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Krawalle in Berlin bleiben nicht ohne Konsequenzen Nach Fan-Randale: "Alles auf den Prüfstand stellen"

16.03.2010, 05:20

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 15.03.2010 23:00:00
Berlin (dpa). Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert völlig neue Konzepte, der Deutsche Fußball-Bund ermittelt und kündigt Konsequenzen an – und die Koordinationsstelle Fanprojekte fürchtet Nachahmer. Die Ausschreitungen von Berlin haben die Verantwortlichen in den Stadien auf den Plan gerufen. "Es muss tatsächlich alles neu auf den Prüfstand", sagte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt nach den jüngsten Gewalt-Aktionen nach der 1:2-Niederlage von Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg. "Ich bin fassungslos. Offensichtlich hält die Chaoten nichts zurück."

Der DFB-Kontrollausschuss hat gestern ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) hat die Vorfälle verurteilt, sich zugleich aber nicht überrascht gezeigt. "Völlig unerwartet kam das nicht. Es wurde auf einer Entwicklungsleiter aber die nächste Schwelle überschritten", sagte Gabriel. "Neu war, dass es für alle sichtbar im Stadion passiert ist und mit dem Stürmen des Feldes und dem Attackieren der eigenen Spieler quasi das Heiligste im Fußball überhaupt angegriffen wurde." Diese Dimension könne Nachahmer auf den Plan rufen: "Diese Gefahr sehe ich schon." Wie ein DFB-Sprecher bestätigte, wurde Hertha BSC zu einer "zeitnahen Stellungnahme" aufgefordert. Der Kontrollausschuss wird auch Fernsehbilder und Ermittlungsergebnisse der Polizei auswerten und dann entscheiden, ob er Anklage vor dem Sportgericht erheben wird - wovon auszugehen ist. 100 bis 150 Randalierer aus dem Hertha Fanblock hatten mit Holz- und Metallstangen den Innenraum des Olympiastadions gestürmt und dort randaliert.

Helmut Spahn, der Sicherheitsbeauftragte des DFB, verweist darauf, dass man den Fans seit Jahren mit den verschiedensten Initiativen die Hand gereicht habe. "Wir müssen überprüfen, ob wir diese Privilegien aufrechterhalten können", sagte er im Interview auf der DFB-Homepage. Spahn setzt weiter auf einen Selbstregulierungsprozess unter den Anhängern.

Wendt warf dem privaten Ordnungsdienst in Berlin Fehler vor, "der war ganz offensichtlich überfordert". Er erneuerte die Forderung der Polizeigewerkschaft nach personengebundenen Eintrittskarten. Polizeieinsätze in deutschen Fußball-Stadien haben laut Wendt in der vergangenen Saison 1,5 Millionen Arbeitsstunden verschlungen. Die Gesamtkosten sollen weit über 100 Millionen Euro liegen.