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Beispielloses Debakel Samsung führt Note 7-Brände auf Batterie-Probleme zurück

Samsung hat sich viel Zeit genommen, um die Probleme bei seinem feuergefährdeten Vorzeige-Modell Galaxy Note 7 zu untersuchen. Der Smartphone-Marktführer will verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Die Prüfung bestätigte erste Vermutungen.

23.01.2017, 15:48

Seoul (dpa) - Es waren doch die Batterien: Smartphone-Marktführer Samsung hat die Brände bei seinem Vorzeigegerät Galaxy Note 7 auf Design- und Produktionsfehler bei den Akkus zurückgeführt.

Probleme mit der Hardware und Software des Telefons schloss der Konzern dagegen aus. Mit der Markteinführung seines nächsten Spitzenmodells Galaxy S8 will sich der Apple-Konkurrent indes mehr Zeit lassen als üblich. 

Fast 700 Experten hätten bei der monatelangen Ursachenforschung mehr als 200.000 Smartphones und mehr als 30.000 Batterien überprüft, teilte Samsung am Montag mit. Das Unternehmen übernehme die Verantwortung für "unser Versagen, die Probleme beim Batterie-Design und beim Produktionsprozess vor der Markteinführung des Note 7 zu erkennen und bestätigen", sagte der Leiter der Smartphone-Sparte, Koh Dong Jin, in Seoul. 

Samsung hatte mit dem Telefon, das gegen Apples iPhone 7 antreten sollte, ein für die Branche beispielloses Debakel erlebt. Die dadurch entstandene Belastung im operativen Geschäft bezifferten die Südkoreaner auf 5,3 Milliarden Dollar (etwa 4,9 Mrd Euro).

Nach ersten Bränden hatte Samsung im September zunächst eine Austauschaktion eingeleitet. Nachdem aber auch vermeintlich sichere Ersatzgeräte in Brand gerieten, stellte das Unternehmen die Produktion und den Verkauf des Modells komplett ein. Es folgten Klagen von Verbrauchern unter anderem in den USA und Südkorea. Bisher seien 96 Prozent von etwa drei Millionen "verkauften und aktivierten Geräten" zurückgegeben worden, hieß es.

Mit der Fehleranalyse und der Veröffentlichung setzt Samsung auch darauf, verlorengegangenes Vertrauen bei den Kunden zurückzugewinnen. Über die interne Analyse bei Samsung hinaus hatten sich drei unabhängige Industrie-Organisationen einschließlich zweier Firmen aus den USA mit den Problemen beschäftigt. Der TÜV Rheinland analysierte dabei die Zulieferkette. Bei den Überprüfungen wurden den Angaben zufolge sowohl bei den Batterien im ersten Note 7 als auch beim zweiten Batterie-Modell von einem anderen Hersteller Fehler gefunden.

Der erste Batterietyp wurde von einer Schwesterfirma von Samsung Electronics geliefert, der zweite stammt nach Berichten südkoreanischer Medien vom chinesischen Hersteller Amperex Technology Ltd (ATL). "Wir haben die technischen Probleme gefunden und gelöst, die die Defekte ausgelöst haben könnten", erklärte Samsung SDI. Es seien 150 Milliarden Won investiert worden, um die Qualitätskontrolle bei Akkus zu verbessern. 

Koh kündigte Maßnahmen an, durch die eine Wiederholung ähnlicher Pannen künftig vermieden werden soll. Die Lehren der vergangenen Monate wolle man sich für die Verfahren und Kultur des Unternehmens zunutze machen. Zu den Schritten gehöre auch ein mehrschichtiges Sicherheitsmaßnahmen-Protokoll schon in der Planungsphase und ein achtstufiger Sicherheitscheck bei den Akkus, sagte Koh.

Samsung hofft, mit der Veröffentlichung der Analyse die Angelegenheit aus der Welt schaffen zu können, bevor sein nächstes Flaggschiff-Modell Galaxy S8 vorgestellt wird. Wann dieses aber eingeführt wird, ist noch unklar. Es gebe derzeit keine Pläne, das S8 beim Branchentreff Mobile World Congress in Barcelona vorzustellen, sagte Koh. Zuletzt hatte Samsung die Veranstaltung in Spanien stets genutzt, um neue Generationen der S-Serie vorzustellen.

Der Betriebsgewinn im Smartphone-Geschäft war wegen der Probleme mit dem Note 7 fast komplett weggeschmolzen. Allerdings prognostizierte Samsung, dass sich das Geschäft dank solider Verkäufe der aktuellen Premium-Modelle Galaxy S7 und S7 Edge wieder einigermaßen erholen werde.