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FußballFanprotest gegen FCM-Aktion

Sportlich läuft es beim Drittligisten 1. FC Magdeburg momentan rund. Doch einige Fans kritisieren trotzdem die Club-Verantwortlichen.

Von Manuel Holscher 14.09.2017, 01:01

Magdeburg l Nachdem der FCM in der zweiten DFB-Pokalrunde Borussia Dortmund als Gegner zugelost bekam, startete der Verein eine Mitgliederkampagne. Hintergrund ist, dass Mitglieder ein Vorkaufsrecht bei Dauerkarten und auch Pokalspielen genießen. Der FCM warb damit, dass sich neue Mitglieder durch ein exklusives Vorkaufsrecht bis zu drei Tickets für das Pokalspiel gegen Dortmund sichern könnten. Da es für diese Partie vermutlich keine Karten im freien Verkauf geben wird, gab es einen wahren Mitgliederboom. Der Verein konnte sich innerhalb von vier Wochen über mehr als 1200 neue Mitglieder freuen, die Gesamtzahl stieg von rund 4900 auf 6124.

Diese Aktion veranlasste die Fans in Block U allerdings, im Ost-Derby gegen Hansa Rostock ein Transparent auszurollen. „Wenn Vorkaufsrecht mehr als Mitbestimmung zählt, ist Vereinspolitik total verfehlt!“ stand darauf. Einige Fans haben offensichtlich die Befürchtung, dass viele neue Mitglieder den Antrag nur ausgefüllt haben, um an Karten für das Dortmund-Spiel zu kommen. „Wir haben die Befürchtungen der Fans aus Block U in der AG Vereinskultur diskutiert“, sagt FCM-Präsident Peter Fechner. „Wir sind im Austausch und werden nach dem DFB-Pokalspiel beobachten, ob es vermehrt Austritte gibt. Ich glaube aber vielmehr, dass die Mitgliederkampagne vielen Fans nur den letzten Anstoß gegeben hat. Viele Leute haben eh darüber nachgedacht, Mitglied zu werden.“

Fechner verweist darauf, dass der Club auch nach dem Drittligaaufstieg viele neue Mitglieder gewonnen hatte, die nach wie vor dabei seien. „Wir kennen ja unsere Ultras, die den Club kritisch begleiten. Ich finde das auch gut“, so Fechner. Da es die Befürchtungen gebe und diese jetzt auch öffentlich geäußert wurden, müsse der Verein diese auch ernst nehmen und entsprechend Gespräche führen. „Wir stehen im ständigen Dialog. Dass dieser gut ist, hat sich auch nach dem Rostock-Spiel gezeigt, als ich zusammen mit Hansas Vorstandsvorsitzende Robert Marien in Block U war und wir mit den Fans diskutiert haben. Das ist nicht in jedem Ultra-Block möglich“, betont Fechner.

Bei dieser Diskussion war auch Matthias Niedung, Vertreter der Fanszene im Verein, dabei. Niedung findet gut, dass die Fans ihre Meinung mit Hilfe eines Transparents geäußert haben. „Bei uns im Verein wird Demokratie gelebt und gefördert. Wenn unseren Fans und Mitgliedern bestimmte Dinge auf dem Herzen liegen, dann haben sie das Recht, diese sachlich und im Sinne des Wirs zu benennen. Dies fordere und unterstütze ich in meiner Funktion auch offen“, sagt er. Allerdings hat er auch Verständnis für die Mitgliederkampagne des Vereins. „Natürlich liest es sich im ersten Moment eigenartig, wenn man den Kartenverkauf nutzt, um neue Mitglieder zu bewerben. Doch betrachtet man dies aus einer anderen Perspektive, so ist es ein positives Signal, dass der Verein vom sportlichen Erfolg der Profimannschaft direkt profitieren soll“, sagt er.

Die Grundaussage der Fanszene bleibe trotzdem richtig. Ein lebendiger Verein mit Mitgliedern, die mitgestalten, habe mehr Charme als potenzielle Mitglieder, die aus bloßem Eigenvorteil zu Mitgliedern werden würden. „Genau deshalb muss eine Mitgliederkampagne, welche auf den Werten unseres Vereins beruht, im Nachgang dauerhaft manifestiert werden“, sagt er.

Fechner betont, dass die Einnahmen durch Mitgliedsbeträge vor allem dem eingetragenen Verein, sprich der Basis, zugutekommen. „Die Einnahmen sind vorrangig für unseren Nachwuchs“, stellt der Präsident klar, dem nach eigener Aussage wichtig ist, dass sich möglichst viele Mitglieder ehrenamtlich engagieren. „Das Präsidium und zahlreiche Fans investieren schon lange viele Stunden ehrenamtliche Arbeit. Dieses Engagement wird viel zu oft übersehen.“

Um die Befürchtungen der Ultras zu entkräften, nennt Fechner ein Beispiel. „Auch vor der Ausgliederung im Frühjahr sind einige Fans in Sorge gewesen, dass sich der Verein von der Basis entfernt. Wir versuchen, ihnen durch die AG Vereinskultur diese Sorgen zu nehmen“, sagt er. „Ich glaube nicht an massenhafte Austritte von Neumitgliedern nach dem Dortmund-Spiel.“

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