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Autotest E-Wende: Ist beim Twingo jetzt alles im grünen Bereich?

Das wurde auch langsam Zeit: Nachdem es den Zwillingsbruder Smart Forfour schon seit Jahren mit Akku-Antrieb gibt, rüstet jetzt auch Renault den Twingo um. Mit besserer Batterie und neuerem Motor wird aus ihm nun ein richtig vernünftiges Elektro-Auto mit Spaßfaktor.

03.02.2021, 03:06
Renault
Renault Renault

Berlin (dpa-infocom) – Als Charmeur für die Stadt und als kleinstes Mitglied der Familie hat sich der winzige Renault Twingo in den letzten 20 Jahren einen großen Namen gemacht. Jetzt soll der Cityflitzer auch noch mit einem grünen Image punkten. Denn als Alternative zum Benzintank bauen die Franzosen nun Batterien ein und verkaufen den Twingo zu Preisen ab 24.790 Euro als "ZE" mit Elektroantrieb.

Doppelt so teuer und trotzdem billig

Zwar kostet der kleine Stromer damit fast doppelt so viel wie ein vergleichbarer Verbrenner. Doch solange der Staat knapp 10.000 Euro Zuschuss zahlt, die Wallbox subventioniert wird und es bei vielen Energieversorgern für Autofahrer auch noch günstigeren Strom gibt, kommen damit selbst kühle Rechner auf ihre Kosten.

Anders als größere Modelle wie der Zoe aus den eigenen Reihen, der VW ID3 oder gar die Luxusliner von Tesla und Co versucht der Twingo dabei gar kein vollwertiges Alltagsauto zu sein. Vielmehr wurde er als klassischer Zweit- oder Drittwagen konzipiert, was sich vor allem beim Antrieb bemerkbar macht: Der Motor leistet gerade mal 60 kW/82 PS, der Akku hat lediglich 21,4 kWh und die Normreichweite liegt bei 190 Kilometern – selbst der kleinste Tesla bietet die dreifache Kapazität und kommt mehr als doppelt so weit. Aber erstens wiegt der Twingo nicht einmal die Hälfte und braucht deshalb nicht so viel Energie. Erst recht nicht in der Stadt, wo der Akku auch mal für 250 Kilometer reicht. Zweitens sind die meisten Stadtfahrten ohnehin nur Kurzstrecken. Und drittens sinkt mit der Batteriekapazität die Ladezeit: Obwohl der Twingo nur mit Wechselstrom lädt, zeigt der Bordcomputer nach einer Stunde 84 Prozent.

Wenn aus Bescheidenheit Begeisterung wird

So bescheiden die Eckdaten auf dem Papier wirken mögen, so begeistert bewegt man sich im Twingo durch den Großstadtverkehr. Nicht nur, dass endlich das nervige Schnattern des Dreizylinders verstummt ist. Mit dem ausgesprochen spontanen Antritt, dem durch die drei Zentner schwere Batterie deutlich niedrigeren Schwerpunkt und dem konkurrenzlos kleinen Wendekreis wird der Twingo zum Champion der Rushhour: Keine Lücke ist ihm zu klein, keine Kurve zu eng und keine Grünphase zu kurz, als dass er sich nicht schnell einen kleinen Vorsprung sichern könnte. Erst recht nicht, wenn man in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 50 ist. Selten hat der Stadtverkehr so viel Spaß gemacht. Und dass es jenseits des Ortsschildes ein bisschen zäh wird, dass auf der Autobahn bei 135 km/h Schluss ist und dass die Reichweite dann schnell dahinschmilzt – all das verzeiht man dem Twingo. Denn fürs Landleben oder die Langstrecke ist er ohnehin nicht gemacht – egal mit welchem Antrieb.

Minimalismus bei Platz und Ambiente

Während andere Autos gerne alle Bedürfnisse befriedigen wollen, regiert im Twingo seit jeher ein bewusst gewählter Minimalismus. Das zeigt sich in erster Linie beim Platzangebot. Denn was will man von einem Viertürer erwarten, der gerade mal 3,60 Meter lang ist und 2,49 Meter Radstand hat? Doch zumindest der Kofferraum, unter dem bislang der Verbrenner knurrte, wird sogar etwas größer, legt gut zehn Prozent zu und fasst nun mindestens 219 Liter. Zum Reisen ist das immer noch zu wenig, aber als Einkaufswagen taugt der Twingo damit besser denn je.

Abstriche gibt es auch bei Ambiente und Ausstattung: Denn die kunterbunte Plastiklandschaft erinnert an ein Spielzeugauto. Die Fenster im Fond können aus Kostengründen nicht einmal herunter gekurbelt, sondern nur ausgestellt werden. Und auch wenn das Infotainment-System nun mit einer App verknüpft ist, über die man aus der Ferne das Laden organisieren kann, wirkt der Touchscreen vergleichsweise konventionell.

Fazit: Weniger ist mehr

Das Ringen um Reichweite hat Elektroautos zu einem teuren Vergnügen gemacht, und die riesigen Akkupakete bei Tesla und Co sind mindestens genauso unvernünftig wie der Achtzylinder in einem SUV. Doch mit dem elektrischen Twingo rudert Renault zurück, verabschiedet sich vom Wettrüsten und beweist, dass weniger manchmal noch immer genug ist. Denn mehr Auto ist in der Stadt überhaupt nicht erforderlich.


Datenblatt: Renault Twingo Electric


Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

© dpa-infocom, dpa:210114-99-25206/8

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