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Fußball Der mentale Aspekt im Abstiegskampf

Für den 1. FC Magdeburg zählt am Sonntag (13.30 Uhr) gegen Sandhausen nur ein Sieg. Sportpsychologe Oliver Stoll spricht über Druck.

Von Manuel Holscher 09.03.2019, 00:01

Magdeburg l Stoll hat mit zahlreichen Sportlern und Mannschaften zusammengearbeitet. Im Interview spricht er über den mentalen Umgang mit dem Abstiegskampf, Wettkampfroutinen und Teamgeist.

Volksstimme: Herr Stoll, der 1. FC Magdeburg befindet sich in der 2. Bundesliga in der heißen Phase des Abstiegskampfes. Was macht eine solche Situation mit Spielern?

Oliver Stoll: Ein Abstieg zieht Konsequenzen nach sich, die sich vor allem auch finanziell bemerkbar machen. Das soll natürlich unter allen Umständen verhindert werden. Eine solche Situation kann dazu führen, dass sie als Bedrohung empfunden wird. Spieler grübeln dann oft, wie sie damit umgehen können. Besser wäre, wenn sie sich auf die wirklich relevanten Aspekte konzentrieren würden, sprich das Fußballspielen. Deshalb muss diese Grübelei im Abstiegskampf am besten ausgeschaltet werden – zumindest in der Vorbereitung auf ein Spiel und im Spiel sowieso.

Wie schafft man das?

Wettkampfroutinen können helfen. Das beginnt schon damit, wie sich Spieler aufwärmen. Gleiche Abläufe vor einer Partie zeigen dem Spieler, dass es wieder in die Leistungssituation geht. Spieler haben dann auch ein gewisses Gefühl von Kontrolle. Im Vorfeld, in der Ansprache kann der Trainer gezielt einwirken, indem er Bedrohlichkeit herausnimmt. Der Fokus gilt dann eher dem, was die Spieler können, was positiv ist und nicht dem Druck und dem Abstiegskampf.

Nach einem guten Start ins Jahr 2019 war der FCM zuletzt beim MSV Duisburg erstmals in der Rolle des Favoriten. Wie sehr kann eine solche neue Konstellation eine Mannschaft hemmen?

Ich kenne einige Sportler, die damit Probleme haben. Sie bringen immer dann Top-Leistungen, wenn sie der Jäger sind, nach oben wollen. Ins Gegenteil kippt diese Situation, wenn sie plötzlich gejagt werden. Das kann im Kopf eine Rolle spielen. Es ist immer einfacher, von unten nach oben zu kommen, als oben zu bleiben. Das ist mental schwierig.

Oft wird davon gesprochen, dass Spiele im Kopf entschieden werden. Wie schafft es eine Mannschaft, in diesem Bereich besser als der Gegner zu sein?

Ein gutes Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Trainer ist sehr wichtig. Es ist ein großer Vorteil, wenn der Trainer eine ganz klare Idee hat, die Mannschaft damit aber auch nicht überfordert ist. Jeder muss seine Aufgabe kennen, wissen, was er machen soll. Das muss klipp und klar kommuniziert werden und darf nach einem Misserfolg auch nicht aufgelöst werden. Bei einem Gegentor dürfen die Spieler nicht gleich wieder in den Grübelprozess kommen.

Was ist in der entscheidenden Saisonphase noch wichtig, um mental frisch zu bleiben?

Eine gute Balance zwischen Erholung und Belastung ist wichtig. Ein Sprichwort beim Laufen sagt, dass man nicht im Training, sondern in der Pause schneller wird. Wichtig ist, dass die Spieler nicht ständig mental belastet werden. Hilfreich ist auch ein gutes Mannschaftsklima. Das Kollektiv sollte im Vordergrund stehen. Das Team fokussiert sich dann auch eine gemeinsame Aufgabe, bei der der einzelne Sportler nicht so sehr im Vordergrund steht. Dieser Zusammenhalt kann das Quäntchen zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.

Der FCM spielt am Sonntag gegen Sandhausen, wieder gegen den Tabellenletzten, wieder als Favorit. Was raten Sie der Mannschaft?

Die Mannschaft sollte die Tabellensituation aus den Köpfen streichen und sich nur auf die eigenen Stärken fokussieren. Das kann man gut vorbereiten.

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