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Religion Mehr Kirchen in Sachsen-Anhalt öffnen

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ist reich an Gotteshäusern - allerdings sind die für spontane Besucher zumeist geschlossen.

02.01.2017, 11:33

Magdeburg (dpa) l Ob Tourist oder jemand, der die Stille sucht: In Sachsen-Anhalt und Thüringen stehen Menschen noch viel zu häufig vor verschlossenen Kirchentüren. Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, sieht das als Defizit und fordert die Gemeinden auf, viel mehr Gotteshäuser zu öffnen. "Wir sind noch nicht besonders weit gekommen", sagte Junkermann der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg. "95 Prozent sollen Ende 2017 offen sein. Dahinter steht weniger die Zahl. Es soll vielmehr normal werden, dass die Tür offen ist. Jemand, der seine Kirche zulässt, muss es begründen können", sagte Junkermann.

Eine im Herbst gestartete Umfrage habe Anhaltspunkte gegeben, wie viele Kirchen geöffnet seien. Allerdings habe es nur zu 7,9 Prozent der Kirchen, also 319, Rückmeldungen gegeben. Davon hätten sich 34 Prozent geöffnet. Repräsentativ sei das nicht, sagte Junkermann. "Ich habe den Eindruck aus all dem, was ich aus der Landeskirche höre, dass viele noch in der Diskussion und am Überlegen sind."

"Eine sehr gewichtige Rolle spielt die Angst vor Diebstahl und Vandalismus", sagte die Bischöfin. Bei fast der Hälfte der Rückmeldungen sei das als Hemmnis zurückgemeldet worden. Diejenigen, die ihre Kirchen verschlossen hielten, würden sie auf Anfrage öffnen. "Das ist aber nicht das, was wir wollen. Da muss sich immer jemand begründen oder noch einmal mit jemandem darüber sprechen", sagte Junkermann.

Von einem neuen Versicherungsangebot erhofft sich Junkermann neuen Schub hin zu mehr offenen Kirchen. Es habe sich ein Unternehmen gefunden, das auch geöffnete Kirchen versichere. 54 Euro pro Kirchengebäude und Jahr koste das die Gemeinden. Alles, was mehr koste, trage die Landeskirche. "Ich hoffe, dass das ein Stück weit hilft, allerdings: Wenn etwas gestohlen ist, kann man es nicht so schnell wiederbeschaffen."

Grundsätzlich sagte die Landesbischöfin: "Man muss seine Angst überwinden und Vertrauen wagen. Das zeigt, dass es gut zum Reformationsjubiläum passt. Es geht darum, sich nicht von der Angst bestimmen zu lassen, sondern Vertrauen zu wagen."

27 Prozent der Antwortenden hätten angegeben, es gebe bei ihnen keinen Bedarf. "Das zeigt das Problem, dass die Gemeinden selbst oder die Gemeindeleitung noch nicht genügend im Blick haben, welchen Bedarf es gibt – gerade vielleicht bei den Menschen, die sie gar nicht kennen oder die nicht in ihrem Blick sind." Es seien nicht nur Touristen, die in die Kirchen wollten. Alle Erfahrungen in offenen Kirchen zeigten, dass natürlich die besonders frequentiert seien, die in touristischen Gegenden liegen. Aber auch in anderen offenen Kirchen zeigten die Gästebücher, dass Menschen regelmäßig ihre Gedanken, Sorgen und Bitten eintrügen.

"Die Öffnung ist ein äußerer Akt, und zugleich ist es eine innere Umkehr, sich zu öffnen. Wir haben für alle einen Auftrag." Der bestehe auch darin, Räume für Stille zu öffnen, für das Gebet oder auch um Gedanken schweifen zu lassen. "Den geistlichen Wert eines offenen Kirchenraumes haben, glaube ich, noch nicht so viele entdeckt. Es wäre schön, wenn es 2017 wieder mehr entdeckt wird." Die Kirchenräume hätten eben nicht nur einen musealen Wert, sondern sie seien ein Schatz für die Gegenwart. Junkermann hofft, dass gute Erfahrungen der offenen Kirchen Schule machen und eine Welle entsteht, die immer mehr Gotteshäuser erfasst.