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Nach dem Rücktritt von Ortsbürgermeister Otto Preuß Siegfried Geue soll wieder Ortschef von Beyendorf-Sohlen werden

Von Jens-Uwe Jahns 12.03.2011, 04:26

Einen Tag nach dem Rücktritt von Ortsbürgermeister Otto Preuß hat sein bisheriger Stellvertreter Henry Hagendorf die Amtsgeschäfte übernommen. Als amtierender Vorsitzender unterzeichnete er eine vierseitige Einladung zur Ortsratssitzung am 21. März 2011, auf der sechs der acht Ratsmitglieder Siegfried Geue zum neuen Dorfoberhaupt wählen wollen. Jetzt wird vielen Bewohnern des Doppeldorfes erstmals bewusst, wie sich der Ortsrat in den vergangenen Monaten selbst blockierte.

Beyendorf-Sohlen. Als Otto Preuß wusste, dass sechs der acht Ortschaftsräte seine Abwahl für den 21. März vorbereiten, zog er die Notbremse und trat zum 10. März zurück (die Volksstimme berichtete gestern). Noch am gleichen Tag unterzeichnete Henry Hagendorf als Stellvertreter von Otto Preuß die offizielle Einladung zur nächsten Ortsratssitzung am 21. März (19 Uhr, Soziokulturelles Zentrum Sohlen). Seit gestern ist das vierseitige Papier in den Schaukästen von Beyendorf und Sohlen nachzulesen.

Der Einladung ist zu entnehmen, dass sich die Ortsräte Henry Hagendorf, Jürgen Tiedge, Werner Nordt, Siegfried Geue, Ulrich Schrader und Edelgard Herboldt bereits am 7. März darüber einig waren, dass sie Otto Preuß seines Amtes entheben wollen. Auch über seinen Nachfolger besteht für sie Klarheit: Siegfried Geue soll wieder Ortschef werden. Denn als Tagesordnungspunkt 5 beantragt das Sextett: "Der Ortschaftsrat wählt Siegfried Geue zum Vorsitzenden des Ortschaftsrates und Ortsbürgermeister."

Damit geht eine 20 Monate andauernde Blockierung der Arbeit im Ortschaftsrat zu Ende. Denn Otto Preuß war es seit seiner Wahl am 6. Juli 2009 nur selten gelungen, die vorhandenen Gräben zwischen den Ortsräten – oft rühren die noch aus persönlichen Streitigkeiten aus DDR-Zeiten – zu überwinden.

Mit Christel Schlee, hauptamtliche Leiterin des städtischen Bürgerbüros in Beyendorf, überwarf sich Preuß schon kurz nach seiner Wahl. Daraufhin verließ Christel Schlee den Heimatverein und übernahm den Vorsitz der Ortsgruppe der Volkssolidarität. Der Streit zwischen den beiden und der Zwist im Ortsrat übertrug sich bald auf das Vereinsleben im Doppeldorf. Jahrelang hatten z. B. Volkssolidarität, GWA und Heimatverein Hand in Hand Frauentag, Seniorenfasching, Sülze- oder Erntefest organisiert. Der Heimatverein, in dem Preuß‘ Ehefrau Jutta als graue Eminenz gilt, geriet zunehmend ins Abseits. Das Erntefest 2011 soll erstmals nicht vom Heimatverein, sondern von der GWA veranstaltet werden, das Sülzefest gar nicht mehr stattfinden.

Der Streit im Ortschaftsrat eskalierte zuletzt an zwei Punkten: Ortsrat Jürgen Tiedge beantragt seit Monaten die Bildung einer Arbeitsgruppe "Ortschaftsentwicklung", beansprucht aber den Vorsitz, die Auswahl der Mitglieder und Themen für sich in Personalunion. Preuß widersetzte sich zwar nie der Arbeitsgruppe, forderte aber, dass der Ortsrat über Mitglieder und Arbeitsschwerpunkte befindet.

Bis heute ist die Arbeitsgruppe nicht gebildet. Die sechs Ortsräte, die Otto Preuß abwählen wollten, stellen nun am 21. März gemeinsam den Antrag, die Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen – nach den Vorstellungen von Jürgen Tiedge.

Zweiter Streitpunkt der vergangenen Wochen ist eine Festveranstaltung zum zehnjährigen Jahrestag der Eingemeindung am 2. April 2011. Um die Feier vorzubereiten, hatte sich nach Angaben von Otto Preuß ein "Festkomitee" mit Christel Schlee, Henry Hagendorf, Ulrich Harms und Jürgen Tiedge gebildet – ohne, dass er als Ortsbürgermeister darüber informiert oder dazu eingeladen war. Das Komitee erarbeitete eine Konzeption und lud Oberbürgermeister Lutz Trümper ein. Für den nichts ahnenden Otto Preuß eine Provokation: "Der OB will von mir eine offizielle Einladung. Doch wenn ich nicht weiß, wie diese Festveranstaltung ablaufen soll, kann ich ihn dazu nicht guten Gewissens einladen."

Das Komitee sieht die Sache vermutlich pragmatischer: Lieber eine Veranstaltung planen und durchziehen als sie im allgegenwärtigen Beyendorf-Sohlener Hick-Hack so lange zu zerreden, bis die Zeit zu knapp wird, um sie überhaupt durchführen zu können. Auch darüber soll am 21. März im Ortsrat abgestimmt werden.