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Weniger Fälle, aber bald auchweniger Polizei

13.02.2013, 17:18

Einbrüche in Schönebeck - viele Volksstimmeleser haben sich zum Thema der Woche gemeldet. Sie haben teilweise selbst erlebt, wie Diebe zuschlagen. Oder sie fühlen sich verunsichert durch die fast täglichen Berichte in den Medien.

Schönebeck l Erhard Rhein konnte am Dienstag nur mit dem Kopf schütteln, als er in der Volksstimme den Beitrag über den Einbruch in das Gemeindehaus von St. Jakobi las. "Das ist eine schlimme Sache und macht mich richtig betroffen", sagt der Schönebecker. Erhard Rhein ist ehrenamtlich in der Kirche tätig, er verrichtet als Technikwart alle anfallenden Aufgaben Salzelmens Pfännerkirche St. Johannis. Und er kennt es nur zu gut, wenn Langfinger zuschlagen. Zuletzt erregte großes Aufsehen, als Kupferrohre von der Kirche gestohlen wurden. "Auch kürzlich gab es wieder einen Einbruchsversuch, die Täter wurden aber durch die Alarmanalge verschreckt."

Erhard Rhein ist auch Vorsitzender des größten Schönebecker Kleingartenvereins, es ist "Waldesruh" in Grünewalde. "Auch hier werden wir immer wieder Opfer von Einbrüchen und Vandalismus", sagt der Vereinschef. Erst kürzlich wurde in fünf Lauben eingebrochen. "Das ist alles nicht normal", sagt Erhard Rhein.

"Der allgemeine Trend ist rückläufig."

Durch seine Tätigkeit im öffentlichen Leben der Stadt und durch das Verfolgen der Nachrichten habe unser Leser den Eindruck gewonnen, die Straftaten würden zunehmen. Tatsächlich berichtet die Volksstimme fast jeden Tag von Einbrüchen in Häuser, Keller, Wohnungen, von Zerstörungen an Fahrzeugen, um Gegenstände aus dem Autoinneren zu stehlen, von Fahrrad- oder Benzinklau.

Vornweg: Die offiziellen Zahlen stellt das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt am 6. März vor. Die Polizei will Minister Holger Stahlknecht noch nicht vorgreifen. Am 8. März präsentiert die Polizeidirektion Nord Daten zu Straftaten und zu ihrer Aufklärung. Dann folgen die Reviere in den Kreisen. Marco Kopitz, der Sprecher des Polizeireviers Salzland in Bernburg, will dem nicht vorweggreifen. Er sagt aber. "Der allgemeine Trend ist rückläufig." Die genaue Aufschlüsselung der Tatbereich, ob Haus, Hof oder Auto, werde im März dargestellt.

Viele Gründe spielen mit, wenn es um die vielfältige Wahrnehmung von Straftaten in der Öffentlichkeit geht. Marco Kopitz erklärt, dass die Polizei viele Fälle kommuniziere, viel mehr, als noch vor Jahren. Gleichzeitig setze man aber bei den Meldungen auch Schwerpunkte, um Trend darzustellen. Auf der anderen Seite würden die Medien auf die Straftaten unterschiedlich reagieren. "Es gibt auch im Strafbereich Nachrichten, die sich besser oder schlechter verkaufen lassen." Eine Rolle bei der Fallzahl spiele nicht zuletzt auch das Anzeigeverhalten.

Erhard Rhein meint, dass nicht nur die Anzahl entscheidend sei, sondern auch die Vorgehensweisen der Täter. "Es wird ja inzwischen alles angegriffen: private Häuser, öffentliche Einrichtungen, gemeinnützige und soziale Einrichtungen. Die Unverfrorenheit nimmt zu, und die Täter nehmen in Kauf, auf andere Menschen zu treffen und sie zu gefährden." Marco Kopitz kann dazu nur schwerlich antworten. "Strafhandlungen hat es immer gegeben. Und immer wieder überraschen oder schockieren manche Handlungen wegen ihres Ausmaßes." Eine Bewertungsskala könne die Polizei nicht ansetzen. "Wir nehmen aber alle Fälle gleich ernst", sagt der Polizeisprecher.

"Wir nehmen aber alle Fälle gleich ernst."

Zum Thema der Woche hat sich auch Margit Metzkopf gemeldet. Die 62-jährige Schönebeckerin hat auch das Gefühl, dass die Straftaten in ihren Ausmaßen zunehmen. Sie fragt sich allerdings, warum die Polizei nicht stärker zu Fuß unterwegs ist. "Die Leute sehen die Beamten und fühlen sich vielleicht sicherer. Und die, die Böses im Schilde führen, sind gewarnt, weil sie sehen, da sind Streifen unterwegs." Margit Metzkopf könnte sich vorstellen, dass es auch für die Bürger einen direkten Ansprechpartner bei der Polizei geben könnte, der in der Stadt unterwegs ist.

Die Pressestelle der Polizeidirektion Nord schreibt allerdings auf Anfrage, dass das Land anderes plant: "In Bezug auf die Polizeipräsenz dürfte bekannt sein, dass die Landesregierung ein Personalentwicklungskonzept für den gesamten Öffentlichen Dienst verabschiedet hat, dass einen Personalabbau vorsieht, wovon auch die Polizei betroffen ist. Im Innenministerium ist hierzu eine Projektgruppe Polizei 2020\' eingerichtet, die in diesem Jahr März erste Ergebnisse im Hinblick auf künftige personelle Strukturen vorlegen wird."