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Beyendorf-Sohlen: Otto Preuß erklärt sofortigen Rückzug vom Ehrenamt Ortsbürgermeister kommt der Abwahl durch Rücktritt zuvor

Von Jens-Uwe Jahns 11.03.2011, 04:26

Nach monatelangen Querelen im Ortschaftsrat von Beyendorf-Sohlen zog gestern Ortsbürgermeister Otto Preuß die Konsequenzen: Mit sofortiger Wirkung gibt er seinen Posten als Ortsoberhaupt auf. Damit kommt er einer Abwahl durch den Ortschaftsrat zuvor. Nach Volksstimme-Informationen hatten sechs der acht Ratsmitglieder einen Antrag zu seiner Abwahl unterzeichnet. Auf der Ratssitzung am 21. März sollte der auf der Tagesordnung stehen.

Beyendorf-Sohlen. Die rund 20 Monate währende Ära von Otto Preuß als Ortsbürgermeister von Beyendorf-Sohlen ist zu Ende. "Zum Donnerstag, 10.03.2011, 0.00 Uhr, erkläre ich meinen Rücktritt als Ortsbürgermeister", ließ er am Mittwoch per Postwurfsendung die sieben anderen Ortsratsmitglieder wissen. Eine Begründung will er auf der nächsten öffentlichen Ortsratssitzung nachreichen.

Gegenüber der Volksstimme erklärte Preuß bereits gestern seine Beweggründe: Er spricht von "Zank und Streit im Ortsrat", von "einer Hetzjagd auf ihn und seine Familie" und von einer "permanenten Missachtung seiner Person und seines Amtes durch die Mitarbeiterin des Beyendorfer Bürgerbüros". Er habe ja nicht einmal einen Schreibtisch, einen Schrank oder ein Telefon im Beyendorfer Gemeindebüro gehabt: "Offizielle Termine musste ich im Soziokulturellen Zentrum, auf der Straße oder im Auto wahrnehmen – das ist ja kein Zustand."

Was Otto Preuß zunächst nicht gegenüber der Volksstimme sagte: Sechs der acht Ortsräte hatten für die nächste Sitzung am 21. März einen Antrag zu seiner Abwahl als Ortsbürgermeister unterschrieben. Darauf angesprochen, räumt Preuß ein: "Ja, ich kenne den Antrag." Und ja, er sei der Abwahl durch seinen Rücktritt zuvorgekommen: "Anderenfalls hätte ich als Ortsbürgermeister ja die Sitzung vorbereiten müssen, in der ich abgewählt werden sollte. Das wollte ich mir nicht antun."

Kleine Hausmacht

Otto Preuß war am 6. Juli 2009 überraschend zum Ortsbürgermeister gewählt worden. Mit einer Kampfrede ("Es wird Zeit, dass endlich mal ein Sohlener Ortsbürgermeister wird") hatte er sich bei der Abstimmung mit 4 zu 3 Stimmen gegen Amtsvorgänger Siegfried Geue durchgesetzt. Dabei profitierte er von der Abwesenheit des Ortsrates Werner Nordt, der als Geue-Vertrauter sehr wahrscheinlich nicht für ihn gestimmt hätte.

Konnte Otto Preuß am Anfang noch auf seinen Stellvertreter Henry Hagedorn und die Ortsrätin Carola Erdmann als Hausmacht bauen, so bröckelte die Unterstützung bald. Unglückliche Alleinentscheidungen und Unsicherheiten in Protokollfragen führten dazu, dass beinahe jede Ortsratssitzung lange Debatten, aber kaum konkrete Ergebnisse zu bieten hatte. Vor allem die erfahrenen Räte Jürgen Tiedge und Siegfried Geue ließen den ungeliebten Ortschef immer wieder auflaufen.

Auch mit der im Doppeldorf einflussreichen Ex-Bürgermeisterin Christel Schlee, die mit der Eingemeindung 2001 als hauptamtliche Mitarbeiterin ins Bürgerbüro Beyendorf-Sohlen wechselte, wurde Preuß nie warm. Gegenseitig warfen sich beide so häufig Missachtung vor, dass OB Lutz Trümper vor einem Jahr entnervt die Notbremse zog. Christel Schlee führte fortan in den Pechauer Ortsratssitzungen Protokoll, in Beyendorf-Sohlen übernahm dies Gerald Schneckenhaus.

Der Zwist zwischen Preuß und Schlee aber eskalierte weiter. Schlee zog sich aus Heimatverein und GWA zurück und übernahm den Vorsitz der Ortsgruppe der Volkssolidarität. Der Heimatverein, in dem Jutta und Otto Preuß den Ton angeben, geriet zunehmend ins Abseits.

Eklats auf allen Ebenen

Statt gemeinsam das Dorfleben zu bereichern, gab es zuletzt nur noch Streit und Ärger. Der eskalierte zuletzt zweimal: Bei einer von Otto Preuß anberaumten Versammlung aller ortsansässigen Vereine zum besseren Miteinander gerieten sich Volkssolidarität und Heimatverein bei der Terminvergabe für Frauentags- und Faschingsfeier im Soziokulturellen Zentrum so sehr in die Haare, dass die Veranstaltung nach 30 Minuten mit üblen Beschimpfungen aufgelöst wurde. Auch die letzte Ortsratssitzung geriet zum Eklat. Nach 45 Minuten verließen Henry Hagedorn und Jürgen Tiedge den Tagungsraum. Einen eigentlichen Auslöser gibt es, so Otto Preuß, gar nicht. Auf Volksstimme-Nachfrage wollten gestern die Ortschaftsräte Siegfried Geue und Jürgen Tiedge keinerlei Angaben machen. Sie verwiesen auf die nächste Ortschaftsratssitzung am 21. März. Ein letztes Gefecht für Otto Preuß?

Kommissarisch führt nun Henry Hagedorn die Geschäfte als Ortsbürgermeister.