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Rückblick Bürgermeister: „Schöne Kleinstadt“

Wolmirstedts Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) erläutert im Volksstimme-Interview, was die Bürger in den folgenden Monaten erwartet.

30.01.2017, 23:01

Herr Stichnoth, auf welche Veränderungen werden die Bürger im Jahr 2017 blicken?

Martin Stichnoth: Wir werden die Ohrebrücke erneuern und den letzten Bauabschnitt der Angerstraße fertigstellen. Einige Spielplätze werden neue Spielgeräte bekommen. Außerdem werden wir in Zusammenarbeit mit dem Wolmirstedter Wasser- und Abwasserzweckverband (WWAZ) mehrere Straßenzüge erneuern. Weiterhin bekommt die Schäferbreite eine neue Straßenbeleuchtung. Insgesamt fließen 70 Prozent unserer Investitionen in Straßenbaumaßnahmen.

Die Wolmirstedter haben bei der Befragung zum Stadtentwicklungskonzept die Schlossdomäne zum schönsten Ort der Stadt gekürt. Mit dem Bürgerhaus, der Schlosskapelle und der Bibliothek unterhält die Stadt dort wichtige Kultureinrichtungen. Wie geht es damit in Zeiten knapper Kassen weiter?

Träger des Bürgerhauses ist der Verein „Schranke“. Der kümmert sich um das Leben im Haus, die Stadt trägt die Betriebskosten. Im Konsolidierungskonzept ist festgeschrieben, dass der Zuschuss von 15 000 Euro im Jahr 2016 auf 10 000 Euro im Jahr 2017 sinkt. Ich habe lange mit dem Vereinsvorstand zusammengesessen und beraten. Wir waren uns einig, dass das kulturelle Leben weitergeht. Es gibt noch weitere Pläne, an deren Umsetzung Stadt und Verein gemeinsam arbeiten. Mit Hilfe des europäischen Förderprogramms Leader wollen wir ein Café im Bürgerhaus einrichten. Dafür sind 15 000 Euro berechnet, die Stadt müsste davon 7500 Euro übernehmen. Betreiber wäre nach jetzigem Stand der Schranke-Verein. Außerdem haben wir Fördermittel für eine Machbarkeitsstudie für die Schlosskapelle beantragt. Diese Studie soll aufzeigen, wie wir die Schlosskapelle weiter entwickeln können, damit sie noch besser genutzt werden kann.

In der Organisation der Bibliothek wurde nachjustiert, eine Mitarbeiterin wurde umgesetzt, die Öffnungszeiten um zwei Stunden verkürzt. Geht es noch weiter herunter?

Der Hauptpunkt ist, dass wir weiterhin eine Bibliothek vorhalten. Zudem glaube ich nicht, dass die Öffnungszeiten weiter nach unten gehen müssen, sie sollen stabil bleiben. Wir wollen eher die Organisation betrachten. Im Jahr 2015 gab es 80 Veranstaltungen in der Bibliothek und das müssen wir im Kontext zu den Öffnungszeiten sehen. Müssen wir so viele Veranstaltungen vorhalten oder halten wir die Öffnungszeiten stabil? Ich erachte die Öffnungszeiten für die Bürger als wichtiger.

Es gibt Pläne, die Bibliothek im Bahnhofsgebäude unterzubringen? Gelten die noch?

Die Pläne sind gemeinsam vom Eigentümer des Bahnhofes, dem Bodelschwing-Haus, und der Stadt beim Fördermittelgeber vorgestellt worden. Eine aktuelle Aussage zur Umsetzung kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht getroffen werden. Dazu gibt es keinen neuen aktuellen Stand.

Die Gutenberg-Schule klagt seit längerem über Platzmangel. Die Grundschule möchte mehr Räume, die Gemeinschaftsschule ist bereits teilweise in das Gebäude der ehemaligen Harnisch-Schule ausgewichen. Das Gutenberg-Schulgebäude gehört der Stadt, die außerdem Träger der Grundschule ist. Gibt es einen neuen Stand, um das Raumkonzept der Schule umzusetzen?

Dem benötigten Raumbedarf für die Grundschule wurde Rechnung getragen. Was jedoch einen möglichen Erweiterungsbau an der GutenbergSchule durch den Landkreis oder aber einen Schultausch mit der Harnisch-Schule anbelangt, so gibt es keinen neuen Stand.

 

Stadträte kritisieren immer wieder, dass die Stadt zu viel Geld für Personalkosten ausgibt. Wie sehen Sie das?

Die Verwaltung wurde bereits 2013 umstrukturiert. Dies basierte auf dem Ergebnis einer Organisationsuntersuchungen, welche der Stadtrat in Auftrag gegeben hatte. Derzeit geben wir 4,2 Millionen Euro für Personalkosten aus, die Auszahlungen im Finanzplan umfassen rund 13,8 Millionen Euro. Wir haben in der Vergangenheit durchaus Stellen abgebaut, unterliegen aber auch dem Tarifrecht. Es gab Lohnsteigerungen von 2,5 Prozent. Damit haben wir höhere Kosten ohne Stellenaufwuchs. Ziel der Verwaltung ist es auch, unsere Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss zu übernehmen um ihnen wenigstens ein Jahr Berufserfahrung zu ermöglichen. Das ist besonders wichtig, denn bis 2023 werden 17 Mitarbeiter in die Altersrente gehen. Wir müssen junge Fachleute gewinnen, um die Aufgaben weiterhin zu erfüllen.

Unter Ihrer Federführung wurde die Stelle „Wirtschaftsförderung“ geschaffen. Welche Erfolge zeigen sich?

Die Mitarbeiterin hält Kontakt zu bereits ansässigen und potentiellen Gewerbetreibenden, kümmert sich um die Ansiedlung und die Sachbearbeitung von Liegenschaftangelegenheiten. Allerdings verfügt Wolmirstedt über keine eigenen Flächen. Die Stadt kann also selbst nicht vermarkten, aber vermitteln. Die Mitarbeiterin organisiert Wirtschaftsstammtische, betreibt Akquise und arbeitet für die Stadt im Tourismusverband „Elbe-Börde-Heide“ mit. Im Februar wird dem Hauptausschuss die Arbeit detailliert vorgestellt.

Die Stadt will schnelles Internet, aber aus der Arbeitsgemeinschaft des Landkreises aussteigen. Welche Position vertreten Sie als Bürgermeister?

Die flächendeckende Versorgung mit leistungsstarkem Internet ist abzusichern. Nach dem Betreibermodell des Landkreises muss die Stadt 12,4 Millionen Euro investieren und einen Vertrag eingehen, der über 30 Jahre läuft. Zu den konkreten Inhalten fanden mehrere Informationsveranstaltungen vor Vertretern der politischen Gremien unserer Einheitsgemeinde statt. Mit dem „Für“ und „Wider“ setzten sich alle intensiv auseinander. Es gibt große Tendenzen, den bisherigen Weg zu verlassen, denn Telekommunikationsunternehmen haben inzwischen Ausbauabsichten verkündet. Sie sichern die vom Land angestrebte Versorgung mit 50 Megabit pro Sekunde ab. Der Mehrheit der Bevölkerung reicht das.

Wie ist der Stand beim Heimfall der Jahnhalle?

Der Heimfall ist beantragt. Um ein nach vorn gerichtetes Handeln zu ermöglichen, wäre es von Vorteil, 2017 eine Entscheidung zu bekommen. Unser Anwalt und der Insolvenzverwalter stehen in Verhandlungen.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, wie kaputte Bänke, die den Bürgern ein Dorn im Auge sind. Gibt es für solche anstehenden Arbeiten eine To-do-Liste?

Hier ist der Fachdienst Immobilienwirtschaft zuständig, dem der Wirtschaftshof untersteht. Dessen Mitarbeiter sammeln unter anderem kaputte Bänke ein und bereiten sie im Winter auf. Inzwischen haben wir allerdings weniger Personal im Wirtschaftshof. Deshalb sind wir für Hinweise der Bürger dankbar.

Wo, denken sie, kann Wolmirstedt besser werden?

Wolmirstedt ist eine schöne Kleinstadt. Wir haben sehr aktive Vereine mit einem tollen Vereinsleben. Ich denke da zum Beispiel an den Tischtennisclub oder den Kanuverein mit seinem Großbootcup. Auch unsere Feuerwehren sind sehr aktiv, die Allgemeine Wohnungsgenossenschaft ebenso, auch Webers Hof... Es gibt so viele Angebote, die in diese Region passen. Ich bin mit unserer Stadt zufrieden. Viele wünschen sich, dass der Boulevard belebter wird und sich in der Innenstadt mehr Geschäfte ansiedeln. Doch das liegt an uns. Wir selbst müssen hier einkaufen, damit unsere Geschäfte existieren können. Ich wünsche mir außerdem dass wir die Leerflächen in der Stadt schließen. Diese sind in erster Linie Lebens- und Wohnstandorte. Die Wolmirstedter Wohnungsbaugesellschaft als Eigentümerin erarbeitet dazu bereits ein entsprechendes Portfolio zur Entwicklung. Es gibt einen starken Mittelstand und beste Voraussetzungen für gutes Wohnen und Leben. Dazu tragen auch unsere Bildungseinrichtungen und Kitas bei. Baugebiete wie der Lindhorster Weg und der Bereich an der Kegelhalle sind ausgewiesen und werden von aktiven Bauträgern zügig entwickelt. Auch das Krankenhausgelände wollen wir kurzfristig bebauen lassen.

 

Der Hausärztemangel macht vielen Bürgern zu schaffen. Als Ergebnis des Port-Projektes, das Abhilfe schaffen sollte, ist ein Verein gegründet worden. Sie sind stellvertretender Vorsitzender. Worin sehen Sie Ihre Aufgabe?

Ich sehe mich als Multiplikator. Wie die medizinische Versorgung verbessert werden kann, sollten wir den Fachleuten wie Ärzten, überlassen. Ich kann dazu beitragen, anstehende Probleme auf Verwaltungsebene zu lösen, kann vermitteln, dass die Kommune dahinter steht. Die Hauptaufgabe des Vereins sehe ich darin, herauszufinden, was zusammenspielen muss, damit Ärzte sich in der Stadt niederlassen. Dazu suchen wir den Schulterschluss mit der Kassenärztlichen Vereinigung. Auf jeden Fall wollen wir die medizinischen Sonntage weiter etablieren, vielleicht von Studenten organisieren lassen.

Sie haben die Idee eingebracht, Bürger an der Grünpflege der Stadt beteiligen zu lassen. Bleiben sie dabei?

Ich glaube immer noch daran, wir wollen das auch gerne bewerben. Bei der Grünpflege durch Bürger reden wir über kleine Flächen. Vereine setzen das Konzept bereit erfolgreich um. Ehrenamtliche pflegen bereits in einzelnen kleinen Projekten Grünflächen. Außerdem: Wenn wir über Personalkosteneinsparung reden, brauchen wir Unterstützung aus der Bevölkerung. Unter dem Slogan „Wolmirstedt putzt sich“ soll in diesem Jahr ein Aktionstag im Bereich der Schlossdomäne, der Ohrepromenade und des Boulevards durchgeführt werden.

Wagen wir einen Blick zurück auf 2016? Was sehen Sie gerne in der Chronik des vergangenen Jahres?

Es gab sehr viele Höhepunkte, vor allem die Fertigstellung des Deiches. Für den Schutz unserer Einheitsgemeinde der größte Meilenstein. Außerdem haben wir die Außenanlage der Kita Farsleben neu angelegt, die Farsleber Feuerwehr bekam ein neues Löschfahrzeug, die Kleine Geschwister-Scholl-Straße mit dem Birkenweg und dem Kastanienweg wurden grundhaft saniert, auch der Umbau der Kita Storchennest wurde abgeschlossen.

Auf welche Höhepunkte können sich die Bürger 2017 freuen?

Die Feuerwehr in Mose feiert ihr 80-jähriges Bestehen, die Glindenberger Feuerwehr wird 130 Jahre alt. Die Ohreclassic wird wieder in Wolmirstedt ausgerichtet, außerdem die Deutsche Jugendmeisterschaft im Tischtennis, der Großbootcup... Und es gibt wieder ein Stadtfest und viele Veranstaltungen in den Ortsteilen.