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Dirk Roswandowicz, der neue Hoffnungsträger beim SC Magdeburg, im Volksstimme-Interview: "Ich will ein Präsident für alle sein"

05.03.2010, 05:16

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 04.03.2010 23:00:00
Dirk Roswandowicz heißt der neue Hoffnungsträger beim Sportclub Magdeburg. Mit dem 37-jährigen Unternehmer will der Traditionsverein den Neuanfang starten. Am 3. Juni stellt sich der ehemalige Fußballer für das Amt des Präsidenten zur Wahl. Mit dem zweifachen Familienvater und Chef von elf Festangestellten der Magdeburger Firma "Screen Rent" sprach gestern Volksstimme-Redakteurin Janette Beck.

Volksstimme: Die SCM-Führung hat Sie zu ihrem "Wunschkandidaten" erkoren. Für viele kam das doch sehr überraschend, stand Ihr Name doch in der Vergangenheit in keinerlei Verbindung zu dem Verein, zumal Sie von Hause aus Fußballer sind. Wie kam es zu dem Kontakt?

Dirk Roswandowicz: Das Ganze kam auch für mich ziemlich überraschend. Vor drei Wochen klingelte das Telefon und ein Herr Bethke (SCM-Vizepräsident/d. Red.) war dran. Den kannte ich bis dahin nicht. Er fiel nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern bat mich um einen Termin für ein Gespräch im Zusammenhang mit dem SCM und fragte an, ob ich mir vorstellen könnte, dem Verein beim Neuanfang zu helfen.

Volksstimme: Aber Sie ahnten sicher schon, dass es auf das Präsidentenamt hinausläuft?

Roswandowicz: Ich lebe und arbeite in Magdeburg und bin im Allgemeinen sportinteressiert. Da wusste ich natürlich, dass der SCM einen Präsidenten sucht.

Volksstimme. Und Sie waren gleich Feuer und Flamme?

Roswandowicz: Zugegeben, zuerst überwog die Skepsis, denn der SCM stand und steht in der öffentlichen Wahrnehmung ja nicht gerade positiv da. Ich musste mich also erst einmal mit dem Thema auseinandersetzen, zudem habe ich mich natürlich mit meiner Frau und meinen Eltern beratschlagt.

Volksstimme: Dennoch haben Sie nach kurzer Zeit gesagt: "Ich kandidiere!" Was hat Sie bewogen, das Wagnis einzugehen?

Roswandowicz: In den Gesprächen hat man mir eine Perspektive aufgezeigt und alle meine Fragen wurden beantwortet. Nach 14-tägiger Überlegungszeit habe ich mir gesagt: Dirk, das hört sich gar nicht so schlecht an, das ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Es gibt viel zu tun, und dabei kann ich helfen. Und hey! Ich war jahrelang in Magdeburg an der Sportschule und war mega-stolz darauf, dazuzugehören. Und jetzt habe ich die Möglichkeit, Präsident eben dieses Sportclubs zu sein - das ist doch cool!

Volksstimme: Aber vielleicht auch etwas blauäugig? Denn in der Vergangenheit brachte gerade dieses zeitaufwändige Ehrenamt viel Stress und Ärger mit sich ...

Roswandowicz: Ich weiß wohl, dass der Job zeitintensiv ist, deswegen habe ich auch viel Wert darauf gelegt, dass meine Familie voll hinter mir steht. Gleiches gilt im Übrigen auch für meine Mitarbeiter, für die ich als Geschäftsführer ebenso Verantwortung trage. Aber ich hoffe, dass ich das alles zusammen mit dem Präsidentenamt unter einen Hut bekomme. Aber wenn es hart auf hart kommt, dann haben Familie und Firma Vorrang. Sicher wird es zunächst wichtig sein, sich einen Überblick zu verschaffen, und sich in allen Abteilungen des Vereins vorzustellen, aber bis zum 3. Juni ist noch etwas Zeit.

Volksstimme: Besteht die Gefahr, dass Sie Angst vor der eigenen Courage bekommen?

Roswandowicz: Nein, ich traue mir das schon zu. Dennoch muss ich klarstellen: Wenn ich merke, dass man mir nur die halbe Wahrheit gesagt hat, was die Situation des Vereins betrifft, wenn ich persönlich angegriffen werde oder es Anfeindungen in Richtung meiner Familie gibt, dann sage ich: Nicht mit mir, denn ich mache das hier freiwillig und für null Euro. Aber derzeit sehe ich diese Gefahr gar nicht. Im Gegenteil, ich freue mich auf das Neue, denn man hat mir das Gefühl gegeben, dass ich genau der Mann bin, den der SCM gesucht hat.

Volksstimme: Was prädestiniert Sie denn für das Amt?

Roswandowicz: Der SCM will den Neuanfang und mein Vorteil ist, dass ich völlig neu in dem Geschäft bin. Ich muss niemandem etwas beweisen, bin unabhängig und niemandem etwas schuldig. Somit kann ich es mir auch mit keinem verscherzen oder muss irgendwelche Spielchen mitmachen. Und ich bin nicht der Typ, der sich anmaßt, über Dinge zu urteilen, von denen er keine Ahnung hat.

Volksstimme: Wie sieht Ihre Wahlwerbung aus?

Roswandowicz: Ich will kein Handball-Präsident sein, sondern ein Präsident für alle - vom 11-jährigen Turner bis hin zum Profi-Handballer. Ich möchte als Kommunikationsfaktor wirken und versuchen, die Leute, die zerstritten sind oder die verprellt wurden, wieder an einen Tisch zu bringen, damit der Sport endlich wieder in den Vordergrund rückt. Denn, was vor mir war, ist Vergangenheit. Ich bin kein Zauberer, aber auch keine Übergangslösung – mein Ziel ist es, über die Amtsperiode von fünf Jahren hinweg, Vertrauen und Verlässlichkeit zu schaffen. Der SCM soll wieder zu einer Marke werden, zu einem Verein, für den man mit Stolz rennt, rudert, schwimmt oder Handball spielt.