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Kaiser-Otto-Preis-Verleihung heute im Dom "Kanzlerin-Gucken" zwischen Presse, Protokoll und viel Polizei

24.08.2011, 04:31

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heute um 14 Uhr von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) den Kaiser-Otto-Preis für ihre Verdienste um die europäische Einigung erhält, dann hat nicht nur eine der wichtigsten Veranstaltungen 2011 ihren Höhepunkt erreicht. Auch hinter den Kulissen herrscht dann gespannte Aufmerksamkeit. Ein Blick auf Protokoll, Presse und Polizei vor der bedeutendsten Magdeburger Preisverleihung.

Altstadt. Magdeburgs Polizeirevierleiter Walter Seifert ist ein erfahrener Polizist. Seit Jahrzehnten im Dienst hat er schon so manchen besonderen Polizeieinsatz miterlebt. Dennoch ist der heutige 24. August für ihn und rund 100 Beamte des Polizeireviers Magdeburg ein besonderer Tag. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und der lettischen Staatspräsidentin Dalia Grybauskaité hat sich politischer Besuch von Weltrang angekündigt, der so nicht häufig in Magdeburg zu Gast ist und geschützt werden muss. "Es ist eine große Ehre, aber auch eine große Herausforderung für uns, dass beide Politikerinnen Magdeburg besuchen und wir diese Visite absichern dürfen", so Walter Seifert.

Seit Monaten laufen im Polizeirevier die Vorbereitungsmaßnahmen. Seifert: "Wir mussten neben den Sicherheitsfragen auch die Wünsche der drei Hauptpersonen Angela Merkel, Dalia Grybauskaité und Lutz Trümper unter einen Hut bringen. Die einen wünschen einen Fußmarsch zum Dom, die anderen wollen die Gäste würdig schon vor dem Dom begrüßen und vieles mehr – was natürlich Auswirkungen auf das Sicherheitskonzept hat", so Seifert.

100 Beamte sind im Einsatz

Rund 100 Beamte sind dabei, darunter auch Polizisten, die zu einem Sondereinsatz im wahrsten Wortsinn gerufen werden. Mehrere Beamte sind zum Beispiel notwendig, um die lettische Staatspräsidentin am Flughafen Cochstedt gebührend zu empfangen. Die Polizisten bilden dort Spalier für die Präsidentin. Seifert: "Da haben wir natürlich eine Auswahl treffen müssen, damit das Spalier ein einheitliches Bild ergibt." Ein großgewachsener Polizist sollte da möglichst nicht neben einem kleineren stehen, ebenso nicht der kräftige neben dem eher schmalen Typ, so Seifert. Die Beamten sind inzwischen gefunden und haben ihr Training ebenso hinter sich wie die sieben Polizisten, die die Staatspräsidentin von Cochstedt bis nach Magdeburg und zurück per Motorrad-Eskorte begleiten. Auch dafür gibt es keine Spezialeinheit, so Seifert. Deshalb wurden auch hier Beamte ausgesucht, die anschließend mit Unterstützung der Bundeswehr in Burg das eskortieren per Motorrad proben konnten.

<6>Gleiches gilt auch für die Absicherung des Veranstaltungsortes. Neben den üblichen Absperrgittern und anderen Maßnahmen muss beispielsweise die Dauerbaustelle an und auf den Domtürmen akribisch untersucht werden. "Da wir auf den Dom wegen der enormen Höhe und Unfallgefahr natürlich auch nicht jeden Polizisten schicken können, unterstützen uns die Kollegen des Spezialeinsatzkommandos", so Seifert.

Hilfe gibt es auch von den Partnern mit der kalten Schnauze. Während der Dom gestern bei den Vorbereitungsmaßnahmen noch öffentlich zugänglich war, ist das Gebäude seit heute Morgen abgeriegelt. Zum Einsatz kommen Sprengstoffspürhunde, die das Gotteshaus und sein Umfeld durchsuchen. Außerdem ist der Domplatz für den Verkehr gesperrt.

Richtig "scharf" wird alles für die Einsatzkräfte, wenn die lettische Staatspräsidentin am Vormittag auf dem Flughafen Cochstedt und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Flugplatz Magdeburg landen. Dann beginnt in der Führungsgruppe des Polizeireviers Magdeburg unter Leitung von Walter Seifert die heiße Phase des Einsatzes. Von dort aus wird der gesamte Einsatz koordiniert.

Großkampftag für die Verwaltung

Großkampftag ist heute auch für die Magdeburger Stadtverwaltung. Für sie ist die Kaiser-Otto-Preis-Verleihung das herausragende Ereignis des Jahres, für das es einen würdigen Rahmen herzustellen gilt. Die Verantwortung dafür liegt bei Christian Ruddies, dem persönlichen Referenten von OB Lutz Trümper. Seitdem bekannt wurde, dass die Stiftung den Kaiser-Otto-Preis an die Bundeskanzlerin verleiht, laufen im Rathaus die Vorbereitungsmaßnahmen.

"Im Prinzip ging es am 3. Februar 2011, dem Tag der Bekanntgabe der Preisträgerin, so richtig los", so Ruddies. Unter Einbeziehung aller beteiligten Ämter wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich seitdem um die Vorbereitung kümmert. Zahlreiche Detailfragen wurden geklärt, Pressemappen und Festschrift geschrieben, Abläufe mit der lettischen Staatskanzlei und dem Bundeskanzleramt besprochen und abgestimmt.

So gehört dazu, dass sich sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Dalia Grybauskaité in das Goldene Buch der Stadt Magdeburg eintragen werden. Das geschieht ausnahmsweise nicht im Rathaus, sondern aus Zeitgründen im Dom. Das Buch wird eigens dafür in das Gotteshaus verlagert.

Auch beim Sitzplan wird nichts dem Zufall überlassen. Die Preisträgerin Angela Merkel und die Laudatorin Dalia Grybauskaité werden in der ersten Reihe nebeneinander sitzen, flankiert vom Oberbürgermeister Lutz Trümper (rechts neben der Kanzlerin), auf der anderen Seite Ministerpräsident Reiner Haseloff.

Eine Pressetribüne für die rund 50 Journalisten steht bereits. Dazu werden Dolmetscher die Laudatio ins Englische und Deutsche und das Deutsche ins Englische übersetzen, damit alle internationalen Gäste stets über das gesprochene Wort im Bilde sind. Kopfhörer liegen dafür auf jedem der rund 500 Sitzplätze bereit.

Mondsichel- Madonna ist frei

Erwartet werden neben den Vertretern von Land, Stadt und Kirche auch diplomatische Gesandte aus Litauen, Ungarn, Tschechien, Polen, Bosnien-Herzegowina sowie aus der Slowakei und der Ukraine.

Fehlen werden die bisherigen Preisträger: Richard von Weizsäcker (2005), Vaira Vike-Freiberga (2007) und Wladyslaw Bartoszewski (2009) sind wegen anderer Termine verhindert.

Ausgeschlossen bleibt (leider) das Magdeburger Publikum. Zutritt gibt es nur auf Einladung. Eine Außenübertragung ist nicht vorgesehen. "Kanzlerin gucken" geht daher nur auf dem Weg von der Staatskanzlei zum Dom (siehe Info-Kasten unten). Das Protokoll rund um die Verleihung hat trotzdem einen praktischen Vorteil. Gestern war die Mondsichel-Madonna an der Kanzel im Dom mal wieder in voller Schönheit zu bewundern. Das Baugerüst zu ihrer Sanierung stand der Preisverleihung nämlich mitten im Weg ...