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Chef de Mission Vesper: "Platz eins ist keine Utopie"

03.02.2014, 08:14

Sotschi - Der deutsche Chef de Mission Michael Vesper hält die Rückkehr auf Platz eins im Medaillenspiegel der Olympischen Winterspiele in Sotschi nicht für ausgeschlossen.

"Platz eins ist vielleicht keine Utopie, aber es wäre eine Sensation, wenn wir das schaffen würden", sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Deutschland war zuletzt 2006 in Turin mit 29 Medaillen (11 Gold, 12 Silber, 6 Bronze) die erfolgreichste Nation der Winterspiele. 2010 in Vancouver bedeuteten 30 Medaillen (10/13/7) Rang zwei hinter Gastgeber Kanada. Der DOSB-Zielkorridor für Sotschi liegt zwischen 27 und 42 Medaillen.

"Das sind Extreme, die so nicht eintreten werden", prophezeite Vesper. "30 Medaillen plus eine zu erreichen. Das wäre ein Riesenerfolg." Zumal diesmal Russland nach dem schwachen Abschneiden vor vier Jahren - Rang elf mit nur 15 Medaillen - bei den Heimspielen den Ehrgeiz haben werde, "jetzt ganz vorne zu landen." Auch Kanada, die USA und Norwegen strebten wieder nach vorne. Zudem seien herausragende Athleten wie Magdalena Neuner und Michael Greis nicht mehr dabei und ein Generationswechsel im Gange. "Junge Sportler sind nachgekommen, die hungrig sind", sagte Vesper. "Aber für viele sind es die ersten Olympischen Spiele."

Mehr Chancengleichheit sieht Vesper durch die Rekordzahl von Doping-Kontrollen vor und während der Sotschi-Spiele gewährleistet. "Eindeutig ja. Es ist zu begrüßen, dass es mehr und vor allem qualifiziertere Doping-Tests und Zielkontrollen geben wird", meinte der 61-Jährige. Überzeugt ist er, dass das deutsche Team sauber an den Start geht. "Absolut, das ist unser Ziel. Es sind nur Sportler nominiert, die nachweislich kontrolliert wurden", erklärte Vesper.

Nach der gescheiterten Olympia-Bewerbung von München um Olympia 2022 sieht er in absehbarer Zeit keine Chance mehr, Winterspiele nach Deutschland zu holen. "Für Winterspiele, denke ich, ja. Dass eine so große Organisation wie der DOSB den Traum, Olympische Spiele ins eigene Land zu holen, nicht aufgibt, ist aber auch klar", sagte Vesper.

Probleme mit der umstrittenen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, die sogar als Kandidatin für die Rolle der Fahnenträgerin gehandelt wird, erwartet er nicht. "Sie ist Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin und hat schwierige Zeiten erlebt", sagte Vesper. Der DOSB habe sie aufgrund ihrer Leistungen nominiert, und die 41 Jahre alte Berlinerin sei nun ein Teammitglied wie jedes andere. "Wir freuen uns, sie in der Mannschaft zu haben und nehmen sie mit offenen Armen auf."

Viel Lob hat "General" Vesper für den neuen DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann. "Er geht sein Amt mit großer Professionalität an", sagte er. "Er ist nicht nur angekommen, sondern bereits voll in Bewegung." Zusammen mit ihm muss er Lobby-Arbeit beim Bund betreiben, um eine adäquate Förderung für den Spitzensport in Zukunft zu sichern. Wenn die große Wirtschaftsnation Deutschland weiterhin in der Weltspitze mitmischen wolle, wäre es erforderlich, "die Leistungssportförderung bedarfsgerecht auszustatten", so Vesper.