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Award vergeben Fachwerk mit Berliner Raumhöhe

Nadine Wagener und Dietmar Siptroth erhielten in diesem Jahr den ersten Stiftungs-Award des Gründungsvereins der Stadtstiftung Tangermünde.

Von Anke Hoffmeister 27.06.2016, 01:01

Tangermünde l Als einen „Riesenklotz“ hatte Laudator Rudolf Opitz dieses Haus während der Preisverleihung bezeichnet. „Ich weiß, was die Bauherren durchlebt haben, weil ich selbst in diesem Bereich wohne.“ Die Sanierung eines Fachwerkhauses sei finanziell und baulich immer ein Abenteuer. Viele Jahre sei das Haus Kirchstraße 4 „eines der Sorgenkinder in der Stadt“ gewesen. Es stand lange Zeit leer –vielleicht acht oder zehn Jahre, haben die heutigen Eigentümer herausgefunden.

Dietmar Siptroth kommt aus der West-Altmark, Nadine Wagener aus Berlin. „Irgendwo in der Mitte wollten wir uns treffen“, erzählt sie. Zwar sei Tangermünde nicht ganz die Mitte, doch ein schöner Ort zum Leben, gesteht sie.

Ende 2007 hatten sie sich auf die Suche nach dem passenden Objekt begeben. Vor der Kirchstraße 4 blieben sie stehen. Das Einzeldenkmal hatte auf das Paar eine Anziehungskraft. „Dieses Haus hat Berliner Raumhöhe“, nennt Siptroth einen Grund für diese Entscheidung. 3,50 bis vier Meter seien die Räume hoch, und genau das lieben die beiden.

Seit Mitte 2008 lebt das Paar in der Kaiserstadt. Bis dahin hatte es sich einen Teil des Hauses zum Wohnen hergerichtet. Dann begann die Sanierung des Objektes, Schritt für Schritt. „Der hintere Teil des Hauses war stark sanierungsbedürftig“, erinnert sich der Steinmetz, dessen Partnerin im selben Beruf tätig ist. Auch gab es sonst nichts Neuzeitliches in diesem Haus. Zwei riesige Schornsteine hatte das Fachwerkobjekt aus dem Jahre 1711. Sie blieben auch mit dieser Sanierung erhalten.

Fachwerk, das in früheren Zeiten hinter Spanplatten verschwunden war, haben die beiden wieder freigelegt. Alte Dielung wurde aufgearbeitet. Auch die Eingangstür erstrahlt in neuem Glanz. „Oft haben wir acht Schichten Tapete abreißen müssen, eine alte Socke gefunden, die sicher zur Dichtung eingeschoben wurde“, erinnern sich beide an das Abenteuer „Sanierung“.

Seit dem vergangenen Jahr ist die rechte Seite des Erdgeschosses nach einiger Zeit der Ideenfindung mit dem „WtB“ – dem Geschäft für Waren des täglichen Bedarfs – ausgefüllt. „Es war von Anfang an klar, dass es ein Wohn- und Geschäftshaus werden soll“, erklärt Siptroth. Für Lebens- und Genussmittel hat sich Nadine Wagener entschieden, weil der kleine Laden auf der Marktecke vor wenigen Jahren schloss.

Eine Galerie mit ständiger und wechselnder Ausstellung entsteht links vom Eingang. Hier kommt, wie auch sonst im Haus, Lehmputz zum Einsatz. Im Obergeschoss wohnen Nadine Wagener und Dietmar Siptroth auf 120 Quadratmetern.

Im Übrigen darf das Paar die Auszeichnung mit dem Stiftungs-Award ganz unkompliziert ohne Bauantrag an der Fassade des Hauses anbringen.