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HSV-Revolution fällt vorerst aus - Aufsichtsrat uneins

10.02.2014, 12:56

Hamburg - Der Abgang des Aufsichtsrats war bezeichnend für die desaströse Lage beim Hamburger SV. Knapp acht Stunden stritt das Gremium am Sonntag im noblen Hotel Grand Elysee um ein Modell zur sportlichen Rettung des Abstiegskandidaten.

Dann flüchteten die Kontrolleure uneins und ergebnislos durch die Tiefgarage des Hotels. Stattdessen wurde Mediendirektor Jörn Wolf vorgeschickt, der verkündete, dass es nichts zu verkünden gibt. Die Revolution beim HSV wurde - zumindest vorerst - abgesagt. Alles bleibt beim Alten. So wird auch der umstrittene Trainer Bert van Marwijk am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen die Übermannschaft des FC Bayern München auf der Bank sitzen.

Dabei hatten einige Kontrolleure den ganz großen Schnitt beim HSV angedacht: Trainer raus, Sportchef raus, Vorstandschef raus, Vize-Vorstandschef raus. Und dann: Der vermeintliche Heilsbringer Felix Magath rein. Der Personalausschuss des Kontrollrates hatte drei Tage zuvor mit dem Umworbenen Kontakt aufgenommen. Doch für die Revolution mit dem Helden von einst als starkem Mann gab es im Aufsichtsrat offensichtlich keine Mehrheit. Acht der elf Mitglieder hätten sich dafür entscheiden müssen.

Folglich bleiben van Marwijk, Oliver Kreuzer und Carl Jarchow vorerst im Amt. Die Bedenken bei einem Umsturz: Es sind Abfindungen in Millionenhöhe zu zahlen. Geld, das der mit Verbindlichkeiten von 100 Millionen Euro belastete Verein nicht hat. Zum anderen laufen noch Verhandlungen mit Magath. Die Hoffnung des klammen HSV: Kommt Magath, fließen auch die angekündigten Millionen von dessen Fürsprecher Klaus-Michael Kühne.

In welcher Funktion der als harter Hund und Medizinball-Liebhaber bekannte Magath den HSV auf Vordermann bringen soll, ist allerdings nicht klar. Kurzzeitig, so heißt es, würde der 60-Jährige in Hamburg zwei Jobs übernehmen: die von Trainer und Sportchef. Aber Magath will eigentlich gar nicht mehr an der Außenlinie stehen und seine Kicker bei Wind und Wetter beobachten.

Bei sieben Erst- und einem Zweitligisten hat er schon auf der Bank gesessen. "Ich ziehe mich langsam aus der Trainerposition zurück", verkündete er vor sechs Wochen. Er möchte künftig einen Verein "mehr aus dem Büro heraus" leiten. "Für mich ist das eine Möglichkeit, mich noch mal zu verändern und in einer anderen Funktion als Trainer tätig zu sein." Magaths Ziel: Vorstandschef.

Der Tausendsassa, der 1983 den HSV zum Gewinn des europäischen Landesmeister-Cups schoss, hat sein Multitalent und seinen Machtanspruch mehrfach bewiesen. Trainer, Manager, Geschäftsführer, Herausgeber der Stadionzeitung war er schon in Personalunion. Um eine mögliche Entlassung des Busfahrers, so wurde einst kolportiert, wolle er sich auch persönlich kümmern.

Van Marwijk wird wohl noch zwei Chancen erhalten. Gegen die Bayern und wohl auch am Samstag beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig dürfte er auf der Bank sitzen. Im Pokalspiel muss der HSV wenigstens kämpferische Qualitäten nachweisen, mehr wird nicht erwartet. Das Abstiegsduell in Braunschweig dürfte aber zum Gradmesser für van Marwijk werden. Geht auch das Spiel verloren, wird er nicht mehr viele Fürsprecher haben.