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Fußball FCM-Trainer Härtel spricht über Vorbereitung

Jens Härtel, Trainer des 1. FC Magdeburg, spricht im Interview über schlechte Testspielergebnisse und Herausforderungen.

Von Manuel Holscher 14.07.2018, 01:01

Volksstimme: Herr Härtel, der FCM steht vor seiner ersten Zweitligasaison. Wie ordnen Sie diesen Erfolg mittlerweile ein?

Jens Härtel: Der Aufstieg hat zumindest keine größere Euphorie in der Vorbereitung ausgelöst. Die ersten Testspiele waren im Vergleich sogar im Regionalligajahr noch etwas besser besucht. Wir merken schon, dass diese Partien nicht mehr so gut angenommen werden. Es freuen sich aber alle trotzdem auf die Zweitligasaison. Wahrscheinlich haben viele Leute wegen der noch laufenden Weltmeisterschaft nicht so viel Lust, Freundschaftsspiele zu besuchen.

Das Trainingslager in Wesendorf geht am Sonnabend zu Ende. Sind Sie zufrieden?

Es ist ein Vorteil, dass wir nicht weit fahren müssen und dass wir wissen, was uns erwartet. Es ist unter dem Strich in Ordnung, auch wenn ich mir sicherlich wünschen würde, dass es hier und da ein bisschen besser ist.

Was hat Ihnen nicht gefallen?

Der Platz ist leider in keinem Top-Zustand. Er ist etwas zu weich, zu hoch und dadurch an manchen Stellen etwas stumpf. Der Platz war so gut, dass wir alles, was wir wollten, umsetzen konnten. Es ist aber immer noch Jammern auf hohem Niveau, weil ansonsten eigentlich fast alles so lief, wie wir es uns vorgestellt hatten.

Zuletzt reichte es nur zu einem 2:2 gegen den Regionalligisten VfB Lübeck. Beunruhigen Sie solche Ergebnisse?

Fest steht, dass die Ergebnisse in der Vorbereitung bisher nicht so sind, wie wir uns das vorgestellt haben. Es ist ärgerlich, dass wir gegen Lübeck nicht gewonnen haben. So etwas kommt aber immer mal vor. Vor einem Jahr haben wir im Rahmen des Trainingslagers 1:6 gegen Braunschweig verloren. Solche Ergebnisse schärfen allerdings immerhin die Sinne.

Sie haben in der Vorbereitung neben dem gewohnten 3-4-3-System auch ein 4-3-3 oder 4-2-3-1 spielen lassen. Welche Formation favorisieren Sie?

Wir sollten auf alle Situationen eingestellt sein. Wir müssen gucken, in welcher Grundordnung sich die Neuzugänge am wohlsten fühlen und wie sie ihre Stärken am besten mit den Jungs, die da sind, ausspielen. Das ist immer ein Prozess. Wir werden in der 2. Bundesliga wahrscheinlich noch mehr darauf schauen, wie der Gegner spielt, und uns danach aufstellen. Tore können den Charakter von Spielen verändern. Deshalb sollten wir nicht zu oft in Rückstand geraten.

Haben sich die Neuzugänge bereits integriert?

Ich habe ein gutes Gefühl, auch wenn ich natürlich nie genau in die Spieler hineinschauen kann. Sie gehen gut miteinander um, sitzen auch am Abend in verschiedenen Gruppen zusammen und unterhalten sich. Ich denke deshalb, dass sie schnell zueinanderfinden. Das ist aber auch notwendig. Wenn wir diese Geschlossenheit verlieren sollten, dann wird es für uns ganz, ganz schwer, Punkte zu holen.

Sie kritisierten zuletzt Neuzugang Mergim Berisha. Was muss er verbessern?

Es sollte keine Kritik sein. Im Moment läuft es naturgemäß noch nicht reibungslos. Er muss erst mal das erreichen, was er kann, da ist er noch nicht auf seinem Top-Level. Ich würde mir auch wünschen, dass er mal ein Tor macht und damit das ersehnte Erfolgserlebnis hat. Im Training deutet er an, dass er einige Qualitäten mitbringt, die wir ansonsten kaum im Kader haben. Deshalb kann Mergim eine sinnvolle Ergänzung sein. Er sollte sich nicht zu viel Druck machen und nicht anfangen zu grübeln. Für ihn ist aber auch nicht so einfach, weil er das erste Mal weit weg von zu Hause ist und erst mal richtig ankommen muss.

Was halten Sie von seiner Aussage in der Volksstimme, als er sich mit Zlatan Ibrahimovic verglichen hat?

Ich habe diese Aussage nicht so negativ gesehen. Beide stehen für ein spektakuläres Spiel. Es ging wohl um die Art und Weise, wie er Tore macht. Ich glaube nicht, dass Mergim es so gemeint hat, dass er so extrovertiert wie Ibrahimovic ist und sich dadurch eine Sonderstellung herausnimmt.

Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga betritt der FCM Neuland. Was erwartet den Club?

Es wird für den gesamten Verein etwas Neues. Die Anforderungen der Deutschen Fußball Liga sind für alle höher – das betrifft die Geschäftsstelle, die Sicherheit und das Ticketing. Es gibt klare Regularien, vieles ist anders. Der gesamte Verein muss erst mal ankommen. Mit Köln und Hamburg sind zwei Vereine in der 2. Bundesliga, die mit ganz anderen Zahlen als wir an den Start gehen. Wir sollten vor dem, was kommt, zwar keine Angst haben, aber schon eine gewisse Demut an den Tag legen.

Auf der anderen Seite haben wir schon in manchen Spielen gegen Erst- und Zweitligisten gesehen, dass wir nicht so weit weg sind. Wir müssen deshalb unsere Tugenden abrufen. Es darf kein Spaß sein, gegen uns zu spielen. Dafür brauchen wir eine gute Physis und müssen die Zweikämpfe regelrecht suchen.

Wird der FCM in der neuen Liga sein Spiel umstellen?

Ich denke schon, dass wir mit unserer Art, Fußball zu spielen, in der Lage sein sollten, gegen viele Zweitligamannschaften zu punkten. Der Schlüssel wird in der kommenden Saison sein, dass wir Vertrauen in unsere Spielweise haben und uns nicht verbiegen. Dafür müssen möglichst schnell die Ergebnisse passen.

Wo sehen Sie momentan noch Nachholbedarf?

Wir müssen in allen Bereichen noch zulegen, vom Defensivverhalten bis zum Umschalt- spiel. Uns fehlt momentan noch die Spritzigkeit, wir sind auch noch nicht so effizient vor dem gegnerischen Tor. In Rathenow und gegen Norderstedt haben wir gesehen, dass das dann bestraft wird. Wir müssen auch noch mehr Torchancen herausspielen.

Ex-Kapitän Marius Sowislo ist zurückgetreten, der Posten muss neu vergeben werden. Wer sind die Favoriten?

Naheliegend ist, dass die Entscheidung zwischen Christian Beck und Nils Butzen fällt. Wenn der Mannschaftsrat gewählt wurde, und sie das Votum erhalten haben, werde ich mir meine Gedanken machen, einige Gespräche führen und mich dann entscheiden. Das wird aber mindestens noch eine Woche dauern.

Was halten Sie von Neuzugängen im Mannschaftsrat?

Ich finde es ganz wichtig, dass der Mannschaftsrat ein Querschnitt des gesamten Teams ist. Dazu gehören erfahrene, junge Spieler sowie auch der eine oder andere Neue.

Standards sind bei der Weltmeisterschaft in Russland eine richtige Waffe. Hat Sie das überrascht?

Dass es so viele sind, liegt vielleicht auch daran, dass sowieso sehr wenig Tore fallen und die Statistik deshalb prozentual extrem ist. Dass Standards wichtig sind, ist für uns aber keine neue Erkenntnis. Uns waren sie immer wichtig, wir haben viele Tore durch oder nach Standards erzielt.

Beim FCM hat Nico Hammann in den vergangenen Jahren meistens die Freistöße und Ecken getreten. Wer drängt sich jetzt zudem noch auf?

Nils Butzen ist ein Kandidat, Rico Preißinger hat einen guten linken Fuß und Philip Türpitz haben wir auch für die Freistöße. Marius Bülter hat in Rödinghausen die Elfmeter geschossen.

Letzte Frage: Wann ist für Sie die kommende Saison eine gute Saison?

Wenn wir in der Saison 2019/20 weiter in der 2. Bundesliga spielen, dann war die Spielzeit gut. Wir werden um jeden Punkt hart kämpfen müssen. Es wird in der 2. Liga eine ganz andere Saison als zuletzt. Ich glaube nicht, dass die Drittligaaufsteiger unterschätzt werden. Niemand wird nach Magdeburg kommen und denken, dass dort leicht Punkte zu holen sind. Die vergangene Saison, in der die halbe Liga gezittert hat, wird vielen Mannschaften eine Lehre gewesen sein.

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Weitere Artikel zum 1. FC Magdeburg finden Sie hier.

Ein Interview mit FCM-Neuzugang nach dem Trainingslager in Wesendorf finden Sie hier.