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Volleyballerin Fürst rechnet mit Trainer Guidetti ab

09.10.2014, 15:13

Dresden - Mit der schonungslosen Kritik von Führungsfigur Christiane Fürst hat die Frage nach der Zukunft von Giovanni Guidetti als Volleyball-Bundestrainer an Brisanz gewonnen.

Die Mittelblockerin rechnete nach dem enttäuschenden neunten Platz bei der WM in Italien mit dem 42-Jährigen ab, schloss eine weitere Zusammenarbeit trotz eines empfindlich gestörten Teamklimas aber nicht komplett aus.

"Das Verhältnis zu ihm hat sich in den letzten eineinhalb Jahren verschlechtert. Er hat uns Spielerinnen durch Nicht-Kommunikation und auch durch Nicht-Anwesenheit das Grundvertrauen entzogen", zitierten die "Dresdner Neueste Nachrichten" die 29 Jahre alte Führungsspielerin in einem Interview. "Giovanni Guidetti ist ein sehr guter Trainer, doch er hat sich zuletzt verändert. Und dieser Wandel war nicht gut für die Mannschaft. Es scheint so, als ob er müde und leer ist."

Guidetti hat einen Abschied trotz eines Vertrags bis 2016 nicht ausgeschlossen. "Es muss sich etwas ändern. Ich weiß noch nicht genau was, aber etwas muss sich ändern, sonst machen wir keinen Schritt nach vorne", hatte er nach dem WM-Aus erklärt und Maßnahmen wie ein härteres Durchgreifen ins Spiel gebracht.

Guidetti ist seit 2006 Bundestrainer. Die Entscheidung über Verbleib oder vorzeitigen Weggang will er nach einem Treffen mit Verbandschef Thomas Krohne bekanntgeben. Kurz nach dem Verpassen der Finalrunde in Mailand hatte Kapitänin Margareta Kozuch Guidetti vollen Rückhalt gegeben. "Die Mannschaft und ich stehen zu 100 Prozent hinter Giovanni", betonte sie.

Dass die deutschen Volleyballerinnen trotz klarem Medaillenziel gescheitert sind, ist für Fürst ein schwerer Schlag. Diese WM sei für sie ein "Tiefpunkt, weil man gemerkt hat, dass die Chemie zwischen dem Bundestrainer und der Mannschaft nicht mehr gestimmt hat. Deshalb bleibt ein bitterer Nachgeschmack", sagte die Türkei-Legionärin, die in den vergangenen drei Jahren unter Guidetti auch bei Vakifbank Istanbul trainiert hat.

Bereits lange vor der Endrunde in Italien habe sich ein schlechtes Abschneiden absehen lassen. "Es hatte sich schon in den Monaten davor angedeutet. Die Vorbereitung war nicht optimal, es gab den gesamten Sommer über keine klare Linie, es wurde keine Stammformation eingespielt und wir haben den Grand Prix nicht für die WM-Vorbereitung genutzt. Schon dort war es ein Desaster", kritisierte Fürst. "So waren wir weder individuell noch als Mannschaft bei der WM in Bestform."

Einigkeit herrscht Fürst zufolge zumindest unter den DVV-Frauen. "Wir haben uns nach der Weltmeisterschaft und einer abschließenden Ansprache von Giovanni Guidetti allein noch einmal zusammengesetzt. Da öffneten sich bei den Mädels alle Schleusen, wir haben uns den ganzen Frust von der Seele geredet und waren uns einig, dass wir weiterhin gemeinsam durch dick und dünn gehen wollen", sagte Fürst.

Ob der Italiener angesichts der heftigen Kritik das Team auch bei den nächsten Höhepunkten EM 2015 und vielleicht sogar Olympia 2016 betreuen kann, erscheint überaus fraglich. "Ich denke, Giovanni Guidetti muss einen Weg finden, wieder so mit uns zu arbeiten, wie er das früher getan hat, muss uns wieder das Vertrauen schenken, uns motivieren", forderte Fürst. "Das ist jedoch seine Entscheidung."