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Vogelberinger verpasst Adebar mit Hilfe von Calbenser Unternehmen einen "Personalausweis" Weißstorch Hansi gilt als etwas Besonderes

Von Andreas Pinkert 17.07.2012, 05:21

Der junge Weißstorch in der Mühlenstraße ist auf den Namen "Hansi vom hohen Schlot" getauft worden. Grund: Zum Beringen musste eine Hubbühne an einem rund 30 Meter hohen Schornstein emporsteigen. Für die Anwohner war es erneut ein kleines Spektakel.

Calbe l Der Himmel ist mit dunklen Wolken verhangen. Nervös umkreist Meister Adebar mit aufgespannten Schwingen seinen Horst. Was unter ihm vorgeht, gefällt ihm scheinbar überhaupt nicht. Von unten schiebt sich Meter für Meter eine Hubbühne am langen Schornstein aus gelbem Backstein nach oben. Im Korb stehen zwei Männer, die nur ein Ziel haben: Das Weißstorch-Junge, dass plötzlich neugierig aus dem Horst nach unten schaut.

In ungefähr 30 Meter Höhe angekommen, packt Wolfgang Grönwald den jungen Vogel fachmännisch am Hals. Ein Handgriff, den der Magdeburger aus dem Effeff beherrscht. Der ehemalige Revierförster kümmert sich seit Jahrzehnten in der Region um die Beringung von Vögeln. Schnell zieht er zwei breite schwarze Ringe aus seiner Tasche, die in Windeseile um die Beine des Jungen geklickt werden.

Unterdessen scheint das um den Schornstein kreisende Elternteil mit vorgerecktem Schnabel einen Angriff gegen die beiden Störenfriede starten zu wollen, doch dreht kurz zuvor plötzlich ab.

"Das Beringen im Jahr 2011 war ein gutes Omen, denn es gibt jetzt einen glücklichen Opa."

Unten verfolgen Anwohner das Schauspiel mit nach oben gereckten Köpfen und Kameras. "Er soll Hansi vom hohen Schlot heißen", meint Anwohner Klaus Werner. Der hohe Schlot im Namen lässt sich beim Blick zum Horst noch nachvollziehen, aber warum Hansi? "Hans-Joachim Demele hat auch in diesem Jahr seine Hubbühne für die Beringung zur Verfügung gestellt", ist nicht nur Klaus Werner dem Calbenser Unternehmer mit dem Spitznamen "Hansi" dankbar. "Im vergangenen Jahr war das Beringen ein gutes Omen, denn er ist Großvater geworden", verrät der Calbenser mit einem Augenzwinkern. Ob es bei seinem Mitarbeiter Jörg Falk nun auch klappen wird, bleibt abzuwarten. Kollege Stefan Schulze ließ nach erfolgter Aktion den bemannten Korb langsam wieder nach unten. Dort angekommen, stellt der Weißstorchbeauftragter mit Blick in seine Tasche fest, dass versehentlich zwei unterschiedliche Nummern vergeben wurden. "Das ist mir ja noch nie passiert", sagt Grönwald, der nun zwei Buchstaben-Zahlen-Kombinationen an die Beringungszentrale Hiddensee in Stralsund übermitteln muss. "Hansi vom hohen Schlot ist damit was ganz Besonderes."

Die vergebenen Daten haben die Funktion eines Ausweises. So können Zugverhalten und Zugwege, Ansiedlungsmuster der Jungvögel, Ortstreue der Brutvögel, Lebenserwartung und Todesursachen von Zugvögeln erforscht werden. Weißstörche fühlen sich in Calbe besonders wohl, brüten sie doch vorwiegend in wasserreichen Gegenden wie Flussauen und Grünlandniederungen. Brigitte Werner sorgte mit einem Imbiss für den Schlusspunkt der geglückten Aktion.

Juli 2012