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City-Stromer für 7000 Euro Kleiner Freund für die Großstadt: Der Citroën Ami im Test

Citroën macht Schluss mit dem Wettrüsten bei den Elektroautos. Statt mit riesiger Reichweite, Power und Prunk will der Ami mit großem Charme und kleinem Preis punkten. Gelingt ihm das?

23.09.2020, 03:34
Citroën S.A.
Citroën S.A. Citroën S.A.

Berlin (dpa-infocom) - Citroën startet eine elektrische Charmeoffensive und bringt als grüne Alternative zum konventionellen Kleinwagen den Ami auf den Weg: Aufs wesentliche reduziert, keine 7000 Euro teuer und schon für Jugendliche freigegeben, soll er ab dem Frühjahr die Stadt erobern und dem Renault Twizy und dem Smart das Leben schwer machen.

Winzling mit viel Platz und wenig Ausstattung

Dabei setzen die Franzosen vor allem auf eine coole Form und maximalen Raum, denn nicht umsonst sieht der Ami aus wie ein Kastenwagen in Miniformat. Und obwohl er mit seinen 2,41 Metern noch 30 Zentimeter kürzer ist als ein Smart, bietet er genügend Platz für zwei Passagiere und schluckt auch ohne Kofferraum ein paar Einkaufstüten - die man praktischerweise an den stabilen Haken vor dem Beifahrer hängt. Selbst für Koffer gibt es einen stabilen Stellplatz im Fußraum.

Abgesehen von ein paar bunten Aufklebern, einem portablen Bluetooth-Lautsprecher und ein paar Kunststoffbehälter als Ersatz fürs Handschuhfach war es das allerdings auch schon mit der Ausstattung. Assistenzsysteme gibt es keine, Airbag, ABS und ESP ebenso wenig. Die Fenster brauchen keine Elektrik, weil sie wie bei der Ente nach oben geklappt werden. Und sowohl für die Heizung als auch die Lüftung gibt es nur zwei Einstellungen: An oder Aus.

Gelebte Minimalismus beim Motor

Minimalismus regiert auch unter der Kunststoffkarosse, die über einen stabilen Stahlrahmen montiert wurde. Weil mehr als 45 km/h in dieser Fahrzeugklasse nicht erlaubt sind, reichen dem kleinen Freund ein E-Motor mit 5 kW/8 PS vorn und ein 5,5 kWh kleiner Akku im Heck. Das ist nicht einmal ein Drittel dessen, was sonst Plug-in-Hybride nutzen, von reinen Akku-Autos ganz zu schweigen. Dafür sind 75 Kilometer Normreichweite dann fast schon stattlich. Und außerdem hält das die Standzeiten im Zaum: Obwohl nur auf die Haushaltssteckdose ausgelegt und lediglich mit einem Adapter an die öffentliche Ladesäule zu stöpseln, ist der Ami nach drei Stunden wieder fit für die nächste Stadtrundfahrt.

Nicht nur von den Passanten wird kleine Franzose mitunter fröhlich bewundert. Auch beim Fahrer kommt zunächst viel gute Laune auf. Denn mit seinem winzigen Wendekreis ist der Ami ungeheuer handlich, und das Parken macht endlich wieder Spaß, weil man überall eine Lücke findet. Mit der Zeit verliert das Miniauto allerdings seinen Reiz. Zu laut dröhnen die kleinen Rädchen in der kaum isolierten Kabine, und zu oft fühlt man sich als Hindernis im fließenden Verkehr. Schließlich bewegen sich die anderen Autos mit einigen Stundenkilometern mehr um einen herum. Immerhin lässt sich dies leicht ausblenden, weil Citroën den Rückspiegel weggelassen hat.

Nur 250 Teile und keine 500 Kilo

So unkonventionell wie das Konzept ist auch die Konstruktion. Denn der Ami besteht gerade mal aus 250 Teilen und wiegt mit seinen nicht einmal 500 Kilo etwa so viel wie eine Ente vor 70 Jahren. Die Karosserie ist aus Plastik und dass die linke Tür nach vorn und die rechte nach hinten öffnet, ist ebenfalls dem Rotstift geschuldet. So passt das gleiche Bauteil auf beiden Seiten. Während man das noch mit einem Augenzwinkern duldet und sich von den Schlaufen anstelle der Türgriffe an puristische Supersportwagen erinnert fühlt, lässt sich das insgesamt spartanische Ambiente nicht übersehen.

Ja, 7000 Euro sind für ein Auto relativ wenig Geld. Aber auch für diesen Betrag kann man weich gepolsterte Sitze und ansprechende Konsolen erwarten. Diese Diskussion führt man aber nicht mit einem Händler, sondern allenfalls mit einem Online-Berater. Denn den Ami verkauft Citroën allein übers Internet und liefert ihn dann wie ein Amazon-Päckchen frei Haus. Nur auf besonderen Wunsch kann man ihn auch im Autohaus übernehmen.

Fazit: Viel Charme, aber wenig Chancen

Er ist ohne jeden Zweifel eines der winzigsten und zugleich witzigsten Elektroautos am Markt. Doch so sinnvoll dieser kleine Kasten in großen Städten auch sein mag, außerhalb von Sharing-Flotten wird er es schwer haben. Denn für einen Zweit- oder Drittwagen ist er wohlmöglich immer noch teuer. Und selbst wenn er in die kleinste Lücke passt, brauchen Städter für ihn einen weiteren Stellplatz und obendrein einen mit Steckdose. Das dürfte die Zahl der Interessenten deutlich einschränken.

Datenblatt: Citroen Ami

© dpa-infocom, dpa:200915-99-567197/16

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