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Rennrodeln: Interview mit dem Ilsenburger Toni Eggert "Man darf keine Angst haben"

27.11.2010, 04:17

Rennrodel-Cheftrainer Norbert Loch hat vor wenigen Wochen das Aufgebot für die an diesem Wochenende im österreichischen Innsbruck/Igls beginnende Weltcupserie bekannt gegeben. Mit dabei ist auch der Ilsenburger Wintersportler Toni Eggert. Vor der startenden Wintersaison unterhielt sich Sportredakteur Florian Bortfeldt mit ihm.

Volksstimme: Herr Eggert, wie sind Sie zum Rodelsport gekommen, wer hat Sie damit "infiziert"?

Toni Eggert: Das war mein Vater Sven Eggert, der mit Renè Friedel ebenfalls im Doppel gefahren ist. Ich habe als kleiner Junge seine Pokale im Schrank bewundert – die haben mich dann auch motiviert.

Volksstimme: Allein die Pokale haben Sie aber sicher nicht zum Bleiben bewegt. Was hat Sie an diesem Sport überzeugt, warum ist es nicht Fußball oder Handball geworden?

Eggert: Weil mir der Sport unglaublichen Spaß macht, das Gefühl der Geschwindigkeit, das Bauen und Tüfteln am Schlitten gefällt mir.

Volksstimme: Wie kam es zur Entscheidung im Doppel zu fahren, hat der Verband diese getroffen? Wie fiel die Wahl auf ihren thüringischen Kollegen?

Eggert: Ich wollte schon von Anfang an auch Doppel fahren, vielleicht einfach, weil mein Vater auch Doppelfahrer war. Dann bin ich zu meinem damaligen Trainer gegangen, hab ihn gefragt, mir einen Partner gesucht und es einfach probiert. Als ich dann erfolgreicher war als im Einzel, habe ich mich auf das Doppelfahren spezialisiert.

Vor meinem jetzigen Partner Sascha Benecken hatte ich einen anderen, mit dem ich das Fahren begonnen hatte. Er war in meiner Trainingsgruppe. Weil er sich vom Körperbau als Doppelhintermann eignete, habe ich ihn gefragt, ob er mit mir fahren will. Als dann vor einem Jahr mehrere Unstimmigkeiten aufkamen und ich ihm leider nicht mehr vertrauen konnte, habe ich mich nach einem neuen Partner umgeguckt. Sascha, mit dem ich schon lange befreundet war und der vorher als erfolgreicher Einzelfahrer auch schon die ein oder andere Doppelerfahrung als Hintermann gesammelt hatte, hab ich wiederum gefragt, ob er sich vorstellen könnte, mit mir zu fahren. Er war sofort dafür. So bin ich zu meinem Trainer und hab ihm meine Situation erklärt. Nach vielen Gesprächen mit ihm und dem Bundestrainer fiel in der letzten Saison die Entscheidung, den Partner zu wechseln. Sascha beendete aufgrund seiner körperlichen Voraussetzungen das Einzelfahren, im Doppel hat er eine bessere Perspektive.

Volksstimme: Welche Aufgaben haben Sie als Vordermann beim Fahren?

Eggert: Meine größte Aufgabe beim Fahren ist das Lenken und den Rhythmus vorzugeben, was Sascha als Hintermann synchron mitmachen muss. Erst wenn wir auf dem Schlitten eine Einheit bilden, können wir gut, schnell und erfolgreich fahren.

Volksstimme: Beim letzten olympischen Rodelwettbewerb im kanadischen Whistler wurde wieder deutlich, dass Ihr Sport gefährlich ist, haben Sie keine Angst?

Eggert: Nein, ich glaube man darf in diesem Sport keine Angst haben, lediglich gesunden Respekt.

Volksstimme: Es gibt bestimmt weltweit Bahnen, vor denen man mehr gesunden Respekt als vor anderen hat, oder?

Eggert: Ja sicher, jeder Rodler hat so seine Lieblingsbahnen, auf denen er sich wohl fühlt und Spaß hat. Es gibt aber auch welche, wo man schlechtere Erfahrungen gesammelt hat.

Volksstimme: Wie sieht der Trainingsalltag vor einer Weltcup-Saison aus, was und wie oft wird trainiert?

Eggert: Das kann man schlecht verallgemeinern. Es gibt einen strategisch-genauen Trainingsplan, der je nach Jahreszeit sehr individuell und unterschiedlich gestaltet ist. Ich kann Ihnen aber sagen, dass wir in der Saisonvorbereitung an fünf Tagen in der Woche etwa zwischen vier und sechs Stunden trainieren, dazu noch viel Schlittenbau und Organisatorisches. Die Trainingsinhalte sind sehr unterschiedlich – Kraft, Kondition und Koordination bilden die Hauptaufgaben im Sommer, während bereits ab Herbst das Starttraining auf Eis im Vordergrund steht.

Volksstimme: Was sind Ihre sportlichen Ziele?

Eggert: Schon immer, seit dem ich mit diesem Sport begonnen habe, war es mein allergrößter Traum, einmal Olympiasieger zu werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Volksstimme: So kurz vor Beginn der Weltcup-Serie: Wer ist Favorit auf den Gesamtsieg, welche Rolle spielen sie und ihr Partner?

Eggert: Die großen Favoriten auf den Gesamtsieg sind denke ich Linger/Linger, Oberstolz/Gruber und Wendl/Arlt. Welche Rolle wir dabei spielen, kann ich noch nicht beurteilen, weil wir uns international erstmal positionieren müssen.

Volksstimme: Während der Weltcupserie – reist man da von Land zu Land ohne nach Hause zu kommen?

Eggert: Ja, so sieht das etwa aus, das nächste Mal bin ich zu Weihnachten daheim bei Eltern und Freundin in Ilsenburg. Vom 1. Januar bis Ende Februar geht es danach weiter. Im Sommer bin ich allerdings öfter zu Hause bei meinen Eltern.