Anteil der Firmen, die in diesem Jahr noch Investitionen und Personal ausgebaut haben, ist auf dem tiefsten Niveau seit 2012.

Ein Drittel der deutschen Unternehmen gibt an, sich in China weniger willkommen zu fühlen. Unter denjenigen Firmen, die bereits seit mehr als zehn Jahren in dem Land tätig sind, steigt der Anteil sogar auf 42 Prozent. An der Umfrage im September beteiligten sich 426 deutsche Unternehmen - davon ein großer Teil aus dem Maschinenbau, der Autoindustrie und dem Dienstleistungsbereich.

Die Antworten zeigen, dass die Geschäfte in China schwieriger werden. Steigende Personalkosten, der Mangel an qualifiziertem Personal sowie das langsamere Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt machen den Firmen zu schaffen. Auch die Konkurrenz durch chinesische Anbieter wird schärfer. Unzureichende Rechtssicherheit und unklare Rahmenbedingungen entwickeln sich stärker zu Hürden für Unternehmen.

Die Zahl der Beschwerden und Hilfegesuche deutscher Betriebe bei der Botschaft in Peking sei schon im vergangenen Jahr "stetig gestiegen", aber in diesem Jahr "steil nach oben gegangen", berichtete Botschafter Michael Clauß bei der Vorlage der AHK-Umfrage. Beklagt werden demnach vor allem Diskriminierung durch wachsenden lokalen Protektionismus oder ökonomischer Nationalismus.

Beschränkungen des Internets und dessen langsame Geschwindigkeit sowie mangelnder Schutz geistigen Eigentums beeinflussen die Geschäfte ebenfalls negativ. Auch erwartet nur weniger als die Hälfte der Unternehmen noch, dass von den groß angekündigten, aber zögerlich umgesetzten Wirtschaftsreformen in China positive Impulse auf das Investitionsklima ausgehen werden. "Viele Unternehmen sagen, dass sie eine schnellere Umsetzung der Wirtschaftsreformen erwartet hätten", sagte Herrmann.

Der chinesische Markt verliert insgesamt auch an Bedeutung. Die Zahl der Unternehmen, für die China zu den drei wichtigsten Märkten weltweit zählt, ist seit 2014 rückläufig. Beim Umsatz fiel dieser Anteil von 61 auf 44 Prozent, beim Gewinn von 56 auf 38 Prozent. Zehn Prozent der Firmen haben zwar keine konkreten Pläne, China zu verlassen, aber denken zumindest darüber nach. Ein Prozent will wegen rückläufiger Verkäufe und Gewinne innerhalb eines Jahres abwandern.

Auch der positive Einfluss des Wirtschaftswachstums, der Zuwächse in den jeweiligen Industrien und der Wirtschaftsreformen auf das Investitionsklima lässt aus Sicht der deutschen Unternehmen nach. Suchte vor drei Jahren noch jeder zweite Betrieb einen neuen Standort innerhalb der nächsten zwei Jahre, ist es heute nur noch jeder vierte. "Man wird etwas zögerlich", erklärte Herrmann.

Bei den drei wichtigsten Negativfaktoren für das Investitionsklima wie Luftverschmutzung, langsamem Internet und Online-Zensur hat es "keine Fortschritte gegeben", sagte der AHK-Präsident. Mehr als die Hälfte der Unternehmen klage darüber.

AHK-Umfrage