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Fußball Costly vom FCM: „Zu viel Hass und Neid“

Wie Marcel Costly vom 1. FC Magdeburg mit Beleidigungen in sozialen Medien umgeht - und wie er zur Ruhe kommt.

Von Manuel Holscher 06.03.2020, 00:01

Magdeburg l Marcel Costly hat momentan eigentlich jeden Grund, gut gelaunt zu sein. Schließlich hat sich der 24-Jährige unter dem neuen Trainer Claus-Dieter Wollitz beim 1. FC Magdeburg einen Stammplatz erkämpft, zudem verbuchte er beim 6:2 gegen Jena sein erstes Saisontor. Nach einer durchwachsenen Hinrunde zeigt die Formkurve nach oben.

In die Freude über die jüngste sportliche Entwicklung mischt sich bei Costly allerdings etwas, das ihn schon länger beschäftigt. In sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Twitter wird er nämlich seit Monaten kritisiert. Sie stören sich an Ballverlusten, an vergebenen Torchancen, an Fehlpässen. „Das alleine ist nicht gar schlimm, wenn es denn sachlich bleibt. Kritik gehört dazu im Fußball, gerade dann, wenn es mal nicht so gut läuft“, betont er.

Doch in der Art der Kritik liegt für ihn das Problem: Denn einige User überschreiten die Grenzen des guten Geschmacks deutlich. Sie beschimpfen Marcel Costly teils wüst, werden persönlich, beleidigen den Spieler unter jedem erträglichen Niveau. Ähnlich ging es auch schon Mitspielern wie Christian Beck und Tarek Chahed. „Diese Leute nehmen sich im Schutz der Internet-Anonymität Dinge heraus, die unmöglich sind“, sagt Costly. Und: „Allgemein gibt es in den sozialen Medien viel zu viel Hass und Neid. Jeder sollte sich mal an die eigene Nase fassen und fragen, was solche Beschimpfungen in anderen Menschen auslösen.“

Costly hat für sich eine klare Strategie entwickelt: „Wenn mir jemand während einer schlechten sportlichen Phase etwas Unangebrachtes schickt, dann lösche ich das sofort. Kommentare lese ich mittlerweile gar nicht mehr.“

Dadurch will er sich selbst schützen und Gedanken über diese Leute sparen. Trotzdem blieb aber auch Marcel Costly in den vergangenen Wochen nicht verborgen, dass sich durch viele Äußerungen in sozialen Medien ein negatives Gesamtbild ergeben hat, das sich auch auf die Tribüne überträgt. So wurde nach Fehlpässen geraunt oder sogar gepfiffen. Und diese direkte Reaktion hat er natürlich mitbekommen.

Deshalb war für ihn der Moment nach dem Tor gegen Jena ganz besonders: „Es tat unheimlich gut, es den Kritikern gezeigt zu haben, auch wenn ich das Tor in erster Linie für den Verein, die Mannschaft und mich erzielt habe.“

FCM-Trainer Wollitz machte unterdessen von Beginn an keinen Hehl daraus, dass er Costly schätzt: „Marcel investiert sehr viel, hat enorm viele Ballkontakte, unglaublich viele tiefe Wege. Und gerade weil er viel investiert, ist auch mal der eine oder andere Fehler dabei. Darüber gucke ich dann aber wegen seiner Qualitäten hinweg.“

Diese Ehrlichkeit des Trainers ist es, die dem flexiblen Spieler, der links wie rechts auflaufen kann, Sicherheit gibt. „Ich weiß beim Trainer genau, woran ich bin. Es ist eine tolle Mischung aus konstruktiver Kritik und Anfeuerung. Jeder hat bei ihm das Gefühl, zum Team zu gehören“, sagt er.

Um neben dem Platz Abstand vom ganzen Trubel zu bekommen, hat Marcel Costly die Meditation für sich entdeckt. „Früher war ich noch viel emotionaler, habe auch auf Beschimpfungen reagiert. Doch durch die Meditation gehe ich damit viel gelassener um, kann die negativen Nebengeräusche ausblenden“, verrät er. Mit Hilfe einer App sucht er sich Übungen aus, die manchmal zehn, manchmal 20 Minuten dauern. Angefangen hat er damit vor rund vier Monaten, mittlerweile nutzt er diese Entspannungsmöglichkeit täglich.

Am Freitag (19 Uhr) im Spiel beim MSV Duisburg hat Marcel Costly gute Karten, erneut in der Startelf zu stehen. Und eine gute Leistung, ein weiteres Tor wäre sicherlich ein weiteres Argument gegen seine Kritiker.

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