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Fußball Ignjovski zwischen Kunst und Grätsche

Beim 1. FC Magdeburg gehört Aleksandar Ignjovski zu den knallharten Zweikämpfern im Team. Doch der 27-Jährige hat auch eine weiche Seite.

Von Manuel Holscher 10.10.2018, 01:01

Magdeburg l Aleksandar Ignjovski mag es ruhig und familiär. Während die meisten seiner Mannschaftskollegen den praktischen Standort eines Cafés auf dem Weg zur MDCC-Arena nutzen und dort oft zu Gast sind, kennt der 27-Jährige diesen Ort nicht einmal. Viel lieber isst er zu Hause, mit seiner Frau, mit seinen zwei kleinen Töchtern. „Ich habe zu Hause eine gute Kaffeemaschine“, sagt er mit einem Lächeln. Und dann im Ernst: „Meine Frau Jovana kocht sehr gut, fast so gut wie meine Mutter.“

Mit Jovana, die ein Jahr jünger ist, ist Aleksandar Ignjovski seit fünf Jahren verheiratet, seit fast zwölf Jahren sind sie bereits ein Paar. „Sie ist meine erste große Liebe“, schwärmt der Mittelfeldspieler.

Ignjovski hat eine weiche und kreative Seite, die der Fußballfan bei ihm kaum vermuten würde. Das sieht man an seinen Leidenschaften, denen er neben dem Rasen nachgeht: Ignjovski ist ausgebildeter Juwelier, außerdem malt er gerne. „Vor allem mit Pastell. Meine Tante ist Professorin für Kunsthandwerk an der Universität Belgrad und hat mir gesagt, dass ich Talent habe. Deshalb habe ich die Ausbildung gemacht“, erzählt Ignjovski.

Bei seinem Wechsel vom OFK Belgrad zum TSV 1860 München war er noch mitten in der Ausbildung. „Ich habe sie dann vergleichbar mit einem Fernstudium abgeschlossen“, erzählt er. Und: „Das ist eine ganz andere Welt, ganz anders als der Fußball. Mir gefällt es aber, kreativ zu sein, etwas zu erschaffen und zu hinterlassen. Es sind immer Unikate. Das Töpfern mit Ton liegt mir besonders. Das war mein bestes Fach in der Ausbildung.“

Seinen Ehering hat er allerdings nicht selbst gemacht. „Das ganze Werkzeug ist in der Schule in Belgrad. Es war einfacher, einen Ring zu kaufen“, sagt er und schmunzelt. Mit seinen Töchtern malt er aber oft. So gut es die Zeit zulässt. „Es macht mir Spaß und ist für die Entwicklung der Kinder wichtig“, betont er.

Diese filigranen Vorlieben sind weit weg von dem Eindruck, den er während eines Spiels hinterlässt. Iggy, wie er von seinen Mitspielern genannt wird, grätscht, kämpft, ist sich nie zu schade, die Drecksarbeit auf dem Platz zu tun.

Kein Wunder, dass Abwehrchef Dennis Erdmann, ebenfalls kein Kind von Traurigkeit, vom Mitspieler schwärmt: „Ich mag die Art, wie Iggy spielt. Bei ihm weiß ich genau, was ich bekomme.“

Vor seinem Wechsel zum FCM durfte Ignjovski seine Fähigkeiten auf dem Rasen allerdings kaum zeigen. In der vergangenen Saison verbuchte er beim SC Freiburg nur einen Einsatz, in der Europa-League-Qualifikation Anfang August 2017. In der Bundesliga durfte er gar nicht ran. „Es war das schwierigste Jahr meiner Karriere. Ich wurde in die 2. Mannschaft geschickt, ohne dass es für mich einen nachvollziehbaren Grund gab. Zwischen mir und Trainer Christian Streich hat es nicht gepasst“, erklärt Ignjovski, der auch schon bei Werder Bremen und Eintracht Frankfurt unter Vertrag stand.

Umso motivierter war er deshalb nach seiner Unterschrift beim FCM. „Ich bin seit dem ersten Tag voll dabei, versuche in jedem Training an die Grenze zu gehen“, sagt er. Denn: „Mir ist wichtig, wieder regelmäßig zu spielen. Sicherlich würde ich auch gerne wieder in der Bundesliga auflaufen. Daran denke ich jetzt aber nicht permanent. Nach der vergangenen Saison zählt für mich vor allem, einer Mannschaft wieder helfen zu können.“

Zu Saisonbeginn setzte ihn FCM-Trainer Jens Härtel allerdings auf der linken Mittelfeldseite und nicht auf seiner eigentlichen Stammposition zentral auf der Sechs ein. Erst nach der Verletzung von Rico Preißinger grätschte Ignjovski in Paderborn, Sandhausen und zuletzt gegen Dresden wieder im defensiven Mittelfeld. Mit Erfolg: Der gebürtige Serbe überzeugte als Abräumer, bildet mit Dennis Erdmann hinter und Björn Rother neben ihm ein Bollwerk. „Ich kann meine Aggressivität im defensiven Mittelfeld am besten einbringen, Zweikämpfe gewinnen, meine Passstärke ausspielen“, sagt er.

Sollte der Klassenerhalt mit dem FCM gelingen, könnte Ignjovski ein ganz persönliches Andenken an diesen Erfolg aus Ton oder Gold erschaffen – es wäre ein Unikat von besonderem Wert.

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