Zwischen "Null-Problem-Plakette" und HU

Staßfurt l Eine riesige schwarze Rauchwolke bläst die 52-er Dampflok in den Himmel. Ein Umweltproblem!? – Wie bitte? Michael Brandes hat den Spaß verstanden. Der Vereins-Vize verweist auf die „Null-Problem-Plakette“ am Fenster der 44-er. Und schließlich hält der Qualm auch die Fans der historischen Technik nicht davon ab, sich unmittelbar neben so eine Dampflok in die Warteschlange einzureihen. Sie wollen die stählerne Diva riechen, anfassen, sie hautnah erleben, im Führerstand mitfahren.

Brandes und seine Mitstreiter haben ein ganz anderes Problem. Es war die vorerst letzte Fahrt der 52-er Dampflok am Sonntag. Sie wird nun so lange „kalt gestellt“, bis der gemeinnützige Verein die nächste fällige Hauptuntersuchung (HU) bezahlen kann. Eine sechsstellige Summe ist aufzubringen. Deshalb machten die Eisenbahnfreunde auch bei ihrem dritten diesjährigen Fest nochmal richtig Dampf.

Und wieder mit neuen Einblicken in Eisenbahntechnik unterschiedlichster Epochen. Da kam die 411185 vom Deutsche-Bahn-Museum Halle angedampft, die fast 80 Jahre auf dem Buckel hat. Einige Meter weiter erklärten Gleisbauer, was es mit dem rund 100 Meter langen gelben Ungetüm namens „SUZ 500 UVR“ auf sich hat, das auf dem ersten Gleis parallel zur Straße „parkte“. 16 Mann hatten einst auf dieser Gleisumbaumaschine zu tun, vom Ausbau der alten Schwellen bis zur Verlegung der neuen – alles in einem Zug sozusagen. 250 Meter habe man in einer Stunde damit geschafft, 180 Kilometer im Jahr, rund 3000 Kilometer insgesamt in den 30 Jahren, die die Maschine ihren Dienst tat.

Und schließlich zog noch ein Triebwagen des Bahnsozialwerks aus Braunschweig seine Bahnen. Der übernahm auch eine Fahrt nach Egeln und zeitweise den Pendelverkehr zwischen Bahnhof Staßfurt und Vereinsgelände am Güstener Weg, wofür sonst die Freunde vom Nebenbahn Staßfurt-Egeln e.V. sorgten.

Viel Bewegung herrschte derweil natürlich auch wieder bei Anfahrten, extra für die Fotofans, in der Werkstatt, an den Modellbahnplatten sowie in den historischen Gemäuern des Lokschuppens. Den „Handel und Wandel“ wusste dort auch Armin Ludolph wieder zu schätzen. Der Bielefelder entdeckte das „Mekka der Eisenbahnfreunde“ in Staßfurt 2001. In den 15 Jahren danach ließ der Heizungs- und Lüftungsbauer dann als Händler kein Eisenbahnfest hier mehr aus. Schließlich will er seine große Sammlung eisenbahntypischer Utensilien loswerden. „Ich habe 1956 mit einer Karbidlampe aus Messing angefangen, die ich damals für acht D-Mark kaufte“, erzählt der heute 76-Jährige. Dann hatte ihn die Sammelleidenschaft gepackt. Da sein eigener Nachwuchs kein Interesse an der Sammlung hat – immerhin füllte sie je zwei Keller und Garagen – wird sie verkauft.

Der Salzlandexpress dampft zu den Weihnachtsmärkten Goslar und Dresden (2. und 9. Dezember) und bereits Sonnabend, 14. Okto- ber, zum Bahnhoffest nach Haldensleben (für 39,95/22,35 Euro; 9.13 Uhr ab Güsten, 9.19 Uhr ab Staßfurt). Weitere Infos über: www.efsft.de und www.bahnhofcenter-hdl.de