1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Steuererklärungen aus 2009 sind noch nicht abgearbeitet

Betroffen sind Fälle mit Vermietung und Verpachtung / Elektronische Steuerkarte sorgt für Mehraufwand Steuererklärungen aus 2009 sind noch nicht abgearbeitet

08.02.2011, 04:24

Wo bleibt die Post vom Finanzamt? Wer auf Rückmeldung und Überweisung aus seiner 2009er Lohnsteuererklärung wartet, muss sich mitunter in Geduld üben. Das Finanzamt Magdeburg hat noch immer nicht alle Eingänge abgearbeitet, obwohl bereits das neue Steuerjahr vor der Tür steht. Über die Gründe für die Verzögerung geben Amt und Branchenkenner unterschiedliche Auskünfte.

Magdeburg. Claudia Bornstedt (Name von der Redaktion geändert) war verwundert. "Anfang Juli 2010 habe ich meine Steuererklärung für 2009 eingereicht. Sonst hatte ich immer bis zum Herbst oder spätestens Jahresende eine Reaktion des Finanzamtes, und nun ist das neue Jahr schon wieder einen Monat alt", berichtet die Volksstimme-Leserin. Anfang Februar ergriff die Angestellte die Initiative und rief die Servicenummer des hiesigen Finanzamtes an. "Eine Woche lang war immer besetzt oder niemand ging ans Telefon. Dann habe ich mir im Telefonbuch die normale Durchwahl besorgt und bekam Auskunft: Die für mich zuständigen Sachbearbeiter sind noch beim Posteingang Mitte Juni 2010", erfuhr sie in der vergangenen Woche.

Wie Claudia Bornstedt geht es auch vielen anderen Magdeburgern – noch immer warten sie auf eine Rückmeldung, viele auf die Erstattung zu viel gezahlter Steuern – was leicht vierstellige Beträge sein können. "Im Wesentlichen sind wir durch mit 2009", sagt Frank Nolte, Vorsteher des Magdeburger Finanzamtes. Nur bei Fällen, in denen Vermietung und Verpachtung eine Rolle spielen, könne es bis zu fünf Monate Verzögerungen geben, bestätigt er. Im April 2009 seien die Magdeburger Finanzämter fusioniert, zweieinhalb Monate hätten seine Mitarbeiter in dieser Zeit gar nicht arbeiten können – in einer Zeit, in der Zehntausende Bürger ihre Steuererklärung einreichen. Doch auch dieser Rückstand sei inzwischen aufgearbeitet. Sind die Betroffenen also nur "Einzelfälle", wie Thomas Schuller, Leiter des Präsidialbüros der Oberfinanzdirektion, vermutet?

"Aus meiner Sicht keineswegs", sagt Angelika Bär vom Lohnsteuerhilfeverein für Arbeitnehmer in Sachsen-Anhalt. Zwar hätten sich landesweit mehrere Finanzämter zusammengeschlossen, doch monatelange Verzögerungen gebe es zum Beispiel auch beim Finanzamt Staßfurt – und hier gab es keine Fusionen. Auch dem Bund der Steuerzahler in Sachsen-Anhalt sind zahlreiche Fälle in Magdeburg bekannt. "Der Zusammenschluss der beiden Finanzämter ist fast zwei Jahre her, daran kann es nicht mehr liegen", sagt Vorsitzende Helga Elchner. Sie berichtet, dass selbst über das elektronische Verfahren ELSTER getätigte Steuererklärungen erst nach Monaten bearbeitet werden.

Beide Institutionen empfehlen, sechs Monate nach Eingang der Steuererklärung beim Finanzamt nachzufragen, ob Unterlagen fehlten oder Post nicht angekommen sei. Dann ist Geduld angesagt, denn eine Frist zur Bearbeitung der Fälle gebe es nicht. "Mehr als arbeiten geht ja auch nicht", sagt Angelika Bär. Sie weiß, auch im Finanzamt gebe es wie in jeder anderen Institution Urlaub und Krankheitsfälle, und die spezialisierten Mitarbeiter könnten nicht ohne Weiteres andere Fälle übernehmen.

"Nach 15 Monaten muss der Staat rückwirkend Zinsen für die einbehaltenen Summen zahlen – 0,5 Prozent pro Monat", weiß Helga Elchner. So weit sollte es jedoch nicht kommen.