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Fußball FCM durchfährt Achterbahn der Emotionen

Der 1. FC Magdeburg blickt auf ein Jahr mit vielen Höhen und einigen Tiefs zurück - 2018 war höchst emotional.

Von Manuel Holscher 30.12.2018, 00:01

Magdeburg l Für den 1. FC Magdeburg war das Jahr 2018 extrem. Es lässt sich klar teilen. Die Mannschaft eilte im ersten Halbjahr in der 3. Liga von Sieg zu Sieg. Spätestens nach dem 2:1-Erfolg Mitte April in Wiesbaden war klar, dass der große Wurf, der Zweitliga-Aufstieg, diesmal gelingen würde.

Es waren Wochen voller Emotionen. Der Höhepunkt wurde beim 2:0 zu Hause gegen Fortuna Köln erreicht. Nach diesem Sieg am 21. April 2018 wurde aus der Hoffnung schließlich Gewissheit – der Club stieg zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die 2. Bundesliga auf. Der Jubel war riesig, die Fans stürmten den Rasen, feierten gemeinsam mit der Mannschaft.

Auch in den Folgewochen ließ diese trotz einer von Trainer Jens Härtel gelockerten Trainingswoche nicht nach – holte sich am letzten Spieltag durch ein Tor kurz vor Schluss von Nils Butzen in Lotte sogar noch die Drittliga-Meisterschaft. Mit dem Sieg im Landespokal gegen Lok Stendal sicherte sich der Club sein ganz persönliches Triple.

Der oft etwas in sich gekehrte Härtel war nach dem Aufstieg erleichtert. „Nach den zehn Punkten Vorsprung im Winter haben wir schon gemerkt, dass wir Getriebene sind, ganz besonders in dieser negativen Phase zu Beginn der Rückrunde, als wir einiges von diesem Vorsprung verspielt hatten“, sagte er. Aber: „Die Mannschaft ist dann aber zurückgekommen und hat es in der Zeit, als es darauf ankam, überragend gemacht.“

Eine wichtige Rolle nahm in der vergangenen Saison Kapitän Marius Sowislo ein, der seine Karriere nach dem Aufstieg beendete. Sowislo fühlte sich für diesen Schritt bereit. „Es ist schön zu sehen, wie sich der Club in den vergangenen Jahren entwickelt hat, dass die Leute Lust auf den Verein haben. Es macht mich stolz, ein Teil von dieser Entwicklung zu sein“, betonte er.

Beim 3:1 zu Hause gegen Chemnitz wurde er noch mal mit stehenden Ovationen gefeiert. „Es war etwas ganz Besonderes, ein letztes Mal zusammen mit meiner Tochter hier ins Stadion einzulaufen und die Domglocken zu hören“, sagte er. „Da gingen mir schon ein paar Gedanken durch den Kopf.“

Im Sommer 2018 schien dem FCM alles zu gelingen. Es machte schon der Scherz die Runde, dass die Spieler selbst aus 50 Metern hätten auf das Tor schießen können – der Ball wäre trotzdem im Tor gewesen.

Diese Euphorie, dieses Spielglück und auch die Siege sollten aber nicht von langer Dauer sein. Die neue Saison, das zweite Halbjahr 2018, markierte einen klaren Wendepunkt. Nach dem 1:2 am ersten Zweitliga-Spieltag zu Hause gegen den FC St. Pauli dachten viele noch, dass dieses Ergebnis ein Ausrutscher war. Schließlich führte der Club, St. Pauli nutzte seine wenigen Chancen eiskalt.

Doch diese Erlebnisse sollten in der 2. Liga vielmehr zum Alltag werden. Der FCM schaffte es zu oft nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen, war zudem nie mit zwei Treffern in Führung. Nur einmal verließ Magdeburg das Spielfeld in der Hinrunde als Sieger – beim 1:0 in Sandhausen.

Nach den Misserfolgen geriet auch Trainer Jens Härtel immer mehr unter Druck. Die Partie am 11. November gegen Regensburg wurde dann zu seinem Schicksalsspiel. Nach dem 2:3 schien er zu ahnen, was auf ihn zukommt. Härtel ging vor die Fankurve und ließ sich von den Anhängern noch mal feiern. Es hatte etwas von einem Abschied – einen Tag später sollte aus der Vermutung dann Gewissheit werden.

Härtel wurde entlassen, nach den Aufstiegen 2015 und 2018 endete eine unter dem Strich sehr erfolgreiche Zeit. Der Ex-Coach schaffte es zuletzt aber nicht mehr, die Mannschaft in der 2. Liga auf Kurs zu bringen. Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Mario Kallnik und Sportchef Maik Franz sahen das große Ziel, den Klassenerhalt, in ernsthafter Gefahr und handelten.

Wenige Tage später wurde mit Michael Oenning der Nachfolger präsentiert. Oenning trainierte den Hamburger SV in der Ersten Bundesliga und führte den 1. FC Nürnberg zuvor in die Eliteliga. In den vergangenen Jahren war es um den 53-Jährigen allerdings ruhiger geworden. Von 2016 bis 2018 trainierte er den ungarischen Verein Vasas Budapest.

Oenning kam mit einer klaren Philosophie, mit einer klaren Idee nach Magdeburg. „Ich will Fußball spielen und nicht Fußball arbeiten“, sagte er gleich zu Beginn.

Dieser Ansatz war der Gegenentwurf zu der Philosophie seines Vorgängers. Doch die Oenningschen Ansätze fanden bei der Mannschaft Anklang, die Spieler setzen die Vorgaben des Coaches schnell um und boten in Fürth eine richtig gute Partie. Dass das Spiel am Ende innerhalb von wenigen Minuten doch noch mit 2:3 verloren ging, passte irgendwie zur Hinrunde des FCM. „Es ist häufig so gewesen, dass wir nicht die schlechtere Mannschaft waren. Trotzdem haben wir am Ende nicht gewonnen“, ärgerte sich Abwehrspieler Tobias Müller.

Was aber trotzdem Mut macht: Durch die deutlich verbesserte Spielanlage war der Club mit besser eingeschätzten Mannschaften wie Union Berlin und dem 1. FC Köln nicht nur auf Augenhöhe – das Team dominierte den Gegner zwischenzeitlich sogar.

Nach der Winter-Vorbereitung, mit der einen oder anderen personellen Verstärkung, will der FCM im Jahr 2019 dann alles für den Klassenerhalt tun. Damit das erste Halbjahr wieder in einem deutlich positiveren Licht erscheint. Und die Mannschaft weiterhin in der 2. Bundesliga spielt.

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