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Selbständig Die Prüferin der Texte

Alexandra Schröpel hat sich vor Jahren mit einem freien Lektorat selbständig gemacht.

24.08.2016, 17:54

Pömmelte l Texte sind ihre Welt. Texte, die geprüft und bearbeitet oder übersetzt werden müssen, bevor sie an die breite Öffentlichkeit gelangen. Texte, die erst noch durch die Kontrolle von Rechtschreibung, Grammatik, Stilistik und Inhalt müssen. - Alexandra Schröpel hat ein freies Lektorat. Und jede Menge zu tun.

„Ich wollte immer etwas mit Büchern und Texten machen“, sagt die 40-Jährige und fügt schmunzelnd hinzu: „Dabei komme ich aus einer Zoologenfamilie. Ich bin das Kind, das aus der Art geschlagen ist.“ Bei ihr in der Familie habe das Lesen schon immer eine große Rolle gespielt. „Wenn ich ein gutes Schulzeugnis hatte, sind wir in die Buchhandlung und ich durfte mir ein Buch aussuchen“, erinnert sie sich gerne zurück. „Mein liebstes Buch war ,Käuzchenkuhle‘. Das habe ich heute noch.“

Nach dem Abitur hat sie ein Jahr in Brooklyn, einem Stadtbezirk von New York City, gelebt. Als Au-pair-Mädchen. Das hat ihr so gut gefallen, dass ihr klar war, es soll in diese Richtung gehen. Somit studierte sie in Jena Amerikanistik mit den Nebenfächern Germanistik und Romanistik/Italienisch auf Magister. Danach hat sie in Verlagen gearbeitet, hatte mit Korrektorat (Orthografie, Grammatik, Zeichensetzung) und Lektorat (Korrektorat plus Stil und Inhalt) zu tun. Bei einem Verlag hat sie die Arbeit für wissenschaftliche Zeitschriften kennengelernt, war neben dem Lektorat auch für vieles Organisatorische zuständig. Dann das Aus - der Verlag hat seinen Sitz ins Ausland verlegt.

Das Aus dort war für Alexandra Schröpel ein Neubeginn. Sie entschied sich für den Schritt in die Selbständigkeit. Das war am 1. September 2009. Und zwar in Pömmelte. Dorthin hat es sie der Liebe wegen verschlagen.

Sie ist gern freiberuflich tätig. An Aufträgen mangelt es nicht. Derzeit lektoriert sie sieben wissenschaftliche Zeitschriften zu den verschiedensten Themen: Mikrobiologie, Heilpraktik, medizinische Physik, Geochemie, Laseranwendungen in der Medizin, Linsenherstellung. Und „Der Zoologische Garten“.

Die Zeitschrift kennt sie schon von Kindheit an. Denn sie ist die Tochter des ehemaligen Magdeburger Zoodirektors Michael Schröpel. Er hat auch viele Fachbücher geschrieben. Unter anderem den „Bildatlas der Primaten“. Den beginnt sie nun, aufgrund der großen Nachfrage, ins Englische zu übersetzen. „Mein Privatprojekt ...“

Doch sie ist nicht auf wissenschaftliche Texte spezialisiert, nimmt auch andere Aufträge gern an. Zum Beispiel Bachelor- und Masterarbeiten. „Ich schaue dann halt, was klingt holprig, welche Fragen bleiben ungeklärt, wo gibt es Widersprüche“, erzählt Alexandra Schröpel. So hat sie eine Bachelorarbeit zum Thema Ernährungswissenschaft lektoriert. „Das war etwas ganz anderes. Aber spannend.“ Oder aber den Geschäftsbericht eines Magdeburger Bankinstitutes oder Bauernkalender oder Bayrische Kriminalgeschichten.

Und wenn sie sich einen Auftrag wünschen könnte? „Ich würde gern mal so etwas wie einen ,Harry Potter‘ lektorieren. Oder noch besser: Übersetzen.“

Auch wenn die gebürtige Magdeburgerin den ganzen Tag über berufsbedingt liest, greift sie abends noch sehr gern zum Buch. Eben auch zu den besagten „Harry Potter“-Teilen. „Gefühlte 20 Mal“ habe sie diese schon gelesen.

Auf ihrem Firmenschild am Hauseingang steht in roten Buchstaben „verbum optimum“. „Das gute, perfekte, optimale Wort“, erklärt sie und merkt augenzwinkernd an: „Irgendwo wollte ich mein Lateinwissen noch unterbringen.“