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FußballEin Punkt, der dem FCM nicht weiterhilft

Der 1. FC Magdeburg wartet im Jahr 2020 weiterhin auf den ersten Sieg. Gegen Chemnitz reichte es nur zu einem 1:1 (0:1).

Von Manuel Holscher 17.02.2020, 00:01

Magdeburg l Claus-Dieter Wollitz war kaum zu beruhigen. Nach dem 1:1 des 1. FC Magdeburg gegen den Chemnitzer FC fluchte der FCM-Trainer auf dem Weg in die Kabine lautstark. Die Szene vor dem Chemnitzer Führungstreffer brachte ihn in Rage. „Das war eine klare Abseitsstellung, mindestens ein halber Meter. So etwas muss der Linienrichter doch sehen“, ärgerte sich Wollitz.

Und der Coach hatte recht: Das 1:0 der Gäste war zwar schön herausgespielt, doch Davud Tuma stand beim Pass von Tarsis Bonga eben deutlich im Abseits. Der folgende Treffer von Dejan Bozic hätte nicht zählen dürfen (41.) – doch der durchwachsen pfeifende Schiedsrichter Christof Günsch gab ihn trotzdem. „Der Punkt ist klar zu wenig. Es kommt gerade irgendwie alles zusammen und wiederholt sich bei uns seit Wochen“, sagte Jürgen Gjasula.

Was er meint: Der FCM machte gegen Chemnitz gerade in der ersten Hälfte kein schlechtes Spiel, überzeugte vor allem kämpferisch. Doch wie schon in den Partien gegen Zwickau (1:2), in Mannheim (1:1) und gegen Meppen (0:2) traf der Gegner auch diesmal prompt mit der ersten gefährlichen Gelegenheit. Das alleine ist allerdings nur ein Teil der Misere, der sich der FCM momentan ausgesetzt sieht.

Viel schwerer wiegt nämlich die eigene offensive Harmlosigkeit, die auch gegen den CFC eklatant war. In der ersten Hälfte erspielte sich der Club keine zwingende Torchance. Marcel Costly war zwar in einer aussichtsreichen Position, vergab aber zu überhastet (9.). Aus drei Heimspielen unter Wollitz holte das Team nur einen Zähler. Klar ist: Das Unentschieden gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt hilft nicht weiter.

Die optische Überlegenheit der Gastgeber, die den Ball zwischenzeitlich gut laufen ließen und sich vom Einsatz her deutlich engagierter als zuletzt gegen Meppen präsentierten, war letztendlich nur wenig wert.

Denn die Gäste waren an diesem Tag cleverer – und in der Offensive viel strukturierter. Nach der Führung rettete Björn Rother kurz vor dem Halbzeitpfiff in höchster Not, als er den Ball akrobatisch von der Linie an die Unterkante der Latte köpfte. Es wäre wahrscheinlich so kurz vor der Pause die Vorentscheidung gewesen. Nachdem der wieder glänzend aufgelegte FCM-Torhüter Morten Behrens den Kopfball von Matti Langer parierte und das 0:2 verhinderte (56.), kämpfte sich der FCM dann aber immerhin noch mal zurück.

Der Aufschwung war eng mit den Einwechslungen von Patrick Möschl, Anthony Roczen (beide 62.) und Mario Kvesic (75.) verbunden. Denn alle drei sorgten für mehr Zug zum gegnerischen Tor. Und das zahlte sich schnell aus: Der Chemnitzer Clemens Schoppenhauer foulte Björn Rother im Strafraum, den fälligen Elfmeter verwandelte Jürgen Gjasula souverän (78.). Für den 34-Jährigen, dessen Vertrag sich mit dem Einsatz gegen Chemnitz automatisch bis Sommer 2021 verlängerte, war es das erste Saisontor. „Ich habe mich gut gefühlt, bin generell ein sicherer Schütze“, erklärte er. Der FCM hat übrigens drei feste Elfmeterschützen – Sören Bertram, Christian Beck und eben Gjasula. „Die drei haben gesagt, dass sie es unter sich ausmachen“, erklärte Wollitz.

Danach hatte Christian Beck in der Schlussphase zwar noch eine gute Kopfballchance (85.) – aber auch der Coach war mit der Offensivleistung nicht zufrieden. „Wir haben uns in den vergangenen beiden Partien viel zu wenig Chancen herausgespielt“, sagte er. Und: „Die Mannschaften, die ich bisher trainiert habe, standen immer für offensiven und attraktiven Fußball.“

Da dies beim FCM bisher nicht der Fall ist, macht sich der Coach viele Gedanken. Denn: „Den Jungs fehlt oft die Ruhe am Ball. Daran werden wir jetzt arbeiten. Ich werde über taktische und personelle Veränderungen nachdenken.“

Mit mehr Ruhe am Ball könne die Mannschaft kreativer agieren. Nach dem Geschmack des Trainers gehe seine Mannschaft auch viel zu selten in Dribblings. „Mir fehlen die intuitiven Aktionen. Oft sieht es zu sehr nach Nachwuchsleistungszentrum aus.“

Damit meint Wollitz, dass die Angriffe oft nach Schema X vorgetragen werden, so wie es viele Spieler deckungsgleich im Nachwuchs gelernt haben. „Es gibt zu selten mal Überraschungsmomente. Es sind ein paar Prozentpunkte, die fehlen“, kritisierte er. Aber: „Die bekomme ich ganz sicher rein, davon bin ich überzeugt. Um das zu schaffen, werde ich mir jetzt überlegen, was ich verändern muss.“

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