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Drömling Reservat sorgt für Diskussionen

Der Naturpark Drömling ist auf dem Weg zum UNESCO-Biosphärenreservat. Landwirte befürchten Nachteile.

Von Anett Roisch 09.11.2015, 00:01

Rätzlingen l Henry Hartmann, der Vorstandsvorsitzende der Interessengemeinschaft (IG) Drömling, begrüßte Landwirte zur Tagung, zu der die Bauernverbände Salzwedel und Börde sowie die IG nach Rätzlingen eingeladen hatten. Naturparkleiter Fred Braumann informierte über den aktuellen Stand der Anerkennung des Naturparks zum Biosphärenreservat und über ein Eckpunktepapier, das in einer länderübergreifenden Sitzung erarbeitet wurde und als Diskussionsgrundlage dienen soll.

Ein solches Reservat hätte unter anderem den Vorteil, so Braumann, dass ein länder-übergreifendes Schutzgebiet für Sachsen-Anhalt und Niedersachsen entstehen und dass es nicht mehr so viele höchst unterschiedliche Schutzgebiete geben würde.

Die Neufassung der Landschaftsschutzgebietsverordnung sei die erste Stufe. Braumann betonte, dass immer von der politischen – aber auch von der behördlichen Seite – gesagt wurde, dass das Biosphärenreservat keine neuen Einschränkungen bringt, sondern eine Aufwertung des Schutzstatus ist. Dazu müssten aber alle Schutzverordnungen, die es jetzt im Drömling gibt, auf den aktuellen Stand gebracht werden. Ein Reservat hätte – nach Braumanns Ausführungen – den Vorteil, dass diese Schutzgebiete „vereinheitlicht“ werden könnten. Darüber hinaus betonte der Naturparkleiter, dass ein Biosphärenreservat „eine internationale Anerkennung“ bedeute. Dazu würde es „bessere Fördermöglichkeiten“ geben. Außerdem: „Wir versprechen uns in Sachen Tourismus und Vermarktung einiges.“

Braumann betonte, dass ein Biosphärenreservat beide Seiten berücksichtigen würde: Die Seite der Naturschützer, aber auch die Seite der dort lebenden und arbeitenden Menschen, beispielsweise der Landwirte.

„Im Biosphärenreservat sehe ich mittlerweile keine großen Nachteile mehr, aber die Neuausweisung des Landschaftsschutzgebietes, die eng mit dem Reservat in Zusammenhang steht, bedeutet ja eine Erweiterung des Gebietes“, sagte Hartmann. Er sähe nicht nur Einschränkungen für die Bauern, sondern auch für die Bevölkerung allgemein. „Wir gehen sehr nah an die Ortslagen ran. Es ist ja nicht so, dass man gar nicht im Landschaftsschutzgebiet bauen kann, aber das Verändern des Gebietes ist ja erst einmal grundsätzlich untersagt. Darin sehe ich das Problem“, gab er zu bedenken. Für die Landwirte bedeute es, dass sie in dem Gebiet keine Dauerkultur anlegen können, weil damit sich das Landschaftsbild ändern würde. Dauerkulturen wären jetzt zwar kein Thema, aber vielleicht in 10 oder 15 Jahren. „Das sollten wir uns nicht verbauen“, meinte der IG-Vorsitzende. Landwirte könnten nach Ansicht von Hartmann keinen höheren Zaun aufstellen, wenn zum Beispiel Dammwild gehalten werden soll. „Wer weiß, ob das in 20 oder 30 Jahren vielleicht vonnöten sein wird. Wir sehen die Notwendigkeit der Erweiterung des Landschaftsschutzgebietes nicht“, betonte Hartmann. Bei einem Reservat gäbe es aber den Vorteil, so Braumann, dass wegen des einheitlichen Schutzgebietes die Verwaltung und die Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Hartmann appellierte, dass die Schutzgebiete in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben sollten. „Wir haben den Vogelschutz gewährleistet und ein FFH-Gebiete. Das sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden“, erklärte er.

Ein Anhörungsverfahren für den Drömling, der für Natura 2000 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wird, wurde abgeschlossen. Braumann erklärte, dass er jetzt die Aufgabe hat, sich mit denen, die Einwände haben, Termine zu vereinbaren, um einvernehmliche Lösungen zu finden.