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Ausstellung in Nedlitzer Dorfkirche: Zwei Mumien im Mittelpunkt

25.04.2013, 07:26

Nedlitz - In der St. Nikolaus Kirche in Nedlitz bei Magdeburg laufen die letzten Vorbereitungen für eine besondere Ausstellung. Die Schau ist Schlusspunkt eines Projekts, in dessen Zentrum die Restaurierung zweier Mumien stand. Sie waren gemeinsam mit fünf weiteren mumifizierten Toten vor Jahren in der Kirchengruft entdeckt worden. Von Samstag an werden die natürlich konservierten Körper der Oberamtsmanns-Gattin Johanna Juliane Pforte und des Juristen Robert Christian von Hake der Öffentlichkeit präsentiert.

Pfortes Todestag jährt sich in diesem Jahr zum 260. Mail, von Hake starb vor 293 Jahren. Neben der Präsentation der Mumien widmet sich eine Ausstellung in einem extra dafür hergerichteten Raum unter anderem der dörflichen Begräbniskultur des 18. Jahrhunderts. Mumien und Ausstellung sollen Gäste in die ländlicher Idylle nach Nedlitz locken und die Kirche bekannter machen - hoffen die Initiatoren.

Experten wie der Hildesheimer Restaurator Jens Klocke vergleichen die Nedlitzer Gruftmumien wegen ihres erstaunlich guten Zustands gern mit denen aus der Kapuzinergruft in Palermo. Klocke beschäftigte sich intensiv mit der Gruft, der Kirche und den beiden toten Körpern. Er restaurierte sie auch. Den Verwesungsprozess stoppte die Natur. Die Gruft im Kirchenturm war über Jahrzehnte trocken und gut belüftet. Klocke wurde bei seiner Arbeit vom Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt in Halle und der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg unterstützt.

Initiator des Projekts "Restaurierung der Nedlitzer Mumien" ist der Förderverein der Kirche. Für die Idee, die Mumien öffentlich auszustellen, erntete der Verein auch Kritik. Vereinsmitglied Eberhard Rode will die Erhaltung der Mumien als Wahrung von Kulturgut verstanden wissen. "Das ist erlebbare, jüngere Regionalgeschichte", sagte er. Den Beschluss, die Mumien zu restaurieren, zu konservieren und auszustellen, fällte der Förderverein Anfang 2010. Rund 45 000 Euro flossen in das Projekt, ein Großteil kam aus Fördertöpfen. "Es ist fast eine Pflicht, die Mumien für die Nachwelt zu erhalten."

Zur Eröffnung will auch Sachsen-Anhalts Agrar- und Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) kommen. Bevor die Gäste einen Blick auf die Mumien hinter Glas werfen dürfen, ist eine Feierstunde geplant.