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Prominente und ihr Pro & Kontra über die Ulrichskirche / Heute: Arno Frommhagen, IG Innenstadt "Ja oder nein? Ich kann es nicht sagen"

09.03.2011, 04:29

Soll die Ulrichskirche wiederaufgebaut werden oder nicht? Darüber entscheiden die Magdeburger am 20. März. Die Volksstimme bittet in einer Serie Personen des öffentlichen Lebens um einen Gastbeitrag zur umstrittenen Frage. Heute schreibt Arno Frommhagen, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt.

So intensiv, so kontrovers, so heißblütig, so facettenreich die Frage nach dem Pro und Kontra eines Wiederaufbaus der Ulrichskirche seit Monaten in der Stadt auch diskutiert wird – persönlich habe ich zu diesem Thema noch immer nicht zu einer klaren Meinung gefunden. Ja oder nein, schwarz oder weiß – ich vermag es für mich nicht zu sagen. Gleichwohl bewundere ich das Engagement der glühenden Verfechter eines Wiederaufbaus – ebenso wie das der vehementen Gegner.

Es mag sein, dass ein Wiederaufbau in einigen Jahrzehnten als Segen gepriesen wird. Etwa, weil eine Stiftung die Kirche als idealen Ort für eine Dauerausstellung eines berühmten Künstlers entdeckt hat, die dann womöglich tausende Touristen in die Stadt lockt. Genauso gut aber könnte es sein, dass die Mehrheit der Elbestädter den Tag verfluchen, an dem der erste Stein gesetzt wurde. Etwa, weil das Dach mangels Geldmangel nie fertig wurde und die Ulrichskirche wie einst die Johanniskirche zum Mahnmal für Größenwahn wurde.

Am ehesten kann ich mich noch mit dem Gedanken eines Geistlichen im Ruhestand anfreunden, der in einem Leserbrief an die Volksstimme schrieb, dass die Freilegung des Fundaments und die Aufmauerung mit alten Steinen zu einer Art Spielplatz für die Kinder unserer Kinder wird. Vielleicht wäre damit allen Seiten ein guter Dienst erwiesen: Die Ulrichskirche ist nicht vergessen, zugleich aber ein Ort der spontanen Begegnung mit einem wichtigen Stück Stadtgeschichte entstanden.

Der Abstimmung zum Bürgerbegehren werde ich mich enthalten, denn es wird ja nur nach Ja oder Nein gefragt. Ein "Ich-weiß-es-wirklich-nicht" ist auf dem Stimmzettel nicht vorgesehen. Schade eigentlich.

Morgen: Klaus Erich Pollmann, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.