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Bistro-Betreiber wundert sich über E-Mail-Post aus Wien Plagiatsvorwurf: Wie ein Wandbild im Hundertwasserhaus für Ärger sorgt

04.03.2011, 04:26

Einem Plagiatsvorwurf sah sich ein Magdeburger Bistro-Betreiber im Hundertwasserhaus ausgesetzt, der ein Wandbild im Stile Hundertwassers anfertigen ließ. Nichts Böses ahnend, wollte Andreas Dahm, der ein Hundertwasser-Fan ist, eigentlich auf den berühmten Künstler aufmerksam machen.

Altstadt. Tatsächlich ist Andreas Dahm ein echter Hundertwasser-Fan. Die Kunst des Meisters gefällt ihm und auch das philosophische und gesellschaftliche Ansinnen, für das Friedensreich Hundertwasser steht. Umso mehr hat ihn gewundert, dass er mit der Hundertwasserstiftung und dem Hundertwasserarchiv in Wien, die den Nachlass des Künstlers verwalten, aneinander geraten war. "Wir wollten doch eigentlich gerade etwas dafür tun, dass die Menschen noch mehr auf Hundertwasser aufmerksam werden", sagt Andreas Dahm im Volksstimme-Gespräch.

Der Stein des Anstoßes: ein Wandbild im Hundertwasserhaus.

Zehn Tage Frist, um das Bild zu entfernen

Darum geht es. Andreas Dahm betreibt im Hundertwasserhaus ein Café und Bistro. In dem fantasievoll gestalteten Bistro gab es eine weiße Wand, die der Hundertwasser-Fan von einem Malermeister aus Havelberg im vergangenen April mit einem Wandbild gestalten ließ. Das Bild wurde in Anlehnung an den künstlerischen Stil Friedensreich Hundertwassers gestaltet und nahm konkret Bezug auf das Werk "Irinaland über dem Balkan". "Wir haben mit einem Schild darauf aufmerksam gemacht, dass es kein Hundertwasser-Bild ist, sondern auf das Bild hinweisen soll", sagt Andreas Dahm. Das gleiche Ziel verfolgte eine Deckengestaltung des Bistros, die sich vom Hundertwasser-Bild "Häuser hängen unter den Wiesen" inspirieren ließ. Und auch die Einrichtung des Bistros mutet sehr "hundertwassermäßig" an. Der Leitgedanke dazu von Andreas Dahm: Das Bistro befinde sich doch im Hundertwasserhaus "Grüne Zitadelle" und das wollte man auch im Bistro deutlich machen.

Am 21. Februar 2011 kam dann die Ernüchterung in Form eines Schreibens der Hundertwasserstiftung aus Wien. Durch einen Broschüren-Entwurf "otto für alle", von "Magdeburg Marketing" zugeschickt, sei die Stiftung auf das Wandbild im Magdeburger Bistro aufmerksam geworden. Das Wandbild sei von der Stiftung nicht genehmigt worden, es verletze das Urheberrecht des Künstlers und müsse innerhalb von 10 Tagen entfernt werden. Andreas Dahm sah sich einem Plagiatsvorwurf gegenüber. Und wundert sich.

Er schreibt an die Stiftung zurück, legt seine Beweggründe dar. Dafür zeigt die Stiftung durchaus Verständnis, bleibt in der Sache aber doch hart.

Belehrende Worte und Rechtsbruch-Vorwurf

"Wir haben dann den Malermeister aus Havelberg gebeten, ein wichtiges Element, ein Sonnengesicht, aus dem Bild zu entfernen", erzählt Andreas Dahm. Ein Foto des neuen Bildes schickt er nach Wien und bekommt die Antwort, dass die Maßnahme nicht ausreiche und das Bild entfernt werden müsse. Schriftlich bittet Andreas Dahm dann noch einmal um Verständnis und "beantragt", dass sein Bild so bleiben könnte, wie es jetzt sei. Auch das wird abgelehnt und der Ton der E-Mail aus Wien wird schärfer. Stiftungsvorsitzender Joram Harel belehrt Dahm über den Gegensatz von "gut und richtig" und der "guten Absicht" und wirft ihm vor, "gesetzeswidrig gegen das Urheberrecht gehandelt" zu haben, was ein "Rechtsvergehen" sei. Das "Plagiat" müsse innerhalb von zehn Tagen beseitigt werden.

Dahm will keinen Ärger und bestellt ein zweites Mal den Maler. Wieder schickt er ein Foto vom neuen Zustand des Wandbildes nach Wien. Und wartet. "Ich hatte immer großes Verständnis dafür, dass das Hundertwasserhaus in Magdeburg ein geschlossenes Kunstwerk ist und nicht verändert werden darf. Ich freue mich auch darüber, dass Magdeburg so eine touristische Attraktion hat", sagt Andreas Dahm. Wundern tue er sich aber darüber, dass sein Bistro in der "Grünen Zitadelle" darauf keinen eindeutigen Bezug nehmen dürfe.

Gestern Nachmittag dann das für ihn erlösende Schreiben aus Wien: So, wie das Bild jetzt sei, dürfe es bleiben und sei "absolut in Ordnung" und Dahm habe allen "viel Zeit und Ärger" erspart. Dahm selbst ist durch die Zustimmung der Hundertwasserstiftung ein "richtig großer, bunter Stein vom Herzen gefallen", wie er der Volksstimme schrieb.