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Schulanfang Abschied von Genthiner Kanuten

Einen besonderen Schulwechsel hat Erik Graper aus Genthin hinter sich. Er geht seit der vergangenen Woche in das Sportgymnasium Magdeburg.

Von Mike Fleske 01.09.2015, 18:04

Genthin l „Es ist für mich ein ganz neuer Schulalltag“, sagt Erik Graper. Der 13-jährige Genthiner geht seit der vergangenen Woche auf das Sportgymnasium Magdeburg. „Ich habe jeden Tag Unterricht wie alle anderen auch, aber zusätzlich auch täglich drei Stunden Training“, erzählt er. Das ist anders als bei seinen bisherigen Schultagen im Genthiner Bismarck-Gymnasium. In Magdeburg gibt es zwar auch den Unterricht mit Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik und Chemie wie an jeder anderen Schule, aber zusätzlich werden sportlich begabte Schüler besonders gefördert.

Und so kommt Eriks Wechsel nicht von ungefähr. Gilt er in Genthin doch schon seit längerem als Talent im Kanu- und Laufsport. „Er kann beides“, sagte seine Trainerin Anja Schulz von der Sektion Kanu des SV Chemie Genthin. „Wir sind gespannt, wo er am Ende am herauskommt.“ Er habe die Ausdauer und die Kraft, dass er auch als Läufer erfolgreich sein könnte. Unter anderem war der 13-Jährige auch beim Elbe-Ohre-Cup dabei. Beim Bismarckturm-Lauf in Burg belegte er bei den Kindern den ersten Platz. Schulz erinnerte sich während einer kleinen Abschiedsfeier auf dem Gelände des Kreissportbundes an Eriks sportliche Anfänge im Kanu. „Da war er vier Jahre alt und konnte kaum über den Rand des Kanus schauen, außerdem war er zu klein, um an die Steuerung zu kommen.“

Kurzerhand sei ein weiteres Loch in den Sitz gebohrt worden, damit dieser weiter vorgebaut werden konnte. „Schauen Sie mal, den gibt es immer noch“, sagt die Trainerin mit einem Lachen und hält einen Sitz in die Höhe, bei dem sich neben den vorgegebenen Befestigungsbohrungen eine weitere, etwas kleinere befindet. Mittlerweile benötigt Erik diesen Sitz nicht mehr, er reicht nicht nur bequem an die Steuerung, sondern hat sein Kanu auch so gut im Griff, dass er bei Wettbewerben vorn mit dabei ist. Besonders stolz waren auch SV-Chemie Chef Fritz Mund und Kanu-Sektionsleiterin Yvonne Riemer. „Ich bin seit 33 Jahren Vereinsvorsitzender, habe aber noch nie einen Kanuten an die Sportschule verabschiedet, das ist für mich trotz meiner Erfahrung eine Premiere“, bekannte Mund.

Für gewöhnlich seien es Handballer und Leichtathleten, die auf diesem Weg gefördert werden. So wird Erik in Magdeburg auch auf ältere Mitschülerinnen treffen, die er noch aus Genthin kennt. „Sei ein fleißiger Schüler und trainiere weiter eifrig“, gab der Vereinschef dem 13-Jährigen mit auf den Weg. Mit einem T-Shirt mit allen Unterschriften der Vereinskameraden verabschiedete sich sein Genthiner Team von ihm. „Ich habe auch was für euch“, rief Erik und hatte auch für seine Teamkollegen ein kleines Geschenk.

Große Wehmut kam aber nicht auf. „Bis zum Jahresende darf ich noch für den SV Chemie starten und wir sehen uns regelmäßig bei Wettkämpfen“, erzählte Erik. Außerdem versprach er: „Ich komme immer zu Besuch.“ Denn unter der Woche wird der 13-Jährige im Internat des Sportgymnasiums wohnen. Für ihn ist der Wechsel eine große Chance. „Es gibt viele Möglichkeiten zum Kraft- und Ausdauertraining unter besten Bedingungen“, sagt Erik. Im Winter trainieren wir in der Halle.

Dort stehe auch ein Kajaksimulator zur Verfügung. „Darauf freue ich mich schon.“ Ob der Lauf- oder der Kanusport ihm mehr am Herzen liege, verrät Erik indes nicht. „Das kommt immer ganz auf den Tag an, mal der eine, mal der andere“, meint er salomonisch. Mit den zusätzlichen Trainingseinheiten hofft er nun auf die Teilnahme an Ostdeutschen und Deutschen Meisterschaften und irgendwann soll sich auch Eriks größter Traum erfüllen: „Ich möchte mal an den Olympischen Spielen teilnehmen“, sagt er. Den ersten Schritt in diese Richtung hat er bereits getan.

Beim SV Chemie lässt man den Spitzensportler ungern ziehen. „Natürlich ist das nicht leicht für uns, aber vielleicht ist Erik ein Beispiel für andere, sich uns anzuschließen“, findet Yvonne Riemer. „Wir suchen immer Mitstreiter, bei der Jugend und auch bei den Älteren.“ Wer mitmachen möchte, kann sich unter riemererik@aol.com bei Yvonne Riemer melden.