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StadionumbauFCM-Fans müssen in 2. Liga zusammenrücken

Ein Wermutstropfen für die Fans des 1. FC Magdeburg: In der 2. Bundesliga beginnt in Magdeburg der Umbau der MDCC-Arena.

Von Rainer Schweingel 21.04.2018, 18:13

Magdeburg l Mit seinem Stadion hat Magdeburg schon mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Das war schon beim altehrwürdigen Ernst-Grube-Stadion mit seinen markanten Flutlichtmasten so. Denn dort hatte es die legendären Meisterschafts- und Europapokalschlachten (u. a. gegen Bayern München/Schalke 04, Juventus Turin) und sogar auch mal Friedensfahrt-ankünfte gegeben. Das war vor allem in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren, bevor mit dem Niedergang des Fußballs in Magdeburg in den 1990er Jahren auch die Bedeutung des Stadions sank. Kurzzeitig geriet die Arena noch mal in den Mittelpunkt. Das war am 1. November 2000. Damals kickte der FCM den ruhmreichen FC Bayern München im DFB-Pokal vor 26.000 Zuschauern aus der zweiten Runde (5:3 nach Elfmeterschießen). Das war dann zugleich so etwas wie der Abgesang des stark sanierungsbedürftigen Stadions.

Die Kommunalpolitik entschied sich 2004 für den Neubau einer Arena für 31 Millionen Euro. Dem Verein sollte damit die bauliche Vorlage für eine langfristige positive sportliche Entwicklung gegeben werden.

Zudem schielte man in der Stadt darauf, von damals bevorstehenden Fußball-Großereignissen in Deutschland (Männer-/Frauen-WM, EM-Nachwuchs) etc. zumindest als Vorbereitungsort mit aufgenommen zu werden. In die Planung floss deshalb die Vorgabe, ein länderspieltaugliches Stadion mit rund 25.000 Sitzplätzen zu bauen – was den Bogen wieder in die Neuzeit schlägt.

Eben jene Vorgaben von damals sorgen für das Hüpfproblem von heute. Denn: Bis auf Bereiche in drei Ecken des Stadions wurden alle Tribünen mit Sitzplätzen versehen und deshalb auch nur für diese Sitzplatznutzung statisch ausgerüstet. Mehrere Tausend hüpfende Fans im Stehplatzbereich waren einfach nicht vorgesehen. Wohl nur wenige hatten damit gerechnet, dass sich die Fanszene in Magdeburg wieder so stark entwickelt, dass dafür einmal die gesamte Nordtribüne als Stehplatzbereich benötigt werden würde. Doch es kam so – und mit dieser Entwicklung auch die Statikprobleme samt Schlagzeilen.

Im November 2016 hatte das Ingenieurbüro Baudynamik Heiland & Mistler GmbH während des Heimspiels des 1. FC Magdeburg gegen den FC Hansa Rostock das Stadion baudynamisch untersucht. Ergebnis: Das rhythmische Hüpfen der Fans erzeugt sehr große Schwingungen der Tribünenkonstruktion vor allem im Bereich der Nordtribüne, aber auch im Gästebereich. „Diese verursachten nicht nur Schäden an der Stahlbetonkonstruktion, sondern hätten zudem unter den Zuschauern eine Panik auslösen können. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass sich durch die dort wirkenden Kräfte einzelne Fertigteile lösen“, hieß es damals seitens der Stadt. Die Folge: Um die Gefahr zu mindern, wurde als eine erste Maßnahme das absolute rhythmische Hüpfverbot angeordnet. Das Hüpfproblem war geboren - und es machte europaweit Schlagzeilen.

Was daraus folgte, ist aber ebenso bemerkenswert. In einer einzigartigen Aktion von der Stadt Magdeburg als Eigentümer, dem FCM als Mieter und den Fans als Tribünennutzer wurde ein Übereinkommen erzielt. Inhalt: Die Fans verzichten bis zu einem Umbau aufs Hüpfen und verhindern somit eine Sperrung des Stadions. Im letzten Moment konnte so Ende November 2016 die Absage des Heimderbys gegen Halle verhindert werden.

Was anfangs skeptisch gesehen wurde, hat sich in der Praxis bewährt: Die Fans stehen zu ihrem Wort und machen mehr Stimmung als je zuvor – verzichten aber auf das statisch problematische Hüpfen. Medien aus ganz Deutschland begleiteten diesen Prozess, der nun in eine neue Phase eintritt. Nach langer Debatte um technische und finanzielle Fragen wird die Arena elf Jahre nach ihrer Einweihung für rund elf Millionen Euro umgebaut. Rund sechs Millionen Euro davon fließen in die statische Stabilisierung sowie die Zuschauererweiterung der Nordtribüne sowie des Gästebereiches auf der Südseite.

„Die MDCC-Arena soll in großen Bereichen statisch-konstruktiv ertüchtigt, die Kapazität um rund 3900 Besucherplätze erweitert und das Stadion zweitligatauglich werden“, hatte Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) Anfang März 2018 auf der entscheidenden Stadtratssitzung geworben und Unterstützung erhalten. Wesentliche Schwerpunkte sind dabei der Umbau der Blöcke 3 bis 7 der Heimtribüne Nord vom Sitzplatz- zum Stehplatzbereich und die Stabilisierung der vorhandenen Tragkonstruktion in den Blöcken 1 bis 7 sowie der Gästebereiche 13 und 14. Außerdem plant die Stadt eine neue Kommentatoren- und Pressetribüne im Block 21, weitere WC-Anlagen und Kioske sowie zusätzliche Parkplätze.

Die Hauptarbeiten können voraussichtlich Anfang 2019 beginnen und sollen in zwei Abschnitten erfolgen. Genaue Zeiträume wurden noch nicht genannt und dürften auch erst jetzt mit dem vollzogenen Aufstieg des FCM in Abhängigkeit des Zweitliga-Spielplans festgelegt werden.

Klar aber ist laut einer Sprecherin der Stadt Magdeburg: „Bei der Planung der Bauphasen wurde berücksichtigt, dass zu jedem Zeitpunkt die Nutzung des Stadions gewährleistet ist und Spiele uneingeschränkt stattfinden können.“ Ob mit voller Zuschauerkapazität – das blieb offen.

Nach Abschluss der Arbeiten verfügt die Arena über Platz für 30.098 Zuschauer. Darunter sind 15.209 Sitz-, 14.812 Steh- und 77 Presseplätze. Dann ist die Arena – die von vielen Fans als „HKS“ für „Heinz-Krügel-Stadion“ in Erinnerung an Trainerlegende Heinz Krügel genannt wird – hüpfsicher und zweitligatauglich.

OB Trümper hatte im Rahmen der Beratungen zum Stadionumbau schon gesagt: Der Umbau gehöre zu den wichtigsten Baumaßnahmen Magdeburgs in diesem und im kommenden Jahr. „Wir investieren nicht nur in ein Stadion, sondern in die Zukunft des 1. FC Magdeburg und damit in das Lebensgefühl Zehntausender Menschen aus Magdeburg und der Region.“ Dass da was dran ist, ist nicht nur in diesen Tagen des Aufstiegs zu sehen, aber da ganz besonders.

Die Fans müssen daher in der kommenden Saison zusammenrücken – und zwar räumlich. Für die FCM-Anhänger ist das nichts Neues. Im entbehrungsreichen Kampf für ihren Club haben sie es ohnehin schon häufig getan. Und ohne dieses Zusammenrücken von Fans, Verein und Stadt hätte es ja den Aufstieg nicht gegeben. Die Chancen stehen also gut, auch diesen kleinen Makel am Aufstieg, der Stadionumbau heißt, ebenfalls zu meistern. Clubfans haben schon Schlimmeres erlebt und ausgehalten.

Mehr Informationen zum Aufstieg des 1. FC Magdeburg gibt es in unserem Liveblog.