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"Kritischer Zustand" Ein Drittel der Arbeitsplätze bei Blohm+Voss fallen weg

Um Blohm+Voss steht es schlechter als gedacht. Das hat die Bremer Lürssen-Gruppe herausgefunden, nachdem sie die Hamburger Werft gekauft und überprüft hat. Nun geht es ans Aufräumen, und das wird bitter für die Beschäftigten.

Von Eckart Gienke, dpa 28.02.2017, 10:41

Hamburg (dpa) - Bei der Hamburger Werft Blohm+Voss sollen rund 300 von knapp 1000 Arbeitsplätzen wegfallen. Dabei seien auch betriebsbedingte Kündigungen möglich, teilten Geschäftsführung und Aufsichtsrat bei einer Betriebsversammlung in Hamburg mit.

"Unsere mehrwöchige Analyse zeigt, dass dringend erforderliche Investitionen ausgeblieben sind, Konstruktions- und Fertigungsprozesse nicht ausreichend modernisiert und die Kostenstrukturen nicht den realen Bedingungen angepasst wurden", erklärte Aufsichtsratschef Klaus Borgschulte. Zugleich sei der Auftragsbestand im Schiffneubau erheblich gesunken und die schwache Auftragslage in Teilen des Reparaturgeschäfts belaste die Werft.

Lürssen hatte Blohm+Voss im vergangenen Jahr übernommen und zunächst offengelassen, ob der Standort künftig auch für den Neubau von Luxusjachten genutzt wird, einem der wesentlichen Standbeine der Gruppe. Davon ist nun keine Rede mehr. "Blohm+Voss ist in einem kritischen Zustand", sagte Geschäftsführer Dieter Dehlke. Nun soll die Hamburger Werft innerhalb der Lürssen-Gruppe einen bedeutenden Beitrag im Marineschiffbau leisten, sowohl bei der Konstruktion wie auch der Fertigung. Lürssen wolle sich so für den Bau weiterer Korvetten der Klasse 130 optimal vorbereiten.

Zudem solle Blohm+Voss ein ziviles Standbein behalten. Lürssen plane, den Schwerpunkt der gruppenweiten Refit-Aktivitäten in Hamburg zu konzentrieren, das ist die Überholung und oft luxuriöse Aufwertung von Jachten.

Bereits am Vortag hatte die Lloyd-Werft in Bremerhaven den Wegfall von 117 ihrer rund 400 Arbeitsplätze angekündigt. Auch diese Werft, die zur malaysischen Genting-Gruppe gehört, wollte sich auf den Neubau von Luxusjachten konzentrieren und konnte keinen Auftrag ergattern.

Der Schiffbau liegt weltweit darnieder und erhält nur wenig neue Aufträge für Handelsschiffe, doch generell stehen die deutschen Werften dank ihrer Spezialisierung auf hochwertige Nischenprodukte noch gut da.