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In der Börde ist im Mai bereits eine "Skinhead-Party" geplant / Bürgermeister entsetzt Rechter Konzertveranstalter kauft Schloss

Von Michael Bock und Yvonne Heyer 10.04.2013, 01:16

Groß Germersleben. Der bekannte Neonazi Oliver Malina hat das heruntergekommene Schloss Groß Germersleben in der Börde gekauft. Bereits für den 25. Mai plant der Konzertveranstalter auf dem Gelände eine sogenannte Skinhead-Party mit rechtsextremen Bands.

Malina ist seit Jahren als Organisator von Neonazi-Konzerten vor allem in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen aktiv. Zuletzt hatte er in Nienhagen seine Basis. Allein 2011 und 2012 veranstaltete er in dem 320 Einwohner zählenden Dorf bei Halberstadt auf einem gepachteten Anwesen zwei überregional bedeutsame Rechtsrock-Konzerte. Es kamen jeweils mehr als 1000 Teilnehmer. Doch das Bürgerbündnis "Nienhagen rechtsrockfrei" machte ihm den Garaus. Nachdem sich die Nienhagener in einer Briefwahl mit 80 Prozent gegen die Rechtskonzerte ausgesprochen hatten, wurde der Pachtvertrag gekündigt.

Malina war zum Ausweichen gezwungen. Am 21. März standen Schloss Groß Germersleben und Grundstück beim Amtsgericht Oschersleben zur Zwangsversteigerung. Der bisherige Besitzer war bereits vor Jahren abgetaucht und hatte seitdem die Grundsteuer nicht gezahlt.

Malina erhielt bei der Versteigerung den Zuschlag für einen Preis von 12000 Euro. Das Barockgebäude aus dem 16. Jahrhundert ist nach einem Brand 1999 zur Ruine verfallen. Doch für Malina und seine Rockkonzert-Pläne dürfte das keine große Rolle spielen; für ihn ist das rund 48000 Qua- dratmeter große Gelände interessant. Bereits fünf Tage nach der Versteigerung meldete er bei der Stadt Oschersleben ein Konzert in Schloss Groß Germersleben an. Bislang sind sechs Nazibands aus Europa und den USA angekündigt.

Oscherslebens Bürgermeister Dieter Klenke (parteilos) sagte: "Ich bin entsetzt." Das künftige Geschehen rund um das Schloss werde die Behörden länger beschäftigen.

Pascal Begrich, Geschäftsführer des Vereins "Miteinander", sagte, Malina habe gute Kontakte zum in Deutschland verbotenen Netzwerk "Blood Honour". "Anscheinend war der Kommunalverwaltung weder Malinas Kaufabsicht noch dessen rechtsextremer Hintergrund bekannt", erklärte Begrich. "Zumindest das Land hätte die Aktivitäten Malinas im Blick haben müssen."

Auch die Landtagsabgeordnete Henriette Quade (Linke) fragte: "Wie konnte es dazu kommen, dass das Innenministerium Malina nicht auf dem Schirm hatte?" Der Landtags-Innenausschuss werde sich in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte: "Die Verfassungsschutzbehörde erlangte durch den Hinweis eines Bürgers vom 22. März - somit einen Tag nach dem Versteigerungstermin - von dem Grundstückserwerb Kenntnis." Die rechte Szene nutze "regelmäßig mehrere Liegenschaften in Sachsen-Anhalt zu rechtsextremistischen Zwecken". Dazu würden Liegenschaften in Trebnitz (Burgenlandkreis), Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) und Halberstadt gehören.

Im Jahr 2011 habe es 16 Neonazi-Rockkonzerte gegeben. Örtliche Schwerpunkte seien die Landkreise Mansfeld-Südharz und Harz gewesen.

Malina war gestern für die Volksstimme nicht zu erreichen. Fortsetzung Seite 2