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Politik distanziert sich von Verein wegen Haltung zur Homosexualität

29.01.2014, 14:04

Magdeburg - CDU-Fraktionschef André Schröder hat sich von einem umstrittenen Verein distanziert, in dem Homosexualität laut Medienberichten als Krankheit bewertet wird. "Der Verein muss seine Position zunächst intern klären, bevor ich ihn unterstützen kann", erklärte Schröder am Mittwoch in einer Mitteilung in Magdeburg.

Schröder räumte ein, er habe sich zunächst bereiterklärt, im Kuratorium der Gesellschaft für Lebensorientierung mitzuwirken. Er habe aber bislang nie an einer Kuratoriumssitzung teilgenommen und sei auch kein Mitglied des Vereins. "Homosexualität ist keine Krankheit", bekräftigte Schröder vor Journalisten.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Christoph Bergner, bestätigte, Mitglied und im Kuratorium des Vereins zu sein. Er habe beim Thema Homosexualität allerdings klar eine andere Auffassung als der Vereinsgründer und frühere Landtagsabgeordnete Bernhard Ritter. "Ich habe immer gesagt, die These von der Therapierbarkeit Homosexueller halte ich für falsch", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Der Verein müsse nun intern einen Weg finden, mit den Ansichten Ritters umzugehen.

Die Linksfraktion beantragte für Freitag eine aktuelle Debatte über den Verein im Landtag. Die Gesellschaft dürfe künftig keine öffentlichen Mittel mehr erhalten, forderte Fraktionschef Wulf Gallert. SPD-Chefin Katrin Budde sagte: "Das ist völliger Unsinn, was da propagiert wird." Grünen-Fraktionschefin Claudia Dalbert sagte: "Ich halte das für untragbar."

Die Gesellschaft für Lebensorientierung (Leo e.V.) versteht sich nach eigener Darstellung auf ihrer Homepage als eine interkonfessionelle christliche Selbsthilfegemeinschaft. Ziele seien die Förderung von Ehe, Familie und Jugend. Das Magazin "Fakt" des Mitteldeutschen Rundfunks hatte am Dienstag berichtet, die Gesellschaft biete Seminare an, in denen Homosexualität als psychische Krankheit bezeichnet werde.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz distanzierte sich von dem Verein und den angebotenen Seminaren. Seit 1995 sei der Verein ein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. "Aufgrund der jetzt vorliegenden Erkenntnisse wird der Landkreis Mansfeld-Südharz intensiv prüfen, inwieweit der Verein noch Zuwendungsempfänger öffentlicher Gelder sein kann und ob der Verein weiterhin als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt bleiben kann", hieß es in einer Mitteilung. Im Jahr 2012 habe der Verein vom Jugendamt 800 Euro im Zusammenhang mit Förderprogrammen des Landes erhalten.

Die Arbeitsgemeinschaft Lesben und Schwulen in der SPD (Schwusos) erklärte, Homosexualität sei 1990 von der Weltgesundheitsorganisation WHO von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen worden. "Ein Verein, der dennoch deren Heilung anbietet und dafür gegebenenfalls noch Geld nimmt, sollte vielleicht unter dem Aspekt des Betruges auch von der Staatsanwaltschaft näher beleuchtet werden", erklärte der Anwalt Marcel Dörrer in einer Mitteilung der Arbeitsgemeinschaft.