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In fünf Jahren drängen über 500 Schüler mehr als heute in die sechs Grundschulen zwischen Ottersleben und Leipziger Straße Es gibt wieder mehr Abc-Schützen: Sind die Schulen dafür groß genug?

Von Jens-Uwe Jahns 10.03.2011, 04:29

Die Schülerzahlen in den Grundschulen "Ottersleben", "Leipziger Straße", "Amsdorfstraße" und "Friedenshöhe" sind entweder anhaltend hoch oder steigen unentwegt. Elternvertreter aus Sudenburg, Ottersleben und Leipziger Straße beklagen immer häufiger eine "gefühlte" Platznot. Sogar von fehlerhafter Schulplanung ist die Rede. Die Volksstimme nimmt sechs Grundschulstandorte im Süden genauer unter die Lupe.

Sudenburg, Ottersleben, Hopfengarten, Leipziger Straße, Reform. Bei der Sanierung der Grundschule "Friedenshöhe" vor zwei Jahren wurde eine Etage abgetragen. Begründung: rückläufige Schülerzahlen. 130 Schüler besuchten damals die Schule. Inzwischen sind es 177 und einer aktuellen Prognose des Schulverwaltungsamtes zufolge könnten es im Schuljahr 2016/17 schon 306 sein. Elternvertreter Steffen Rosenlöcher: "Ein eklatanter Planungsfehler. Die Schule ist für maximal 200 Kinder ausgelegt, nicht für über 300."

Auch die Grundschule ("Amsdorfstraße") ist für kleine Sudenburger keine große Alternative mehr. Dort drücken derzeit 178 Kinder die Schulbank, 2016/2017 könnten es 386 sein. Die Stadt hat deshalb einen Umzug in das frühere Raabe-Gymnasium (Braunschweiger Straße) im Visier. "Mittelfristig", wie es heißt.

Satter Schülerzuwachs

Ebenso ist in der Grundschule Ottersleben Platznot an der Tagesordnung. Als die Schule im August 2003 für 5,9 Millionen Euro ausgebaut und erweitert wurde, gingen die Schulplaner von "maximal 300 Schülern" aus. Alles andere als eine Punktlandung, denn schon 2006/2007 drängten 380 Kinder in die Grundschule. Ab Sommer 2007 mussten die 4. Klassen in die Sekundarschule "Ernst Wille" ausgelagert werden. Der (Eltern)Sturm der Entrüstung legte sich erst, als der zuständige Beigeordnete Koch versicherte, dass es sich um "eine vorübergehende Lösung" handelt: Maximal vier, fünf Jahre, dann wäre der Geburtenboom in Ottersleben vorbei. Da lagen Koch und seine Schulplaner erneut weit daneben – vier Jahre später sind in Ottersleben noch immer 405 Schüler gemeldet. Bis 2016/2017 ist kein Rückgang zu erwarten. Die Prognose der Stadt geht für das Schuljahr 2016/2017 von 403 Schülern aus.

Unbill kündigt sich auch im Fall der Grundschule "Leipziger Straße" (früher "Bertolt-Brecht-Straße") an. Die Schule zog im vergangenen Sommer in die sanierte alte "Zetkin"-Schule – mit 307 Schülern. Im Herbst 2010 beklagten Hortmitarbeiter erstmals öffentlich "akuten Raummangel" und baten die Stadt, das Hausmeistergebäude nicht zu verkaufen, sondern dem Hort zur Verfügung zu stellen. Der Appell verhallte. Laut Prognose wird‘s nun in der Schule noch enger, denn für das Schuljahr 2016/2017 sind bis zu 512 Schüler avisiert. Das macht einen satten Zuwachs von 205 Schülern.

Stabil bleiben die Schülerzahlen nur in den Grundschulen "Lindenhof" (derzeit 272, in sechs Jahren 274), "Am Hopfengarten" (derzeit 149, in sechs Jahren 154).

Allein in den Stadtteilen Ottersleben, Sudenburg, Lemsdorf, Hopfengarten, Reform und Leipziger Straße gehen die städtischen Schulplaner inzwischen von 539 Schülern mehr als heute aus.

Reicht der Platz in den vorhandenen Schulgebäuden?

Darüber machen sich auch die Mitglieder des Bildungsausschusses Gedanken. Vorsitzender Burkhard Lischka (SPD): "Wir kennen das Problem, das nicht nur im Süden auf uns zukommt. Die Stadtverwaltung hat ein Konzept über die offenen Fragen angekündigt. Darauf warten wir."

OB: Wo ist das Problem?

Oberbürgermeister Lutz Trümper sieht keine (Platz)Probleme: "Ich würde liebend gern neue Schulen bauen, aber ich brauche auch die Gewähr, dass man sie 20 Jahre lang füllen kann. Und diesen Bedarf sehe ich nicht."

Die Geburtenzahlen in Magdeburg sind stabil steigend: Von 1620 (2003) über 1762 (2006) auf 2072 (2008) und 1923 (2009). In den Kitas ist das Problem schon vor Jahren angekommen – lange Anmeldelisten sind in fast allen Einrichtungen an der Tagesordnung. Will die Stadt darauf warten, bis das Kita-Problem von heute ein Grundschulproblem von morgen wird?

Lutz Trümper sieht diese Gefahr nicht: "Wir halten überall die Normen ein." Die weit verbreitete Doppelnutzung von Räumen von Hort und Schule hält er für "zwar nicht schön, aber auch nicht für schlimm". Es gibt keine Vorschrift darüber, dass Horträume nur für den Hort da sein müssen. Trümper: "Trotzdem gibt es in allen Magdeburger Schulen separate Horträume. Mancherorts vielleicht aus subjektiver Sicht zu wenige, aber es gibt sie."

Die Kapazitätsberechnung von Schulen sei ohnehin kompliziert: "Die wird nach Räumen berechnet. Je Unterrichtsraum können 25, maximal bis zu 28 Kinder beschult werden. Und da haben wir bis auf die Amsdorfstraße und Ottersleben noch Luft nach oben."

In der "Leipziger Straße" gibt es 21 Unterrichts- und 6 Horträume – damit könnten hier problemlos 525 Schüler unterrichtet werde. Theoretisch möglich wäre auch, alle 27 Räume der Schule für den Unterricht zu nutzen, dann wäre sogar Platz für 675 Kinder. So gerechnet hätte Ottersleben (20 Räume) Platz für 500 Schüler, Am Hopfengarten (10 Räume) für 250, Lindenhof (20 Räume) für 500, Friedenshöhe (10 Räume) für 250 und sogar die "Amsdorfstraße" (10 Räume) Platz für 250 Schüler.

Das Problem in der Amsdorfstraße wolle man mit dem besagten Umzug in die Braunschweiger Straße lösen, in Ottersleben sei 2012 sogar die Rückführung der 4. Klassen in die R.-Dembny-Straße vorstellbar.