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Boll vor schwieriger EM-Mission: Ovtcharov kommt später

23.09.2014, 18:56

Lissabon - Gewitter mit Blitz und Donner, verspätete Anreisen und Absagen - für Deutschlands Tischtennis-Teams beginnt die EM im verregneten Lissabon unter denkbar schlechten Voraussetzungen.

Der kurzfristige Ausfall von Patrick Baum und die verspätete Ankunft von Europameister Dimitrij Ovtcharov gefährden das Projekt doppelte Titelverteidigung. "Für uns ist das eine schwierige Situation", sagte Rekord-Champion Timo Boll. "Ich hoffe, dass wir zunächst mit drei Spielern auskommen und dass Dima nachreisen kann."

Der 33 Jahre alte Top-Star und sein Düsseldorfer Clubkollege Patrick Franziska trainierten als Einzelkämpfer in der Meo-Arena auf dem ehemaligen Expo-Gelände. Die gebürtigen Hessen waren mit Bundestrainer Jörg Roßkopf am Vortag aus Frankfurt/Main in die portugiesische Hauptstadt geflogen. Steffen Mengel (Bergneustadt) und das komplette Damen-Team können erst mit einem Tag Verspätung anreisen. Nach einem Blitzeinschlag war der geplante Flug von Düsseldorf nach Lissabon gestrichen worden.

"Für die Spieler ändert sich die Situation komplett. Das ist nicht einfach zu verkraften. Wir werden trotzdem versuchen, den Titel zu holen", versprach Roßkopf. Vor allem der Ausfall von Ovtcharov in den ersten Spielen wiegt auf dem Weg zum siebten EM-Titel in Serie schwer. Der Olympia-Dritte, der als einziger Akteur bei allen sechs Team-Erfolgen seit 2007 dabei war, leidet unter den Folgen einer schmerzhaften Zahnoperation. Ihm wurden vier Weisheitszähne entfernt. Er wird erst am 25. September nachreisen.

Für die erste Partie gegen Österreich am Mittwoch und die folgenden Gruppenspiele fällt Ovtcharov auf jeden Fall aus. Ob der Weltranglisten-Fünfte, der Antibiotika nehmen musste und wenig trainieren konnte, nach seiner verspäteten Anreise eingesetzt werden kann, ist noch offen. "Dima ist nur dann eine Alternative, wenn er zu 100 Prozent fit ist", erklärte Roßkopf. "Wichtig wäre es aber, einen vierten Mann auf der Bank zu haben", sagte der Coach.

Eine Nachnominierung ist laut EM-Reglement nicht möglich. "Das muss unbedingt geändert werden. Wir sind nicht die einzige Mannschaft, die mit dieser Regelung Probleme hat", schimpfte Roßkopf. Die Hauptlast im favorisierten DTTB-Team ruht nun auf Boll, der im Vorjahr bei der EM in Schwechat gefehlt hatte. Der Ausnahmekönner ist nach einem wenig erquicklichen China-Aufenthalt im Sommer, wo er als Gastspieler kaum eingesetzt wurde, besonders motiviert. "Ich fühle mich frisch und meine Form ist in Ordnung", versicherte der Linkshänder.

Für das dezimierte Herren-Team dürfte Gastgeber Portugal der härteste Titelrivale sein. Beide Mannschaften treffen bereits in der Vorrunde am Donnerstag aufeinander. Die Damen mit den Führungsspielerinnen Han Ying (Tarnobrzeg/Polen) und der deutschen Meisterin Shan Xiaona (Berlin) müssen bei ihrem EM-Kaltstart am Mittwoch gegen Frankreich und Österreich hellwach sein. Größte Konkurrentinnen des Titelverteidigers sind der viermalige Europameister Niederlande, Polen und Rumänien. "Mit dieser Mannschaft muss der Titel unser Ziel sein", sagte Bundestrainerin Jie Schöpp.