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Wirtschaftsforum Streit über Privatisierung des russischen Ölsektors

Russland geht es ökonomisch etwas besser - das freut Politiker wie Unternehmen beim Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Doch das Schicksal des Riesenreichs hängt weiter an seiner Energiebranche.

01.06.2017, 16:56
Der russische Präsident Wladimir Putin hört beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg dem indischen Premierminister Modi zu. Foto: Dmitry Lovetsky
Der russische Präsident Wladimir Putin hört beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg dem indischen Premierminister Modi zu. Foto: Dmitry Lovetsky AP POOL

St. Petersburg (dpa) - Russland wird seinen strategisch wichtigen Ölsektor in den kommenden Jahren nicht privatisieren. Die Regierung habe keine derartigen Pläne, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg.

Er trat damit einem Vorschlag des Experten Alexej Kudrin entgegen. Der Ex-Finanzminister, der für Präsident Wladimir Putin ein neues Wirtschaftsprogramm entworfen hat, forderte eine Entstaatlichung der Branche in den kommenden sieben bis acht Jahren. "Der staatliche Status schadet den Unternehmen eher", sagte er.

Die großen Konzerne des russischen Energiesektors wie Rosneft (Öl) und Gazprom (Erdgas) sind zwar börsennotiert, werden aber vom Staat kontrolliert. Das Forum in Putins Heimatstadt stand dieses Mal im Zeichen einer wirtschaftlichen Erholung Russlands nach mehreren Krisenjahren. Damit steigen auch trotz westlicher Sanktionen die Geschäftsaussichten für ausländische Firmen. Wie immer kamen Hunderte Unternehmensführer und Politiker aus Russland und dem Ausland zusammen. Mit Besuchern wurden mehr als zehntausend Gäste erwartet.

"Wir sind jetzt in einer Wachstumsphase, langsam zwar, aber dafür gibt es bei uns auch keine "Blase"", sagte Vize-Ministerpräsident Igor Schuwalow. Das sorge für ein sicheres Investitionsklima. Nach einer Rezession erwartet die Regierung 2017 erstmals wieder ein Wachstum von bis zu 1,5 Prozent. Experten schätzen die Aussichten zurückhaltender ein. Sie fordern Strukturreformen sowie ein Ende der Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von Rohstoffexporten.

Der starke Rückgang der Ölpreise in den vergangenen Jahren hatte die Rohstoffmacht Russland in die Krise gestürzt. Für die nächsten drei Jahre erwarte er keine Preise von mehr als 60 US-Dollar (53,40 Euro) je Barrel (159 Liter), sagte Wagit Alekperow, Chef des zweitgrößten russischen Ölkonzerns Lukoil. Derzeit kostet ein Barrel der richtungsweisenden Ölsorte Brent gut 50 Dollar.

Kudrin als Wirtschaftsliberaler forderte deshalb, Russland sollte die Ausfuhr von Nicht-Rohstoffen verdoppeln. Russische Produkte müssten fit werden für den Weltmarkt. Gastland des Forums ist in diesem Jahr der langjährige russische Handelspartner Indien.

Webseite Internationales Wirtschaftsforum