1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Neuer Chef im Hundertwasser-Keller: Neben Theater, Tagungen und Feiern

Dritter Betreiber in drei Jahren: Karsten Standke löst André Holst als Geschäftsführer ab Neuer Chef im Hundertwasser-Keller: Neben Theater, Tagungen und Feiern

Von Birgit Ahlert 16.02.2011, 04:27

Fliegender Wechsel im Theater in der Grünen Zitadelle: Mit sofortiger Wirkung hat der Magdeburger Karsten Standke die Geschäftsführung übernommen. Er will das Angebot erweitern und den Veranstaltungsort bekannter machen.

Altstadt. Mit so einem schnellen Wechsel hatte selbst der Veranstaltungsprofi nicht gerechnet. De facto von jetzt auf sofort übernahm er dieser Tage die Verantwortlichkeit für den Theaterkeller im Hundertwasserhaus. Der bisherige Betreiber André Holst, dessen Vertrag noch bis 2012 gelaufen wäre, hat sich kurzfristig aus dem Geschäft zurückgezogen. Er war im Januar 2010 angetreten mit dem Vorhaben, ein "Kulturzentrum zu schaffen, das mit einem Mix aus Theater, Show, Musik und Comedy die kulturelle Szene befrischt".

Dieses Konzept sei auch aufgegangen, sagt Holst im Volksstimme-Gespräch. Bis im Herbst der Unfall der Hauptakteurin des geplanten Theaterstücks ("Arsen und Spitzenhäubchen") das Finanzkonzept ins Trudeln gebracht habe. Mit den ausgefallenen Vorstellungen fiel das Weihnachtsgeschäft aus, sagt Holst, kurzfristig gab es keinen Ersatz. "Somit war ich nicht mehr in der Lage, das Haus fortzuführen." Er habe deshalb von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht, dem ein Aufhebungsvertrag folgte. "Doch das Konzept ist gut, auch das Haus wird gut angenommen – beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fortführung."

Auch die Vormieter waren nur ein Jahr im Geschäft gewesen: Das Kabarett "Denkzettel" hatte das Theaterdomizil gegründet und gestaltet. Am 3. März 2008 war die Spielstätte eröffnet worden. Am 4. Mai 2009 hing dann ein "Geschlossen"-Schild am Eingang. Auch das sozusagen bei laufendem Spielbetrieb, die Karteninhaber bekamen später ihren Eintrittspreis zurück.

Ein schlechtes Omen? Nein, auf so etwas gebe er nichts, sagt der neue Betreiber. Mit fast stoischer Gelassenheit analysiert er die Möglichkeiten für eine Fortführung des Theatergewölbes. Bewährtes bleibt, Neues kommt hinzu.

Erfahrungen hat Karsten Standke aus langjähriger Tätigkeit im Kulturbereich. 1996 gründete er seine Veranstaltungsagentur "Mekka Events", zu deren Spektrum Bühnentechnik und Security ebenso gehören wie Eventorganisation. So hatte Standke das erste "Rammstein"-Konzert in Magdeburg ins AMO geholt und damit gutes Gespür bewiesen. 1996 war das, als die Band noch am Anfang stand. Fast zeitgleich schafften es die Ausnahmerocker erstmals in die Top Ten und starteten eine sensationelle Karriere. Auch Xavier Naidoo holte Mekka Events nach Magdeburg (2010, Domplatz). Und in diesem Jahr gehörte Standkes Crew zu den Ausstattern des Unheilig-Konzerts in der Bördelandhalle.

Er hat die Erfahrung, das Know-how und gute Verbindungen in der Kulturszene. Gute Erfolgschancen also, länger als ein Jahr im Amt zu sein.

Im Blick hat er nicht nur, was nötig ist. Er sucht nach neuen Möglichkeiten. "Ich schaue aus der Sicht des potenziellen Nutzers", beschreibt Standke seine konzeptionellen Vorstellungen. Von Kunst und Kultur wolle er sich wirtschaftlich nicht abhängig machen.

Dazu sei er zu sehr Kaufmann denn Künstler, erklärt er und sucht andere Wege: "Wir haben hier einen extrem guten Raum auch für Tagungen, Konferenzen und Hochzeiten." Erste Gespräche über mögliche Zusammenarbeit innerhalb des Hundertwasserhauses gab es bereits. So könnten beispielsweise Hochzeitspaare, die sich im Turmzimmer trauen lassen, im Theatergewölbe mit ihren Gästen feiern (dazu fehlt im Turm der Platz). Neben Familien- und Firmenfeiern bietet sich der Raum an für Tagungen, im Zusammenwirken mit dem Hundertwasser-Hotel. "Die Resonanz ist gut", zeigt sich Karsten Standke optimistisch.

Kultur soll natürlich auch weiterhin im Vordergrund stehen. Dafür nutzt der neue Chef seine Kontakte zu Veranstaltungsanbietern. Im Ergebnis finden sich zum Beispiel Gastspiele wie von Ingo Oschmann oder Gisela Steineckert und Dirk Michaelis auf dem Spielplan. Die Termine stehen fest, der Vorverkauf hat begonnen und "er läuft gut", freut sich der 42-Jährige.

Bei seinen Gesprächen habe er jedoch bemerkt, dass der Theaterraum der Zitadelle noch zu unbekannt sei. "Das muss sich ändern", macht sich der Veranstalter zum Ziel.

Letztlich kann durch Standkes Übernahme nun auch die Theaterproduktion "Arsen und Spitzenhäubchen" aufgeführt werden. Sie war im Herbst verschoben worden, nachdem Ingeborg Krabbe bei einem Unfall einen doppelten Bruch erlitten hatte. Nun startet also die neue Geschäftsführung gleich mit dieser Eigenproduktion. Premiere ist morgen um 20 Uhr. Bis zum 6. März soll es 12 Aufführungen geben, die ersten Vorstellungen sind bereits ausverkauft.

Für den Weiterbetrieb des "Theaters in der Grünen Zitadelle" wurde eine neue Betreibergesellschaft gegründet. Neben Karsten Standke gehören u. a. Daniel Heuer als Mitgesellschafter dazu und René Wißmach, mit dem Standke bereits erfolgreich bei Mekka Events zusammenarbeitet. Heute ist Notartermin, morgen Spielbeginn mit erster Premiere.