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Alleenschutz 50 Birnenbäume und der Wunsch nach mehr

50 neue Birnenbäume! Das Straßenbauamt hat bei Schwarzholz nachgepflanzt, der Wischeverein wünscht sich dies auch - für die Wische.

Von Karina Hoppe 19.02.2019, 16:56

Schwarzholz/Wische l „Wir sind davon sehr angetan“, sagt Olaf Schmidt. Er ist Ratsmitglied der Gemeinde Hohenberg-Krusemark und Schwarzholzer Einwohner. Als solcher sah er, wie das Straßenbauamt des Landkreises Stendal im vergangenen Frühjahr nicht nur den Sommerweg auf der Ortszufahrt (K1065) sanierte, sondern auch Obstbäume anpflanzte. Wie der Landkreis mitteilt, 50 Birnenbäume in zwölf verschiedenen Sorten.

Das Straßenbauamt hatte dies nach den Schäden durch Sturm „Xavier“ am 4.  Oktober entschieden. „Begünstigt wurde die Entscheidung dadurch, dass im Seitenraum dieser Straße kaum Leitungen verlegt sind“, heißt es von Landkreissprecher Edgar Kraul. Der Abstand der Bäume zueinander betrage zehn und zum Fahrbahnrand zwei Meter. Und Abstände sind wichtig, wenn es um Neu- und Nachpflanzungen von Bäumen an Straßen geht.

Sie sind etwa in den „Richtlinien für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeugrückhaltesysteme von 2009“ und die „Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume“ (ESAB) festgeschrieben und sollen „Fahrzeuginsassen vor schweren Folgen infolge Abkommens von der Fahrbahn, zum Beispiel bei einem Anprall an gefährliche Hindernisse neben der Fahrbahn, schützen“, schreibt der Landkreis. Bäume würden nach allgemeiner Auffassung zu einem derartigen Hindernis, wenn ihr Stamm­umfang mehr als 25 Zentimeter beträgt.„Es ist richtig, dass sowohl die RPS als auch die ESAB das Anlegen neuer Baumreihen erschweren“, so Kraul. Denn bei Nachpflanzungen werde ein Mindestabstand von 7,50 Meter zur Fahrbahn verlangt. „Liegt die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit unter 70 km/h, kann dieser auf 4,50 Meter reduziert werden“, infomiert Kraul. Und, dass laut ESAB-Richtlinie „Baumlücken unter 100 Metern geschlossen werden dürfen, indem man die neuen Bäume in die Flucht der alten hineinsetzt“.

Na also, sagt der Wischeverein, der sich schon länger und in jüngster Zeit vehementer für den Alleen-Schutz in der Wische einsetzt. Warum passiert das dann nicht oder kaum? „Es kann nicht sein, dass Richtlinien über dem Alleen-Schutzgesetz des Landes stehen“, sagt der Vorsitzende Helmut Sasse. In den vergangenen Jahren wurden auch mit Verweis auf besagte Richtlinien Bäume nicht mehr nachgepflanzt, viele Alleen sind nur noch Rudimente ihrer selbst. „Eine ganze Region verliert ihr Gesicht“, so Sasse. Der Verein sei deswegen aktuell in Gesprächen mit der Kreisstraßenbaubehörde, der Unteren Naturschutzbehörde und an diesem Freitag auch mit dem Leiter der Landesstraßenbaubehörde Nord, Manfred Krüger. Ziel sei es, dass vor allem Obstbäume auch an Kreis- und Landesstraßen nachgepflanzt werden. Und ausdrücklich nicht „nur“ als Ausweich an Wirtschaftswegen.

Indes betont der Landkreis, dass er sich dafür einsetze, „vorhandene Alleen zu erhalten und auch andere Straßenabschnitte, an denen dies möglich ist, mit Bäumen zu bestücken.“ Es müsse dabei jedoch Vieles mitbetrachtet werden: die Verkehrsbelegung, die Unfallhäufigkeit, Kurvenverhältnisse, vorhandene Gräben, verlegte Leitungen und andere Faktoren. Diese Einflussgrößen würde das Platzangebot für die Baumpflanzung stark einschränken. So sei es nicht immer möglich, neue Bäume dorthin zu pflanzen, wo bisher die alten standen.

Der Schwarzholzer Olaf Schmidt hofft nun erstmal, dass die neuen Birnenbäume den heißen Sommer 2018 überstanden haben. „Da hatten sie ja einiges auszuhalten.“