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Städte-Ranking Pendler im Corona-Jahr fast einen Tag weniger im Stau

Corona hat den Verkehr ausgebremst und die Staus verringert. Wer mit dem Auto zur Arbeit pendelte, konnte 2020 in einigen Städten übers Jahr gerechnet fast einen Tag an Zeit sparen. Staufrei war die Fahrt aber bei weitem nicht.

Von Christof Rührmair, dpa 09.03.2021, 10:35
Michael Kappeler
Michael Kappeler dpa

München (dpa) - Stau auf dem Weg zur Arbeit, Stau auf dem Weg nach
Hause: Auch im Corona-Jahr 2020 blieb das vielen Pendlern nicht
erspart, obwohl Beschränkungen und Homeoffice für deutlich weniger
Verkehr sorgten.

In der deutschen Stau-Hauptstadt München verloren Pendler so über das
Jahr hinweg im Schnitt 65 Stunden, wie aus einer am Dienstag
veröffentlichten Analyse des Verkehrsdatenanbieters Inrix hervorgeht.
Das ist allerdings fast ein Tag weniger als 2019, als der typische
Münchner Pendler noch 87 Stunden einbüßte. Und auch in anderen
deutschen Städten sank der Zeitverlust.

Stärkster Rückgang in Frankfurt/Main und Düsseldorf

Den stärksten Rückgang gab es in Frankfurt/Main und Düsseldorf, wo
die Pendler jeweils 23 Stunden weniger verloren. Bundesweit am
stärksten leiden nach wie vor die Münchner unter Staus. Nummer zwei
bleibt Berlin mit 46 Stunden - immerhin 20 weniger als im Jahr davor.
Dahinter folgt Nürnberg: Weil der Zeitverlust dort nur um 7 auf 35
Stunden sank, springt die Stadt vom sechsten auf den dritten Platz
der Stau-Städte. Hamburg liegt mit 33 Stunden auf Rang vier vor
Leipzig (31), Freiburg (30), Hannover (28), Düsseldorf und Bremen mit
je 27 Stunden sowie Stuttgart mit 26.

Der Grund für den Stau-Rückgang ist schnell gefunden: Die
durchschnittliche tägliche Fahrleistung sank deutlich - bei den zehn
belastetsten Städten um Werte zwischen 12 und 25 Prozent. "Das
Corona-Virus verändert die Art und Weise, wann, wo und wie wir uns
bewegen", sagt Bob Pishue, Verkehrsanalyst bei Inrix. "Die
morgendlichen Pendlerströme in die Städte gingen weltweit zurück, da
die Menschen ihre Fahrten zu Büros, Schulen, Einkaufszentren und
anderen öffentlichen Orten reduzierten."

Weltweit höchster Zeitverlust

Den weltweit höchsten Zeitverlust durch Staus ermittelte Inrix 2020
in der rumänischen Hauptstadt Bukarest mit einem Zeitverlust von 134
Stunden. Dahinter folgt Bogota in Kolumbien mit 133 vor New York und
Moskau mit je 100 Stunden. Im Vergleich dazu kommen die deutschen
Autofahrer noch glimpflich davon. Allerdings rückten einige deutsche
Städte im weltweiten Stau-Ranking hoch - München beispielsweise von
Platz 47 auf 20.

Auch andere Unternehmen und Organisationen nehmen regelmäßig die
Stau-Dichte in Deutschland unter die Lupe - mit anderen Methoden und
teils unterschiedlichen Ergebnissen. So kam der Karten-Spezialist
TomTom zum Ergebnis, dass vergangenes Jahr Berlin vor Hamburg,
Wiesbaden, Nürnberg und Stuttgart am schlimmsten von Staus betroffen
war. München kommt hier erst auf Platz sieben. Der ADAC wiederum
betrachtet die Stau-Intensität auf Autobahnen, die meisten gibt es in
Nordrhein-Westfalen und Bayern. Auch in diesen Untersuchungen war das
Stau-Aufkommen aber klar rückläufig.

Stau-Rankings nur Hinweise

Experten sehen Stau-Rankings mit gemischten Gefühlen. So findet
Justin Geistefeldt, Professor für Verkehrswesen an der
Ruhr-Universität Bochum, sie grundsätzlich "ein Stück weit
problematisch", weil sie Besonderheiten der einzelnen Städte nicht
ausreichend berücksichtigten. "Die Platzierung im Ranking sagt wenig
über die Qualität des Verkehrsmanagements oder das Angebot
alternativer Verkehrsmittel aus", sagt er. Dennoch lieferten die
Studien gewisse Hinweise: "Es gibt kaum eine bessere Datengrundlage,
um das Stau-Geschehen zu bewerten."

Inrix betrachtet für seine Erhebung typische Pendlerstrecken in den
untersuchten Städten und berechnet, wie viel Zeit Autofahrer dort
durch Staus verlieren. Das Unternehmen verkauft Verkehrsanalysen und
Dienstleistungen für vernetzte Autos an Verwaltungen und Unternehmen.
Je größer die Stau-Probleme erscheinen, desto besser sind seine
Geschäftsaussichten.

© dpa-infocom, dpa:210309-99-746381/6

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