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Eisschnelllauf: Beckert gewinnt über 5000 Meter zweite Silbermedaille / Friesinger-Postma im Team dabei Kampfansage einer Stillen: "Ich schlage sie irgendwann"

26.02.2010, 05:19

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 25.02.2010 23:00:00
Die Jubel-Orgie im Thüringen-Haus mit der Erfurter Kultband Acustica dauerte ganze neun Minuten, dann war Stephanie Beckert wieder verschwunden und lag um 23 Uhr im Bett. Nicht einmal ein Gläschen Sekt gönnte sich die 21-Jährige nach dem größten Tag ihre Karriere, den sie mit dem zweiten Olympia-Silber gekrönt hatte. "Richtig feiern werde ich erst zu Hause mit der Familie", erklärte die Eisschnellläuferin. Ihre starke Bindung zu ihren Eltern und ihren fünf Geschwistern hatte die stille Genießerin gleich nach ihrem Rennen über 5000 Meter im Innenraum des Richmond Olympic Oval mit einem Anruf ins heimische Kerspleben dokumentiert. "Ich bin unheimlich happy, das musste ich ihnen gleich mitteilen", meinte Beckert. Unmittelbar nach ihrem Lauf hatte sie spontan beide Arme in die Luft gerissen und die Fäuste geballt – durchaus seltene emotionale Ausbrüche. Nach 6:51,39 Minuten hatte sie vor dem letzten Paar mit Favoritin Martina Sablikova die Medaille im Griff. "Das war der Wahnsinn. Ich bewundere dieses Mädel, das mit ihrer ruhigen Art zum Erfolg läuft. Respekt", bekundete die dreimalige Olympiasiegerin Gunda Niemann-Stirnemann und fügte hinzu: "Im direkten Duell hätte sie Martina gepackt." Beckert selbst machte noch am Abend im Deutschen Haus eine Kampfansage: "Ich werde weiter hart trainieren. Und ich denke, dass ich Martina irgendwann schlage." Diesmal rüttelte Beckert nur am Thron von Sablikova. Die Tschechin hatte aber auf der letzten Runde noch zittern müssen, ehe die Siegerzeit von 6:50,91 an der Anzeigetafel aufleuchtete und sie mit ihrer dritten Medaille (2/0/1) an die Spitze der erfolgreichsten Wintersportler ihres Landes stürmte. Hinter der 37-jährigen Kanadierin Clara Hughes blieb für Daniela Anschütz-Thoms wieder nur Platz vier. Beckerts Coach Stephan Gneupel gab zu, auch an die Überraschung gedacht zu haben. "Man denkt immer an Gold. Aber ich bin nicht blauäugig. Die Vielseitigkeit wie Sablikova hat keine andere Läuferin in ihrem Repertoire", meinte er und erklärte stolz: "Ich habe Steffi auf den Punkt trainiert, wie einst zu DDR-Zeiten." Die Stärke seines Schützlings liegt in ihrer unglaublichen Willenskraft. "Über längere Zeiträume ist sie in der Lage, knüppelhart zu trainieren. Das ist ihr Naturell", sagte Gneupel, dem Beckert die zehnte Olympia-Medaille seiner Trainer-Laufbahn bescherte. Die Ruhige auf der einen Seite, viel Lärm um nichts auf der anderen: Plötzlich ist Anni Friesinger-Postma im Team-Rennen doch dabei. Bundestrainer Markus Eicher und begründete seinen Meinungsumschwung mit der schlechten Leistung der Berliner Katrin Mattscherodt im 5000-Meter-Rennen von Richmond. Für Mattscherodt waren 7:15,19 Minuten gestoppt worden, die aber sofort Makulatur war, weil die Berlinerin wegen Verlassens der Bahn gleich nach dem Start disqualifiziert wurde. "Ich hatte von Katrin weit mehr erwartet, eine Zeit so um 7:05 bis 7:07. Sie hat sich vor dem Rennen auch schlapp gefühlt", sagte Eicher. "Katrin hat mir auch selbst gesagt, dass sie Anni derzeit für die Stärkere hält."