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IW-Studie Studie: Flüchtlingszuwanderung kann Wachstum ankurbeln

Für ihre Flüchtlingspolitik muss Bundeskanzlerin Merkel viel Kritik einstecken. Für die deutsche Wirtschaft kann die Zuwanderung Hunderttausender Menschen Ökonomen zufolge jedoch positiv sein.

15.01.2017, 07:46

Köln (dpa) - Die Zuwanderung Hunderttausender Flüchtlinge hat einer Studie zufolge einen positiven Effekt auf das deutsche Wirtschaftswachstum.

Nach Berechnungen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) kann das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dadurch bis 2020 um insgesamt rund 90 Milliarden Euro steigen.

Das IW schätzt den BIP-Zuwachs in diesem Jahr auf rund 0,4 Prozent. Bis 2020 könnte sich dieser Effekt auf knapp ein Prozent jährlich erhöhen, heißt es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Wirtschaftliche Impulse erwarten die Ökonomen vor allem vom privaten Konsum und den zusätzlichen Ausgaben des Staates für die Integration der Menschen. Da nur ein Teil der Flüchtlinge in der nächsten Zeit einen Job finden wird, dürfte allerdings die Erwerbslosenquote um rund 1,5 Prozentpunkte steigen. Die Forscher unterstellen dabei, dass 2020 etwa die Hälfte der im Jahr 2015 angekommenen erwerbsfähigen und - willigen Flüchtlinge einen Arbeitsplatz hat.

Die steigende Erwerbslosigkeit wirkt sich statistisch gesehen auch negativ auf das jährliche Pro-Kopf-Einkommen aus, das um bis zu 800 Euro sinken könnte. "Wie stark die simulierten Effekte tatsächlich ausfallen, wird maßgeblich davon abhängen, wie gut die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt", erläuterte IW-Experte Tobias Hentze.

Notwendig sind aus seiner Sicht vor allem Investitionen in die Qualifizierung der Menschen. Zwar habe fast jeder fünfte Asylbewerber studiert, mindestens ebenso viele hätten allerdings nur eine Grundschule oder überhaupt keine Schule besucht. Das Gros der Menschen habe bei der Ankunft nur geringe oder keine Deutsch-Kenntnisse.

Die Kosten für die Integration der Menschen schätzen die Autoren der Studie auf bis zu 28 Milliarden Euro pro Jahr. Dazu zählen die Sozialausgaben für nicht erwerbstätige Flüchtlinge, Kosten für Unterbringung und Verpflegung, Bildungsausgaben, sowie öffentliche Investitionen, zum Beispiel für den Wohnungsbau.

Je mehr Flüchtlinge möglichst schnell eine qualifizierte Arbeit fänden, desto stärker werde die Staatskasse entlastet. "Wenn das Geld in effektive Förderprogramme investiert wird, kann es langfristig durch steigende Steuereinnahmen zum großen Teil wieder hereingeholt werden", argumentiert Hentze. Allerdings müsse die Politik die Unternehmen unbürokratisch bei der Beschäftigung der Menschen unterstützen.

Auch nach Einschätzung anderer Ökonomen wird das alternde Deutschland langfristig wirtschaftlich von Zuwanderung profitieren - wenn es gelingt, die Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt einzugliedern.