FußballFCM-Torjäger Sparwasser feiert 70.
Mit Jürgen Sparwasser feiert einer der bekanntesten Kicker der DDR seinen 70. Geburtstag - und das ganz in Ruhe im kleinen Kreis.
Magdeburg l „Wenn man auf meinem Grabstein eines Tages, wenn ich nicht mehr leben sollte, nur die Worte Hamburg – 1974 schreibt, weiß jeder, wer in der Kiste liegt“, sagte der vor 70 Jahren in Halberstadt geborene langjährige FCM- Kicker einmal und spielt dabei auf sein legendäres Tor zum 1:0 im WM-Gruppenspiel gegen den späteren Weltmeister BRD im Juni 1974 in Hamburg an.
Nun, so weit ist noch lange nicht, auch wenn es mittlerweile etwas ruhiger um den Jubilar geworden ist. Gab es vor fünf Jahren zum 65. Geburtstag noch eine größere Sause im beschaulichen Bad Vilbel, seiner neuen Wahlheimat seit der Flucht aus der DDR vor nunmehr 30 Jahren, geht es diesmal allein mit Gattin Christa in den Urlaub an den Bodensee.
„Die letzte große Familienfeier gab es im Dezember, als meine Frau ihren 70. feierte, und als unser Urenkel auf die Welt kam”, erklärte die FCM-Legende unlängst am Telefon. Tochter Silke (50) machte ihn 1988 zum Opa, Enkel Philipp (30) jetzt zum Uropa. Alle wohnen in der Nähe.
Erst vor gut drei Wochen traf sich Sparwasser mit seinen ehemaligen Mannschaftskameraden vom 1. FC Magdeburg in der Elbestadt, um traditionsgemäß den Europapokalsieg der Blau-Weißen vom 8. Mai 1974 zu feiern.
„Ecki (Eckhard Meyer, früherer FCM-Präsident und Inhaber des Hotels und Gasthauses ,Zum Lindenweiler‘/d. A.) hat wieder alles wunderbar vorbereitet. So auch den Besuch des Himmelfahrt-Renntages im Herrenkrug mit unseren Frauen. Da war ich das letzte Mal vor mehr als 30 Jahren. Hat sich ganz schön was getan dort”, zeigte sich der regelmäßige Magdeburg-Besucher begeistert von der Rennbahn und dem Rennverein.
Noch sind die Reihen der einstigen Europapokalhelden bei den Traditionstreffs relativ dicht geschlossen. Sparwasser: „Diesmal fehlten neben Wolfgang Abraham (2012 verstorben) nur Detlef Raugust und Detlef Enge. Raugust ist ja immer noch geschäftlich in seiner neuen Heimat im Oberammergau tätig, konnte wohl nicht weg. Enge hat sich ja schon zu DDR-Zeiten zurückgezogen, wir haben nach wie vor keinen Kontakt.“
Nur noch wenig zu tun hat Jürgen Sparwasser in seiner Geburtsstadt Halberstadt, wenngleich Bruder Diethardt noch immer dort wohnt. Die zahlreichen weiteren Halberstädter namens Sparwasser, darunter der C-Junior Pascal vom VfB Germania, sind keine Verwandten. „Die haben mit uns nichts zu tun. Auch in der Umgebung von Frankfurt gibt es einige Sparwasser, mit denen wir nichts zu tun haben, nicht verwandt sind“, so Jürgen Sparwasser.
Ansonsten fühlt sich Fußballrentner Jürgen Sparwasser noch fit: „Ich bin soweit gesund. Den Ball kann ich auch noch hochhalten, nur sprinten geht nicht mehr so.“ Beendet hat der frühere Torjäger inzwischen seine Tätigkeit in der Fußballschule von Eintracht-Idol Karl-Heinz „Charly” Körbel, trainiert aber noch sporadisch Kids in Fußballschulen.
Gefreut hat Geburtstagskind Jürgen Sparwasser als „zugereisten Hessen“ der Gewinn des DFB-Pokals durch Eintracht Frankfurt, bei der er ja 1988 nach seiner Flucht in den Westen die erste Stelle als Co-Trainer von Karl-Heinz Feldkamp antrat.
Geirrt hatte er sich dagegen mit einer vor fünf Jahren abgegebenen Prognose („Den FCM im bezahlten Fußball werde ich wohl nicht mehr erleben“). Über diesen Irrtum ist der Jubilar überhaupt nicht böse, freut sich vielmehr schon auf das ein oder andere Zweitligaspiel in der MDCC-Arena, das er besuchen wird.